Rheinland-Pfalz

2200 e-Medikationspläne getestet

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Berlin -

Patienten in Deutschland sollen künftig einen elektronischen Medikationsplan bekommen. Dass dieses Vorhaben in der Praxis funktioniert, konnte jetzt in Rheinland-Pfalz gezeigt werden. Sowohl die Patienten als auch Ärzte und Apotheker hätten Praxistauglichkeit, Akzeptanz und Nutzen des Plans bestätigt, erklärte die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD).

Das Modellprojekt mit dem Titel „Vernetzte Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) mit dem elektronischen Medikationsplan in Rheinland-Pfalz“ war im März 2015 gestartet und im vergangenen Jahr noch einmal verlängert worden. Ziel des gemeinsamen Projekts von Universitätsmedizin Mainz, Techniker Krankenkasse und Landesapothekerkammer war es, unerwünschte Wirkungen, Doppelverordnungen und Wechselwirkungen zu vermeiden.

Rund 600 Patienten, die aus dem Krankenhaus entlassen wurden, erhielten einen Plan in ausgedruckter Form. Genutzt wurde der bundeseinheitliche Medikationsplan, den Apotheker, Ärzte, Kliniken, Patientenvertreter und Pflegekräfte im Rahmen des Aktionsplans Arzneimittelsicherheit (AMTS) gemeinsam erarbeitet haben. Darauf waren Form, Dosierung, Stück, Hinweise und Wirkung der Medikamente notiert.

Erstellt wurde der elektronische Medikationsplan von Apothekern an der Uniklinik Mainz sowie an den Standorten Bad Kreuznach, Kaiserslautern, Koblenz und Trier. Anschließend wurden sie über sechs Monate weiter betreut. Zur Erstellung und Aktualisierung konnten Krankenhaus-, Haus- und Fachärzte sowie Klinik- und Vor-Ort-Apotheker über ein Webportal auf den Plan zugreifen. Dazu musste der QR-Code eingescannt und vom Patienten mittels PIN freigegeben werden.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden insgesamt knapp 2200 derartige Übersichten mit rund 23.500 dokumentierten Arzneimitteln erstellt. 500 Hausärzte und 327 Apotheken machten mit. Für die Teilnahme erhielten sie eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 30 Euro pro Patient und Quartal. Ein Abschlussbericht zu den Ergebnissen liegt noch nicht vor.

Die Gesamtkosten von rund 590.000 Euro wurden zu großen Teilen – rund 300.000 Euro – aus Landesmitteln finanziert; zur Verlängerung kamen noch einmal 70.000 Euro hinzu. Die Universitätsmedizin als projektdurchführende Instanz trug knapp 240.000 Euro, die TK 45.000 Euro und die Apothekerkammer 3000 Euro. Die Untersuchung war ein Teilprojekt des Zukunftsprogramms „Gesundheit und Pflege – 2020“ des Gesundheitsministeriums.

„Die umfassende Information der weiterbehandelnden Ärzte und Apotheker sowie die gute Betreuung und Aufklärung der Patienten hat für uns einen hohen Stellenwert. Der Medikationsplan ist ein sehr gutes Beispiel dafür, denn er trägt entscheidend zur Arzneimitteltherapiesicherheit und damit zur Patientensicherheit bei. Patienten fühlen sich besser über ihre Arzneimitteltherapie informiert und Ärzten und Apothekern hilft der Medikationsplan, die Verordnung von Medikamenten zu optimieren“, so Professor Dr. Babette Simon, Vorstandsvorsitzende und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz.

Jörn Simon, Leiter der TK-Landesvertretung Rheinland-Pfalz, betonte: „Wenn es darum geht, die Versorgung der Menschen zukunftssicher zu gestalten, ist die TK vom Potenzial telemedizinischer Konzepte überzeugt und Vorreiter vieler digitaler Angebote. Aus diesem Grund unterstützen wir gerne das Projekt zur 'Vernetzten Arzneimitteltherapiesicherheit'. Denn mit der Nutzung eines elektronischen Medikationsplans wird hier die Patientensicherheit auch digital gestärkt.“

„Das richtige Arzneimittel in der richtigen Dosierung zum richtigen Zeitpunkt einzunehmen, ist die Herausforderung für jeden älteren Patienten, der mit mehreren Medikamenten behandelt wird. Apotheker unterstützen sie dabei. Denn sie sind die Experten für Arzneimittel und verbessern im heilberuflichen Netzwerk die Arzneimitteltherapiesicherheit. Durch das Modellprojekt wurden Krankenhäuser, Hausärzte und Apotheker besser vernetzt. Davon profitieren die Patienten unmittelbar“, stellte Dr. Andreas Kiefer, Präsident der Bundes- und Landesapothekerkammer, heraus.

Der Direktorin der Apotheke der Universitätsmedizin Mainz, Professor Dr. Irene Krämer, zufolge, haben die Patienten vom elektronischen Medikationsplan profitiert: „Die Krankenhausapotheker haben die Patientinnen und Patienten bei ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus über alle einzunehmenden Medikamente informiert und den Stammapotheken und Hausärzten den Medikationsplan zur Information und Weiterbearbeitung zur Verfügung gestellt. Gemeinsam waren wir stark zum Wohle des Patienten.“

Trotz der guten Ergebnisse des Pilotprojektes bleibt die bundesweit flächendeckende Umsetzung des elektronischen Medikationsplans zu Beginn des nächsten Jahres technisch und datenschutzrechtlich eine große Herausforderung: „Es wird zweifelsfrei noch vielfältige Aufgaben bei der Umsetzung des elektronischen Medikationsplanes in der Regelversorgung geben. Aber ich bin überzeugt, dass unsere guten Projekterfahrungen aus Rheinland-Pfalz entscheidend zu einer Lösung in der Arzneimittelversorgung bundesweit beitragen können“, resümierte die Ministerin.

Seit Oktober vergangenen Jahres hat jeder gesetzlich versicherte Patient, der drei oder mehr Arzneimittel einnehmen muss, Anspruch auf einen Medikationsplan durch einen Arzt oder Apotheker. Die Umsetzung läuft schleppend, auch weil die Ärzte nur eine minimale Vergütung erhalten.

Ab 2018 soll der Plan nicht nur ausgedruckt, sondern zusätzlich auch bundesweit auf der elektronischen Gesundheitskarte gespeichert werden, wie es das E-Health-Gesetz vorsieht. Dafür will Rheinland-Pfalz seine Ergebnisse aus dem Testlauf einbringen.

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