Drogerieketten

Apotheker freut sich über neuen Müller-Markt

, Uhr
Berlin -

Schräg gegenüber der Farma-Plus Apotheke im brandenburgischen Rangsdorf hat in einem Center eine Müller-Filiale eröffnet. Inhaber Holger Thomas fürchtet die Drogeriepreise nicht, sondern versteht den neuen Nachbarn als Aufwertung des Standortes. Ärgerlich sei jedoch, dass in den Regalen zahlreiche Apothekenmarken präsentiert werden.

Seit fast zehn Jahren ist Thomas Center-Apotheker. Mit Farma-Plus setzt er auf eine preisaktive Strategie, in allen drei Apotheken. Zwei Standorte betreibt er in Berlin, der Betrieb in Rangsdorf liegt direkt am Eingang des Südring-Centers. Mitte August eröffnete Müller mit einer 10-Prozent-Rabattaktion während der ersten beiden Tage. Der rund 1400 Quadratmeter große Markt wirbt damit, dass rund 3000 Artikel dauerhaft im Preis reduziert und in Deutschland kaum günstiger zu finden seien.

Im Hautpflege-Regal werden unter dem Stichwort „Medizinische Pflege“ zahlreiche Marken aus der Offizin präsentiert, die laut Herstellerangaben apothekenexklusiv vertrieben werden. Unter den Produkten sind Bepanthen und Bepanthol (beides Bayer), La Roche-Posay und Vichy (beides L’Oréal), Eucerin (Beiersdorf), Allgäuer Latschenkiefer und Medipharma (beides Dr. Theiss Naturwaren), Ladival (Stada), Eubos (Dr. Hobein), Frei Öl (Apotheker Walter Bouhon), Bioderma (Aktiv-Derma) und Luvos (Heilerde-Gesellschaft Luvos Just).

Die Marken werden mit dem Schild „Bekannt aus Ihrer Apotheke“ beworben. Bei Vichy trägt Müller noch dicker auf: Die Aufbaupflege Nutrilogie sowie die Anti-Aging-Creme Liftactiv werden mit dem Preisschild „Dauertiefpreis“ zwischen 17,50 und 23 Euro angepriesen. Den Preiskampf scheut Thomas nicht. „Die Preise sind bei mir fast gleich.“ Nur die Olivenöl-Serie Medipharma werde relativ günstig angeboten. Die Gesichtscreme kostet knapp 11 Euro, die Augenpflege rund 15 Euro.

Thomas will sich die Preise und die Strategie der Filialleitung zunächst einmal ansehen. „Im Zweifelsfall könnte ich mir vorstellen, meine Preise anzupassen“, sagt er. Auch Marketingaktionen wie eine Gegenüberstellung der Apotheken- und Drogeriepreise seien vorstellbar. Generell begrüßt er die Eröffnung. „Müller ist ein Frequenzbringer und macht den Standort attraktiver.“ Gegen Drogerien sei an sich nichts auszusetzen, da sie zahlreiche Produkte wie Waschmittel und Schreibwaren verkauften, die es ohnehin nicht in der Apotheke gebe.

Doch der Pharmazeut sieht auch negative Aspekte: „Ärgerlich ist der Mitnahmeeffekt.“ Die Kunden gingen in einer Drogerie davon aus, dass das Sortiment an sich billiger sei. Ein Aufreger ist Thomas die Depotvertrag-Thematik. „Die Firmen zwingen uns, zu unterschreiben und die Marken tauchen trotzdem im Drogeriemarkt auf.“ So richtig gingen die Hersteller nicht gegen schwarze Schafe vor. „Vielleicht wäre es jedoch noch viel schlimmer, wenn es die Verträge gar nicht gäbe.“

Woher die Drogerien die Ware bekommen, wird nicht verraten. Zuletzt erwischte Beiersdorf einen Apotheker aus dem Raum Köln, der Eucerin an einen Zwischenhändler weiterverkauft haben soll. Die Ware landete dem Hamburger Konzern zufolge letztlich bei dm und wurde über den Online-Shop verkauft. Seit kurzem bietet der Marktführer wieder Apothekenkosmetik an, bisher nur über das Internet.Auch bei Douglas stehen seit Ende September in einer Filiale in Hamburg Marken aus der Offizin.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Inhaber muss seinen Betrieb schließen
Real-Apotheker: „Ich kann kein Jahr warten“
ApoRetro – Der satirische Wochenrückblick
Diese Woche im Angebot: Blutdruckmessen
Mehr aus Ressort
Pierre-Fabre-Spendenaktion
Model Toni Garrn dankt Apothekenteams

APOTHEKE ADHOC Debatte