Apothekenkosmetik

Eucerin bei dm: Beiersdorf erwischt Apotheker

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Berlin -

dm verkauft seit Kurzem wieder Apothekenkosmetik. Die Hersteller sind alarmiert und beobachten die Verkäufe genau. Beiersdorf hat sofort reagiert und konnte einen Apotheker überführen. Er soll trotz anderslautender Vereinbarung im Selektivvertrag Eucerin weiterverkauft haben.

Seit wenigen Wochen bietet dm die Marken Eucerin und Vichy über den eigenen Online-Shop an. Noch ist das Angebot weder groß noch breit, insgesamt sind rund zehn verschiedene Produkte gelistet. Doch die Rückkehr der Drogeriekette zur 2016 gestoppten Vertriebspraktik dürfte auch angesichts der Douglas-Offensive als Warnsignal verstanden werden. Die großen Hersteller von Apothekenkosmetik wie Beiersdorf und L’Oréal haben die Verkäufe im Visier.

Beiersdorf ist einem Apotheker auf der Spur. Der Hamburger Kosmetikkonzern reagiert prompt, als die Verkäufe über den dm-Online-Shop auffielen. „Wir haben umgehend Testkäufe durchgeführt, um festzustellen, wer die Ware selektivvertragsverletzend geliefert hat“, sagt Commercial Director Frank-Simon Basel. Anhand von Mustern vergleicht der Hersteller das Drogerieangebot mit Bestellungen der Kunden. „Aufgrund eines neuen Vorgehens bei der Chargenrückverfolgung konnten wir den vertragsbrüchigen Apotheker ermitteln“, so Basel.

Die Apotheken seien daraufhin von der Belieferung ausgeschlossen worden. „Der Eucerin-Selektivvertrag wurde mit sofortiger Wirkung gekündigt“, sagt Basel. Insidern zufolge soll es sich um einen Apotheker aus dem Raum Köln handeln, der zwei Apotheken betreibt. Beiersdorf wollte nicht kommentieren, um wen es sich handelt. Er soll die Ware an einen Großhändler geliefert haben, der wiederum kein Vertragspartner von Beiersdorf ist. Bei dm werden derzeit fünf Eucerin-Produkte aus dem Anti Age Hyaluron-Filler-Sortiment verkauft. Der Hamburger Konzern beliefert jedoch nur Apotheken und Großhändler, die einen Selektivvertrag unterschrieben haben. Darin erklären sie, die Produkte nur innerhalb der Offizin beziehungsweise nur an Apotheken zu verkaufen.

Auch Produkte von Vichy hat dm erhalten. L’Oréal weist eine Geschäftsbeziehung mit der Drogeriekette zurück. „Für uns ist diese Situation nicht akzeptabel, denn der Verkauf unserer Produkte erfolgt ohne unsere Zustimmung“, sagt Geschäftsführer Alexander Freier. Vichy und La Roche-Posay seien selektive Dermokosmetikmarken, die on- und offline ausschließlich über vertraglich autorisierte Partner vertrieben würden.

Alle europäischen Kunden müssen die Kriterien unseres selektiven Distributionsvertrages zu hundert Prozent einhalten, so Freier. Auch L’Oréal ist auf der Suche nach den Vertragsbrechern. „Wir nutzen derzeit alle Möglichkeiten, um die Bezugsquellen ausfindig zu machen und den Verkauf zu unterbinden.“ Der Schutz des Apothekenkanals und die Sicherstellung der Beratungsqualität sei essenziell. „Deswegen haben wir uns auch klar gegen eine Präsenz bei Douglas ausgesprochen und haben erwirkt, dass unsere Produkte nicht mehr in den dm-Filialen erhältlich sind.“

Die Hersteller von Apothekenkosmetik haben in der Vergangenheit mehrfach Graumarkthändler erwischt, die die Ware unerlaubt weiterverkauft haben. Beiersdorf etwa geht jeder auffälligen Bestellung nach und setzt mitunter sogar GPS-Sender ein, um Auffälligkeiten auf den Grund zu gehen.Vichy stoppte per einstweiliger Verfügung einen Händler aus dem Saarland, der in Apotheken nach Produkten aus dem Kosmetikregal gefragt hat.Auch Versandapotheken wurden bereits verdächtig, unerlaubt Ware in den Einzelhandel zu schieben.

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