Drogerieketten

Wick: Müller wirbt mit „Risiken und Nebenwirkungen“

, Uhr
Berlin -

In ihrem aktuellen Prospekt bewirbt die Drogeriekette Müller unter anderem Wick Vaporub und den Wick Inhalierstift. Unter dem Bild zu den Produkten ist der Hinweis „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“ zu finden. Auch wenn der Verweis auf die externe Gratisberatung für Apotheker ärgerlich ist – die Drogeriekette hat in diesem Fall keine andere Wahl.

Neben Nahrungsergänzungsmitteln, Taschentüchern, Tees und Kaffee haben die zwei Wick-Produkte Platz im Prospekt gefunden: Auf der „Drogerie-Seite“ sind zwischen dem Klosterfrau Bronchial-Husten-Sirup und Elmex/Meridol die beiden nicht apothekenpflichtigen Erkältungshelfer abgedruckt. Unter den beiden Produkten des Herstellers Procter & Gamble (P&G) steht der Pflichttext gemäß Heilmittelwerbegesetz (HWG), jener bekannte Satz zu den Risiken und Nebenwirkungen.

Normalerweise entfällt laut § 4 Abs. 3 HWG die Pflicht zur Angabe des Hinweises bei einer Werbung für freiverkäufliche Arzneimittel. Zu dieser Ausnahme besteht wiederum eine Ausnahme, wenn in der Packungsbeilage oder auf dem Behältnis des Arzneimittels Nebenwirkungen oder sonstige Risiken angegeben sind. Das ist bei den Wick-Produkten der Fall. Die Drogeriekette war also verpflichtet, diesen Text mit in den Prospekt aufzunehmen.

Nun arbeiten bei Müller keine Pharmazeuten oder Mediziner, sodass Apothekenmitarbeiter unter Umständen zu dem Produkt beraten müssen, das im Drogeriemarkt gekauft wurde. Oder anders ausgedrückt: Wer sich Fachpersonal spart, kann auch mehr Rabatte geben. Der Preis bei Müller ist deutlich günstiger, als es in den meisten Apotheken möglich ist. Mit einer Ersparnis von 21 Prozent wirbt die Drogeriekette beim Inhalierstift, mit immerhin 16 Prozent bei der Erkältungssalbe.

Dass abermals Wick in der Werbung auftaucht, wirft kein gutes Licht auf P&G. Der Hersteller war zuletzt im Zusammenhang mit einer Kampagne von DocMorris aufgefallen, in der es hieß: „Wer ins Bett gehört, sollte nicht zur Apotheke müssen.“ Abgebildet war neben ACC akut (Hexal) auch Wick Medinait. Der Konzern beteuerte, von der Aktion nichts gewusst zu haben.

P&G ist allerdings auch beim eigenen Internetauftritt nicht gerade ein bekennender Unterstützer der Apotheken vor Ort: Auf der Website wird angeboten, die Erkältungspräparate direkt zu erwerben – der Button „Jetzt kaufen“ ist auf der Seite integriert und öffnet bei Klick eine ganze Auswahl an Versandapotheken. Die Möglichkeit, sich eine Apotheke vor Ort zu suchen, ist deutlich aufwendiger und rückt eher in den Hintergrund.

Müller ist bekannt dafür, apothekenexklusive Marken anzubieten. Im Hautpflege-Regal werden unter dem Stichwort „Medizinische Pflege“ zahlreiche Marken aus der Offizin präsentiert, darunter Bepanthol (Bayer), La Roche-Posay und Vichy (beides L’Oréal), Eucerin (Beiersdorf), Allgäuer Latschenkiefer und Medipharma (beides Dr. Theiss Naturwaren), Ladival (Stada), Eubos (Dr. Hobein), Frei Öl (Apotheker Walter Bouhon), Bioderma (Aktiv-Derma) und Luvos (Heilerde-Gesellschaft Luvos Just).

Die Marken werden mit dem Schild „Bekannt aus Ihrer Apotheke“ beworben. Bei Vichy trug Müller zuletzt noch dicker auf: Die Aufbaupflege Nutrilogie sowie die Anti-Aging-Creme Liftactiv wurden mit dem Preisschild „Dauertiefpreis“ zwischen 17,50 und 23 Euro angepriesen.

Angeboten werden aber nicht nur Kosmetika, sondern auch Marken wie Isla (Engelhard), Bronchicum (Klosterfrau), Lefax, Rennie, Phytohustil und Priorin (Bayer), Magnesium Verla (Verlapharm), Formoline L112 (Certmedica) sowie Baldriparan, Vitasprint, Thermacare und Centrum (Pfizer). Im Gesundheitsregal wurden zuletzt auch Produkte wie Dobensana (Reckitt Benckiser), Ipalat (Dr. Pfleger), Nasenspray Pur von Ratiopharm sowie die hyaluronsäure-haltigen Augentropfen von Ratiopharm und Ursapharm gesichtet.

Von GSK fand sich Cetebe Abwehr plus in den Regalen, von Protina neben Basica auch Magnesium diasporal. Frauen mit Kinderwunsch beziehungsweise Schwangere konnten zwischen Femibion (Merck) und Folio (Steripharm) wählen. Außerdem wurde Tromcardin complex (Trommsdorff) angeboten.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Inhaber muss seinen Betrieb schließen
Real-Apotheker: „Ich kann kein Jahr warten“
ApoRetro – Der satirische Wochenrückblick
Diese Woche im Angebot: Blutdruckmessen
Mehr aus Ressort
Pierre-Fabre-Spendenaktion
Model Toni Garrn dankt Apothekenteams

APOTHEKE ADHOC Debatte