Apothekenhonorar

BMG sieht Honorardeckel kritisch

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Berlin -

Auf eine Erhöhung ihres Fixums dürfen die Apotheker in absehbarer Zeit nicht hoffen, da bis zum Herbst 2017 zunächst die Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) neu berechnet wird. Nur bei Rezepturen und BtM könnte es mehr Geld geben. Allerdings planen die Gesundheitspolitiker der Regierungsfraktionen, im Gegenzug das Honorar bei hochpreisigen Arzneimitteln zu deckeln. Konkrete Zahlenspiele gibt es hierzu noch nicht – dafür bereits teils harsche Kritik. Auch im Bundesgesundheitsministerium (BMG) ist man nicht überzeugt von der Idee.

Stein des Anstoßes ist ein „Grundlagenpapier zu den Ergebnissen des Pharmadialogs“, das die gesundheitspolitischen Sprecher der Fraktionen, Maria Michalk (CDU) und Hilde Mattheis (SPD) sowie die Berichterstatter für Arzneimittel, Michael Hennrich (CDU) und Martina Stamm-Fibich (SPD), gemeinsam vorgelegt haben. Darin wird unter anderem eine Deckelung des prozentualen Teil des Apothekenhonorars vorgeschlagen, bei verbesserter Honorierung von Rezeptur und BtM.

Auf Nachfrage hieß es aus dieser Gruppe, dass es zu dem Vorschlag bislang keine konkreten Berechnungen gebe. Insbesondere eine Schwelle wurde demnach noch nicht gezogen. Ein möglicher Anhaltspunkt wäre die Regelung analog zum Großhandel, dessen Marge auf einen Betrag von 38,70 Euro gedeckelt ist. Aber auch diese Zahl wurde noch nicht für die Apotheker durchgespielt, heißt es von den Beteiligten. Es sei als mögliche Option gedacht, um auf die Entwicklung bei extrem hochpreisigen Arzneimitteln zu reagieren, die jetzt in der Fraktion diskutiert werden könne.

Die Apotheker hatten empört auf den Vorschlag reagiert: „Absolut inakzeptabel“, so das Urteil von DAV-Chef Fritz Becker. Und zumindest im BMG haben die Apotheker in diesem Punkt Rückhalt. Das offizielle Statement lautet zwar, die Positionen würden im parlamentarischen Verfahren ausgetauscht. Hinter vorgehaltener Hand wird jedoch eine perplexe Verwunderung über den Vorschlag zum Ausdruck gebracht: „Das kommt aus dem Nichts“, heißt es aus der Führungsetage. Und dorthin werde die Idee auch wieder verschwinden, so der trockene Kommentar.

Das Papier der vier Abgeordneten umfasst insgesamt 13 Vorschläge, darunter eine komplette Abschaffung von Impfstoff-Ausschreibungen, eine Anpassung der Import-Regelung für Apotheken und die Möglichkeit der OTC-Erstattung für ältere, multimorbide Patienten. Verschiedene Punkte befassen sich zudem mit der Weiterentwicklung der Nutzenbewertung.

Gezeichnet ist das Papier zwar von den führenden Gesundheitspolitikern in den Arbeitsgruppen beider Regierungsfraktionen, abgestimmt mit den Fraktionsspitzen ist es aber nicht. Aus der Unionsfraktion heißt es daher lediglich, solche Vorschläge aus der Arbeitsgruppe seien legitim. Eine inhaltliche Bewertung könne man erst vornehmen, wenn die konkreten Vorschläge bekannt seien.

Grundsätzlich sollen die Apotheker nicht belastet werden. Wörtlich heißt es dazu im Papier: „Insgesamt darf dies jedoch nicht zu einer Verminderung der Ausgaben für Apothekenhonorare führen.“ Die Honorare für Rezepturen und die BtM-Dokumentation müssten also je nach Ausfall auf Seite des Packungshonorars entsprechend angepasst werden.

In der Folge käme es demnach zu einer Umverteilung: Apotheken mit entsprechenden Fachärzten in der Nachbarschaft müssten Honorareinbußen hinnehmen. Eine Apotheke ohne viele Hochpreiser, dafür mit einer dermatologischen Gemeinschaftspraxis um die Ecke wäre unter dem Strich besser gestellt.

Das Nullsummenspiel würde aber perspektivisch nicht aufgehen: Denn während der Anteil hochpreisiger Arzneimittel weiter steigen dürfte, geht die Anzahl der angefertigten Rezepturen seit Jahren zurück. Die Honorierung würde sich demnach zu Lasten der Apotheker verschieben.

DAV-Chef Becker begrüßt grundsätzlich, „dass die Bundesregierung die versorgungspolitisch wichtige und überfällige Anpassung der Vergütung im Bereich Beratung für Rezepturen und Betäubungsmitteldokumentation angehen will“. Das sei zunächst einmal gut. „Überhaupt nicht gut ist dagegen, was an Planspielen zu Fertigarzneimitteln kursiert.“ Ob es bei Planspielen bleibt, hängt von der Lebensdauer des Grundlagenpapiers ab.

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