Als Apotheke getarnt: Kriminelle kapern Versandapothekenregister APOTHEKE ADHOC, 09.09.2019 10:53 Uhr
-
Im Versandapothekenregister des DIMDI versteckt sich ein illegaler Anbieter hinter einer veralteten Adresse. Screenshot: DIMDI
-
Viagra zum Testen: Über das Portal profit-gesundheitsservice.de können „Probiergrößen“ von Potenzmitteln bestellt werden. Screenshot
-
Zum Internetauftritt des fragwürdigen Anbieters gelangt man über die Domain nord-apotheke-giessen.de. Den Betrieb in Hessen gab es wirklich, er ist mittlerweile geschlossen und dürfte nichts mit dem Onlineangebot zu tun haben. Screenshot
-
Erster Satz der Eigenbeschreibung: „Wir sind ein breites Netz von shop apotheke, die entsprechen allen Standarten von der Weltgesundheitsorganisation." Screenshot
-
Die erste Produktgruppe, die auf der Website beworben wird, sind Potenzmittel. Screenshot
-
Ebenso im Angebot: Frauengesundheit. Screenshot
-
Natürlich ebenfalls zur Luststeigerung. Screenshot
-
„Selbst in ausweglosen Situationen, wenn die Frau keine Freude an Sex erlebt, und um einen Orgasmus nur träumen kann, hilft das Medikament die Frauen sich zu offenbaren und eine neue Seite von sich zu entdecken.“ Screenshot
-
Auch „Antibiotika“ werden angeboten. Screenshot
-
Die Einnahme wird mit Geschlechtskrankheiten verbunden. Screenshot
-
Auch „Abmagerungsmittel“,... Screenshot
-
... ein Präparat zur Rauchentwöhnung ... Screenshot
-
... und „Geschenke für die engsten Verwandten“. Screenshot
-
Der Anbieter wirbt für seine „Garantie“. Screenshot
-
Die Kundenempfehlungen klingen wirr. Screenshot
-
Auch FAQ dürfen nicht fehlen. Screenshot
-
Dort wird beantwortet, warum die Preise so niedrieg sind.
-
Der rechtliche Status wird nicht befriedigend erklärt. Screenshot
-
Die Aufträge werden von „hochqualifizierten Mitarbeitern“ bearbeitet. Screenshot
-
Auch ein Blog gehört zum Portal. Screenshot
-
Natürlich darf ein Siegel nicht fehlen. Screenshot
-
Dies ist allerdings nicht verfügbar, heißt es, nachdem man auf das Bild klickt. Screenshot
Berlin - Weil sich im Internet allerlei dubiose Gestalten tummeln, sollen Patienten beim Online-Kauf von Arzneimitteln speziell geschützt werden: Ein Blick ins Versandapothekenregister – schon kann man sicher sein, dass man bei einem seriösen Anbieter gelandet ist. Doch jetzt ist ein Fall aufgetaucht, in dem es Kriminellen gelungen ist, sich in die Liste zu schmuggeln. Die Behörden sind in Erklärungsnot.
Schon bei der Zulassung des Versandhandels im Jahr 2004 war ein Argument der Gegner, dass es für Verbraucher unmöglich sei, im Internet legale von illegalen Anbietern zu unterscheiden. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) ließ daher durch das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) ein Siegel entwickeln, das nur an zugelassene Versandapotheken vergeben wird.
Das DIMDI-Siegel wurde am 21. April 2009 eingeführt und im Oktober 2015 durch das EU-Sicherheitslogo ersetzt. Zugelassene Versender binden das Symbol auf ihrer Website ein, ein Klick darauf führt den Nutzer zur DIMDI-Datenbank, in der alle Apotheken mit Versanderlaubnis aufgelistet sind. So soll der Verbraucher ohne viel Aufwand überprüfen können, ob die Apotheke tatsächlich registriert ist und es sich um einen seriösen Anbieter handelt. „Überprüfen Sie jeden Arzneimittelhändler sorgfältig, ehe Sie dort bestellen!“, rät das DIMDI. Umgekehrt lassen sich aus der Übersicht gezielt die Websites der registrierten Versandapotheken ansteuern. „Das Register enthält nur die Apotheken, die eine behördliche Erlaubnis zum Versand von Arzneimitteln für Deutschland besitzen (§ 43 Abs. 1 Satz 1 AMG)“, heißt es auf der DIMDI-Website.
Doch APOTHEKE ADHOC hat einen Fall aufgedeckt, der das System grundsätzlich in Frage stellt. Unter der Nummer 1482 wird aktuell die Nord-Apotheke in Gießen geführt – mit Adresse, Telefonnummer, E-Mail, Website und der zuständigen Aufsichtsbehörde. Der Betrieb hat aber bereits vor mehr als einem Jahr dicht gemacht: Am 21. April 2018 sperrte Inhaberin Ingrid Quambusch für immer zu – der Vermieter hatte ihr das Messer auf die Brust gesetzt.
Der Eintrag ist aber mehr als eine Karteileiche. Denn klickt man auf den registrierten Link, landet man plötzlich auf der Website www.profit-gesundheitsservice.de. „ApoEU“, steht links oben in der Ecke. „Deutsche günstige Online-Apotheke – Bestellen billige medikamente online“, lautet der Subclaim.
Lesen Sie auch
- Arzneimittelfälschungen „Viagra24“ und das Altenheim in Pankow »
-
Versandapotheken EU-Logo ersetzt DIMDI-Siegel »
-
Arzneimittelkriminalität Gefälschte ABDA-Versandapotheke »
-
Alles-rezeptfrei.net Giselind B.: Opfer der Versandbetrüger »
-
Internethandel Image-Clip für Rezeptfrei-Apo »
-
Arzneimittelkriminalität alles-rezeptfrei.net: Apotheker als Absender »
-
Spam-Mail Heiße Grüße von der Versandapotheke »
- Versandapotheken Fälscher werben mit Apotheker-Präsident »
-
Österreich Fälscher nutzen Apothekenadressen »
Neuere Artikel zum Thema
-
Linden-Apotheke Gräfenhainichen Betrugsmasche: Fake-Rechnungen vom Versandapotheker »
-
Internetkriminalität Identität geklaut: Russen kapern Apotheken-Domain »
-
Online-Auktionshaus Ebay-Händler bietet sechs Apotheken-Domains »
-
ApoRetrO – der satirische Wochenrückblick Roter Afghane »
-
Illegale Versandapotheke DIMDI-Liste: Aufsicht schaltet LKA ein »
- Bestellung storniert Laientest: Apo-Discounter sagt Lieferung ab »
- Apothekenmarken über Marktplatz Apo-Rot: Nachschub für Douglas »
- Versandapotheke, Sanitätshaus, Autohaus Laientests: Versender preschen vor »
Mehr aus Ressort
- Bundesärztekammer Schnelltests: Ärzte fordern Meldepflicht »
- Schwerte Stromausfall: Apotheke rettet Medikamente im Mitarbeiterkühlschrank »
- Stammkunde völlig aufgelöst Vor Apotheke: Hund aus dem Auto geklaut »
APOTHEKE ADHOC Debatte