13 Wirkstoffe betroffen: Indien verhängt Exportbeschränkungen Tobias Lau, 04.03.2020 10:06 Uhr
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Indien dreht den Hahn zu: Für 13 Wirkstoffe wurden Exportbeschränkungen verhängt. Foto: Andreas Domma
Berlin - Indien reagiert auf Produktionsausfälle aufgrund der Sars-CoV-2-Epidemie: Das Wirtschaftsministerium hat Einschränkungen beim Export von 13 Wirkstoffen und Zubereitungen, die diese enthalten, verhängt. Die Maßnahme könnte hierzulande dramatische Folgen haben.
Indien, einer der größten Wirkstoffproduzenten der Welt, dreht wegen der Corona-Epidemie den Hahn ein Stückweit zu: Der indische Generaldirektor für den Außenhandel, Amit Yadav, hat am Dienstag bekanntgegeben, dass die Regierung den Export von Arzneimittelwirkstoffen einschränkt. Komplett verboten wird er nicht, wer Ware ausführen will, muss allerdings eine Ausnahmegenehmigung beantragen.
Yadavs Ministerium veröffentlichte dazu eine Liste mit 26 Wirkstoffen und Zubereitungen, die von den Exporteinschränkungen betroffen sind:
- Paracetamol
- Tinidazol
- Metronidazol
- Aciclovir
- Vitamin B1
- Vitamin B6
- Vitamin B12
- Progesteron
- Chloramphenicol
- Erythromycin-Salze
- Neomycin
- Clindamycin-Salze
- Ornidazol
- sowie alle Zubereitungen, die diese Wirkstoffe enthalten.
Der Vorsitzende der indischen Exportförderungsbehörde für Arzneimittel, Dinesh Dua, begründete die Restriktionen mit der Lage im Nachbarland: Die Grundstoffe für die Produktion der Wirkstoffe stammen demnach aus China, wo es aufgrund der Sars-CoV-2-Epidemie zu Produktionseinschränkungen kommt. Mit den Exportbeschränkungen wolle Indien sicherstellen, dass wichtige Wirkstoffe wie Paracetamol für den eigenen Markt zur Verfügung stehen.
Indien ist zwar der weltgrößte Generikaproduzent, dabei aber selbst in höchstem Maße von China abhängig: Laut der Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg bezieht Indien zwei Drittel der Wirk- und Grundstoffe von dort. Vorvergangene Woche warnte der Herstellerverband India Pharmaceutical Alliance (IPA) vor Importproblemen: Es sehe „düster“ aus, so Generalsekeretär Sudarshan Jain. Komme bis Anfang März kein Nachschub aus China, könne eine unterbrechungsfreie Produktion nicht gewährleistet werden. Die vorhandenen Vorräte würden nur noch zwei bis drei Monate reichen. Die indische Regierung müsse deshalb Schritte einleiten, um die Versorgung des eigenen Landes zu sicherzustellen.
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