Wasserschaden

Sabotage in Center-Apotheke

, Uhr
Berlin -

Die Hamburger Marquardt‘s Saxonia Apotheke steht einem Projekt für Betreutes Wohnen im Weg. Ein offenbar mutwillig verursachter Wasserschaden hat den Betrieb bis auf Weiteres lahmgelegt. Dabei entstand ein geschätzter Schaden im sechsstelligen Bereich. Nicht der erste Sabotage-Akt, berichtet die Bergedorfer Zeitung.

Im März 2016 wurde mit dem Abriss des längst heruntergekommenen Einkaufszentrums Rappoltweg im Hamburger Stadtteil Lohbrügge begonnen. Heute harren im Bauschutt einzig noch eine Zahnarztpraxis und die Marquardt‘s Saxonia Apotheke aus. Die heutige Inhaberin Eva-Maria Heinrich hatte bei Übernahme der Apotheke einen Mietvertrag über fünf Jahre mit einer Option auf Verlängerung um weitere fünf Jahre abgeschlossen. Diese Möglichkeit nahm sie in Anspruch.

Sehr zum Ärger der Vereinigten Hamburger Wohnungsbaugenossenschaft (VHW): Nach Willen des Gebäudeeigentümers sollen ab 2019 insgesamt 175 Wohnungen entstehen. Das Haus, in dem die Apotheke jetzt ansässig ist, soll einem Projekt für Betreutes Wohnen weichen. Die VHW stellt die Rechtmäßigkeit der Mietvertragsverlängerung infrage. Wegen eines nach ihren Angaben nachträglich festgestellten Formfehlers im Übergabeprotokoll hat sie 2016 Räumungsklage eingereicht.

Im Juli dieses Jahres kam es zum ersten schweren Störfall: Unbekannte durchtrennten die Leitung für Telefon und Internet. Erst Anfang Oktober war die Apotheke wieder voll arbeitsfähig. Am vorvergangenen Wochenende wurde in einer leerstehenden Wohnung über der Apotheke ein Wasserzähler herausgedreht. Ungehindert flutete das Wasser die einstigen Wohnräume und drang in Offizin, Labor und Büros ein. Im Lagerkeller stand das Wasser zentimeterhoch. Auch Wände, Böden, Schränke, Computer und andere elektronische Geräte wurden schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Ein Gutachter schätzt den auf der 100 Quadratmeter großen Apothekenfläche entstandenen Schaden auf einen sechsstelligen Bereich. „Es wird teuer. Viele Medikamente sind vernichtet“, berichtete Filialleiter Björn Gussenberg der Bergedorfer Zeitung. Allein der Warenwert belaufe sich auf rund 100.000 Euro. „Es liegt der Verdacht nahe, dass man uns raushaben will. Wir wurden zerstört.“

Die VHW hat mittlerweile in allen leerstehenden Wohnungen die Wasserzähler entfernt und die Leitungen verplomben lassen. Der Zugang ist versperrt. Genossenschaft und Inhaberin Friedrich haben jeweils Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt. Die Polizei ermittelt.

Die Apotheke muss bis auf Weiteres schließen. „Alle leiden darunter“, sagte Inhaberin Eva-Maria Friedrich. „Wir haben doch viele Stammkunden, für die wir Anlaufstelle sind. Das schmerzt in der Seele.“ Ihre Patienten müssen nun auf die Marquardt‘s Apotheke Bergedorf-West ausweichen oder den telefonischen Lieferservice nutzen. „Die Leute haben Angst, dass das der Genickbruch für uns sein könnte“, so Gussenberg. Doch die Apothekerin will weitermachen. Während der Renovierungsarbeiten soll die Offizin vorübergehend in leerstehende Räume eines gegenüber liegenden psychosozialen Beratungs- und Begegnungszentrums ziehen.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Erste Vitasco-Apotheke eröffnet
Kaufland-Premiere für Großstadt-Apotheker
„Die Großen kommen hier nicht hin“
Gesundheitsmarkt: PTA sammeln E-Rezepte
Mehr aus Ressort
1 Euro mehr von Apotheken
Securpharm: NGDA erhöht die Preise

APOTHEKE ADHOC Debatte