Schittenhelm zu dm-Testzentren

„Die werden nicht versuchen, damit Geld zu verdienen, sondern das auszuschlachten“

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Berlin -

Baden-Württemberg war bisher das Vorzeigebundesland bei der Einbindung der Apotheker in die nationale Schnellteststrategie: Nicht zuletzt das „Böblinger Modell“ von Dr. Björn Schittenhelm machte erst landes-, dann bundesweit Schule. Nun plötzlich setzt die Landesregierung auf die Drogeriekette dm – hat sie die Apotheker hintergangen? Schittenhelm nimmt es sportlich.

„Noch bin ich da ganz entspannt, auch wenn die das heute mit Pauken und Trompeten raushauen“, sagt der Inhaber der Alamannen-Apotheke in Holzgerlingen. „Vor allem, weil ich in der Vergangenheit gesehen habe, dass es da immer viele Ankündigungen gab und man dann erst schauen musste, was kommt und was nicht.“ Die Initiative sei keine Überraschung, weil es von Anfang an klar gewesen sei, dass viele Player in dem Bereich unterwegs sein werden. „Es ist logisch, dass da Begehrlichkeiten geweckt werden.“ Zum Beispiel bei den Drogerieketten: Die würden seit Jahrzehnten versuchen, den Apotheken Geschäftsfelder wegzunehmen und sich verstärkt als Gesundheitsanbieter aufzustellen. Dass sie nun auch testen wollen, sei da nur folgerichtig.

„Was ich aber erwarte, ist, dass da mit gleichlangen Spießen gearbeitet wird. Es darf nicht passieren, dass dm da zwischen Mascara und Lippenstift Abstriche macht.“ In einer Marktwirtschaft müsse man sich nun einmal einem gewissen Wettbewerb stellen – der aber fair sein müsse. „Das ist wie beim Versandhandel auch: Würde das unter gleichen Bedingungen stattfinden, könnten wir locker mithalten.“

Vor diesem Wettbewerb habe er in seinem eigenen Umfeld auch gar keine Angst: „Wir haben bei uns im Landkreis großartige Strukturen aufgebaut, dagegen muss dm erst mal anstinken. Ich bin gespannt, ob die das bei uns überhaupt anbieten wollen. Aber da, wo Kollegen gerade anfangen, ist das natürlich harter Tobak.“

Nicht zuletzt deshalb habe er die Kollegen schon seit Wochen ständig und auf allen Kanälen aufgefordert, sich da zu positionieren und das Feld nicht anderen zu überlassen. „Ich hätte mir gewünscht, dass wir da besser aufgestellt sind, muss aber auch eine Lanze für den LAV und Frau Zambo brechen, die ebenfalls seit Wochen schon trommeln.“ Einen Vorwurf an die Kollegen, sie hätten das Thema verschlafen, will er aber explizit nicht machen: „Ich sehe die Hauptschuld trotzdem ganz klar bei der Politik – denn die Rahmenbedingungen sind bisher nirgends klar abgesteckt gewesen. Aus unternehmerischer Sicht ist es völlig verständlich, dass sich Kollegen zurückgehalten haben.“

Aber auch hier wolle er nicht zu hart ins Gericht gehen: „Wir leben in einer freien Marktwirtschaft und wir haben eine Pandemie – es ist doch klar, dass die Politik da zusieht, möglichst viele Player zu akquirieren, um die Tests durchführen zu können.“ Schon bald sollen – zumindest rechnerisch – 80 Millionen Tests pro Woche durchgeführt werden können. Die Kapazitäten dafür müssen man erst einmal finden. „Wenn es dann nicht genug gibt, ist der Aufschrei in der Bevölkerung groß. Das ist natürlich auch für die Politik ein Vabanque-Spiel.“

Auch deshalb gelte sein Appell an die Kollegen nach wie vor: „Wir dürfen uns nicht frustriert zurücklehnen, nur weil andere auch mitspielen dürfen.“ Dm wolle sich mit der Initiative ganz offensichtlich gegenüber den Apotheken als Gesundheitsdienstleister positionieren. „Die werden nicht versuchen, damit viel Geld zu verdienen, sondern das auszuschlachten – und das dürfen wir nicht zulassen“, fordert er. „Ich glaube, der Kuchen ist angesichts der Welle, die auf uns zukommt, groß genug. Wer sagt denn, dass die das besser machen als wir? Da bin ich selbstbewusst. Unsere Haltung sollte sein: jetzt erst recht!“

 

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