Acht Prozent Mieterhöhung – Apotheker gibt auf Silvia Meixner, 02.12.2018 11:05 Uhr
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Seit dem Frühjahr liegt das bedrückende Wort „Schließung“ über dem vor 210 Jahren gegründeten Unternehmen. „Da haben die Vermieter und ehemaligen Betreiber die Miete um acht Prozent angehoben“, erzählt Apotheker Regensburger von der Marien Apotheke im bayerischen Eichstätt.
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Apotheker Martin Regensburger schließt sich damit, wie er sagt, „einem deutschlandweiten Trend“ an: Immer mehr kleine, ertragsschwache Apotheken sehen keine Zukunft mehr.
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Geschäft mit dem Abschied: Firmengründer Bernd Schuffenhauer (4.v.l.) und der neue Geschäftsführer Heiko Schmidt (2.v.l.) ist oft eine der ersten Anlaufstellen, wenn Apotheken schließen. Schuffenhauer ist mittlerweile im Ruhestand und hat das Unternehmen verkauft. Aktuellere Fotos gibt es nicht, die Mitarbeiter sind aus Diskretionsgründen recht fotoscheu. Foto: Schuffenhauer
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Alles muss raus: In der Crailsheimer Schiller-Apotheke lief im vergangenen Jahr ein Offizin-Sale. Von der Teedose bis zum Erlenmeyerkolben reichte das Angebot der pharmazeutischen Schnäppchenjagd. Foto: Christian Hepner
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„Ich verkaufe alles, von der Teedose bis zu Laborgegenständen“, sagte Apotheker Hepner. Für den Schlussverkauf hatte er die Firma Bernd Schuffenhauer engagiert. Foto: Christian Hepner
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Adieu nach 456 Jahren: Ende Oktober 2017 wurde die Schiller-Apotheke im baden-württembergischen Crailsheim geschlossen. Für Apotheker Christian Hepner ist aber lange noch nicht Schluss. Foto: Christian Hepner
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„Ich mache seit 1980 Apotheke“, sagt der 62-Jährige Christian Hepner. „Da kommt man langsam in ein Alter, in dem man an die Rente denken darf.“ Foto: Christian Hepner
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Am 30. Oktober 2017 war die Löwen-Apotheke zum letzten Mal geöffnet. „Bis dahin räumen wir alles. Die Einrichtung stammt noch aus den 50er-Jahren“, erzählt der Crailsheimer Apotheker. Foto: Christian Hepner
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Für Apotheker Christian Hepner ist aber lange noch nicht Schluss. Sein neuer Arbeitsplatz befindet sich nur 80 Meter von seiner bisherigen Wirkungsstätte entfernt. Seit November ist er im Team der Rats-Apotheke am Marktplatz. Foto: Christian Hepner
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Auch andere Apotheken müssen schließen. Aus nach fünf Jahren Probe: Susanne Wiesner verlängerte den Mietvertrag für die Mohren-Apotheke in Schwäbisch-Hall nicht. Foto: Tilman2007/Wikimedia Commons/CC BY-SA 4.0
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Wüstner ist auch Besitzerin der 200 Meter entfernten Dreikönig-Apotheke. Foto: Dreikönig-Apotheke
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Mit der Übernahme wollte sie einer möglichen Konkurrenz in der Nachbarschaft vorbeugen. Foto: Tilman2007/Wikimedia Commons/CC BY-SA 4.0
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Doch die miserablen Umsätze rechtfertigten auf Dauer nicht mehr den verstärkten Verwaltungsaufwand und die doppelten Notdienste. Foto: Mohren-Apotheke
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Stattdessen konzentriert sich Wüstner voll und ganz auf die Dreikönig-Apotheke. Foto: Dreikönig-Apotheke
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Hier sei die Rendite ordentlich, was ihr das nötige finanzielle Polster für eine spätere Familiengründung gebe. Foto: Dreikönig-Apotheke
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Innerhalb weniger Wochen musste Monika Pöpel ihre Marktkauf-Apotheke in Görlitz auflösen. Ihr Mietvertrag wurde nicht verlängert. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - Die Marien Apotheke im bayerischen Eichstätt muss zum Ende des Jahres zusperren. Apotheker Martin Regensburger schließt sich damit, wie er sagt, „einem deutschlandweiten Trend“ an: Immer mehr kleine, ertragsschwache Apotheken sehen keine Zukunft mehr.
Seit dem Frühjahr liegt das bedrückende Wort „Schließung“ über dem vor 210 Jahren gegründeten Unternehmen. „Da haben die Vermieter und ehemaligen Betreiber die Miete um acht Prozent angehoben“, erzählt Regensburger. Versuche, mit ihnen darüber zu reden, scheiterten. „Ich suchte das Gespräch mit den Vermietern, da die Marien Apotheke in den letzten Jahren schon negative Ergebnisse eingefahren hatte. Ich bat darum, die Miete auf ein niedrigeres, realistisches Niveau zu senken und wollte im Gegenzug eine Weiterführung garantieren.“
Da die Vermieter vom Fach sind, erhoffte sich der Apotheker Verständnis für seine Lage. Fehlanzeige. „Sie konnten oder wollten nicht akzeptieren, dass sich in die wirtschaftliche Lage in den letzten zwölf Jahren dermaßen verändert hat.“
So blieb Regensburger nur die unternehmerische Notbremse. Seine Mitarbeiter informierte er rund drei Monate vorher, intern wurde Stillschweigen vereinbart. Zu den Mietproblemen kam erschwerend hinzu, dass einige Arztpraxen in den vergangenen Jahren ihren Standort geschlossen oder verlegt haben. „Eine große internistische Praxis, ein Urologe, ein Allgemeinarzt und ein Kieferorthopäde haben ihre Standorte verlagert, ein Allgemeinarzt und ein Internist haben ihre Praxen geschlossen.“
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