Apotheken im Schneechaos

Filialleiterin übernachtet in Apotheke

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Berlin -

Der Schnee hat viele Regionen in Deutschland überrascht. Trotz aller Warnungen wurde vielerorts nicht mit derartigen Schneemassen gerechnet. Unter anderem hat es Thüringen schwer getroffen. In Oldisleben haben die weißen Massen alles lahmgelegt: In der Apotheke Thüringer Pforte hält Filialleiterin Esther Rönnecke allein die Stellung – voraussichtlich wird die Apothekerin auch die Nacht in der Apotheke verbringen.

Damit sie heute in der Apotheke stehen kann, hat Rönnecke einiges auf sich genommen. „Ich bin heute morgen um halb sieben zu Fuß vom Nachbarort losgestapft“, meint sie. Ein Durchkommen mit dem Auto – derzeit undenkbar. „Die vier Kilometer waren allerdings irgendwie machbar.“ Die anderen Kollegen von weiter weg sollten sich gar nicht erst in die Schneemassen begeben. „Mit dem Auto geht gerade sowieso nichts.“

Auf die Straße gehen im Moment nur die, die unbedingt müssen. Denn die Straßen sind nicht geräumt. „Auch die Ärzte sind nicht da“, erklärt die Apothekerin. In der Apotheke seien daher bislang nur vereinzelt Kunden aus dem Ort gewesen. „Die brauchten allerdings wirklich dringend etwas.“ Derzeit versucht Rönnecke vor allem per Telefon zu helfen.

Der Großhandel habe schon am Samstag mitgeteilt, dass sich die Apotheken mit allem Nötigen bevorraten sollen. „Das haben wir auch gemacht. Wir sind mit dem Wichtigsten eingedeckt“, erklärt die Apothekerin. Zwar habe der Großhandel angekündigt, nach Möglichkeit eine Notlieferung rauszuschicken – dass diese im Ernstfall ankomme, sei jedoch derzeit aufgrund der Witterung unwahrscheinlich.

Mit einem großen Ansturm rechnet die Apothekerin ohnehin nicht. „Hier wird sich heute wahrscheinlich nicht mehr viel tun.“ Bis zum Mittag seien nur eine Hand voll Menschen in der Apotheke gewesen. Doch Entspannung ist derzeit nicht in Sicht, denn die Schneemassen werden Thüringen laut Wetterbericht auch in den nächsten Tagen noch begleiten. „Hier schneit es die ganze Zeit weiter“, meint Rönnecke.

Deshalb überlegt die Apothekerin bereits, die Nacht im Notdienstzimmer zu verbringen. „Ich glaube, es ist einfacher, direkt hierzubleiben“, meint sie. „Wir müssen abwarten, ob es sich heute Nachmittag etwas beruhigt.“ Erst dann sollen auch die Kollegen über das Vorgehen der nächsten Tage informiert werden.

Die 26-Jährige hat solche Schneemassen bislang noch nicht erlebt. „Selbst die älteren Kolleginnen können sich an sowas nicht erinnern“, berichtet sie. Die weißen Massen scheinen zudem vom Corona-Alltag abzulenken und etwas Abwechslung in den derzeit eher tristen Alltag zu bringen. Denn Rönnecke beobachtet einen positiven Nebeneffekt: „Alle sind total gut gelaunt und wirklich hilfsbereit.“ Sie ist sich sicher: Auch in einigen Jahren wird sie sich an diese Tage noch gut erinnern.

 

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