Inhaber macht Filiale zu

Wertvolles Personal: Lieber Schließung als Verkauf

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Berlin -

Apotheker Thomas Budde hat einen Schlussstrich gezogen und die Ravensburg Apotheke in Neubrandenburg geschlossen. Auch wenn der Standort keine roten Zahlen schrieb, sah er sich zu diesem Schritt gezwungen. Ein Verkauf kam nicht in Frage, denn zu wertvoll waren dem 43 Jahre alten Inhaber die dort angestellten Mitarbeitenden. Die Kolleg:innen sind jetzt in den beiden verbliebenen Apotheken tätig.

Die Zahl der Apotheken geht immer weiter zurück. Budde spielte bereits vor zwei Jahren mit dem Gedanken, die Ravensburg Apotheke zu schließen. Seit 30 Jahren gab es den Betrieb, vor zehn Jahren übernahm Budde. „Wir haben mit der Apotheke kein großes Geld verdient, für das persönliche Engagement war es nicht aufwandsgerecht.“ Wie bei vielen Kolleg:innen fehlte auch für diesen Standort im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte das nötige Personal.

Hier gibt es kein Personal und deshalb ist es teuer.

Deshalb standen oft Budde oder seine Frau am HV-Tisch. „Wenn gearbeitet wird, muss auch was hängen bleiben.“ Die Angestellten könne man nicht weniger bezahlen, um Kosten zu senken. „Hier gibt es kein Personal und deshalb ist es teuer.“ Ein Verkauf sei deshalb auch nie in Frage gekommen. Denn mit einem Besitzerwechsel wären die Angestellten auch gegangen. So konnte er sie weiter beschäftigen. Dass er mit diesem Schritt auf der Einrichtung sitzen bleibt, sei egal. Das Personal sei deutlich wichtiger.

Mit der Schließung entschärft sich auch die Situation bei Krankheitsfällen im Team. „Ich habe keine Muße mehr, den Feuerwehrmann zu spielen.“ Auch weitere Faktoren, wie gestiegene Miet- oder Stromkosten kamen zuletzt dazu. Zudem sorge die veränderte Vergütungssituation mit dem seit Februar 2023 erhöhten Kassenabschlag für eine schwere Situation für kleinere Apotheken.

Düstere Aussichten für Landapotheken

Für Budde sind die Zeiten vorbei, in denen Inhaber:innen „große Sprünge“ machen konnten. „Es wird sich bitter rächen, dass die Politik keine Bereitschaft zeigt“, betont er. In Mecklenburg-Vorpommern ging die Zahl der Apotheken von 2008 bis 2023 um 43 zurück, ein Minus von 11 Prozent. In den vergangenen drei Jahren nahm diese Entwicklung deutlich zu. „Wir haben hier fast noch eine gute Versorgung im ländlichen Bereich“, sagt Budde. Doch wenn beispielsweise die letzten verbliebenen Pharmazieingenieur:innen in Rente gingen, sehe es anders aus. „Es wird die Zeit kommen, dass massiv viele Apotheken schließen.“

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