Apothekenkosmetik

Sonnenanbeter am HV-Tisch

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Berlin -

Während die Verkäufe von Kosmetikprodukten in Apotheken nur leicht zulegen, boomt das Geschäft mit Sonnenschutz: Um 12,5 Prozent wuchs der Markt in den vergangenen zwölf Monaten. Stada hat mit Ladival nach wie vor die Nase vorn, doch andere Hersteller sind dabei, das Erfolgskonzept zu kopieren und sich ein Stück vom Kuchen abzuschneiden.

Rund 87 Millionen Euro ist der Markt der Sonnenpflegeprodukte in der Apotheke auf Basis der Verkaufspreise (AVP) schwer. Davon entfallen laut IMS Health 72 Millionen Euro auf Sonnenschutz, der Rest auf Après-Lotionen und Nahrungsergänzungsmittel. Selbstbräuner sind mit einem Anteil von 2 Prozent am Gesamtmarkt in der Apotheke zu vernachlässigen. Insgesamt gibt es 830 verschiedene Sonnenschutzprodukte in der Offizin.

Unter den Sonnenschutzmitteln werden drei Viertel für Erwachsene gekauft, allerdings weisen Produkte für Babys und Kinder laut IMS ein größeres Wachstum auf. Fast die Hälfte entfällt in diesem Segment auf Produkte mit einem Lichtschutzfaktor von 30+, weitere 40 Prozent auf 20+. Generell ist in der Apotheke ein Trend zu medizinischen Produkten zu erkennen.

Marktführer ist Ladival von Stada. Die Marke stammt bereits aus den 1950er Jahren und war 1981 zusammen mit der Firma Jellrich Rassau aus Eltville zum Generikakonzern gekommen. 1984 wurde ein Sonnenschutzmittel eingeführt, das frei von Fett und Emulgatoren war und damit besonders hautverträglich sein sollte.

1990 kam das noch heute bekannte Hydrodispersionsgel auf den Markt, das die galenischen Nachteile des Vorgängerprodukts, insbesondere die klebrige Konsistenz, ausgleichen sollte. Von da an ging es Schlag auf Schlag: 1992 folgte ein Produkt für normale Haut, 1994 eine Variante speziell für Kinder, 1996 wurde erstmals eine breite Käuferschicht ohne medizinische Besonderheiten angesprochen.

Zu dieser Zeit schnellte der Marktanteil von 12 auf 20 Prozent nach oben; Ladival zog an der Konkurrenz vorbei und setzte sich an die Spitze. Während andere bekannte Marken dieser Zeit wie Ilrido oder Uvau-Derm in der Bedeutungslosigkeit oder ganz verschwanden, konnte sich Ladival Anfang der 2000er Jahre weiter von der Konkurrenz absetzen, nicht zuletzt dank der 2004 eingeführten Variante mit Photolyase. Zeitweise lag der Marktanteil über 40 Prozent.

Doch das Geschäft ist schwieriger geworden, seit Ladival als Marke für jedermann gilt und andere Hersteller mit medizinischem Anspruch Punkte gewinnen. Zwar ist Stada mit der Marke gerade im Ausland erfolgreich; mit einem Umsatzplus im niedrigen einstelligen Bereich konnte der Platzhirsch hierzulande zuletzt nicht von der Ausweitung des Marktes profitieren. Entsprechend musste die Traditionsmarke abermals Marktanteile abgeben und kommt auf rund 34 statt 38 Prozent. Immerhin: Seit Januar hat Ladival verlorenes Terrain zurückgewonnen und wertmäßig etwas stärker zugelegt als der Markt insgesamt.

Sehr gut lief es zuletzt für L’Oréal mit La Roche-Posay und Vichy. Sowohl Anthelios als auch Capital Soleil – neuerdings Idéal Soleil – legten um ein Viertel zu und belegen aktuell mit Marktanteilen von 18 beziehungsweise 5 Prozent die Plätze 2 und 6.

Auch Beiersdorf konnte mit Eucerin Sun überdurchschnittlich zulegen und seinen Marktanteil leicht ausbauen auf 11 Prozent. In Hamburg profitiert man von den Erfahrungen mit der Drogeriemarke Nivea: In den 1950er Jahren kamen die ersten Sonnenschutzprodukte auf den Markt. 1992 wurden die ersten Präparate unter dem Dach von Eucerin eingeführt. Die Marke war 2009 komplett überarbeitet worden.

Eine Verschnaufpause legten zuletzt Daylong und Avène ein, die leicht unter dem Markt wuchsen und auf einen Marktanteil von 11 beziehungsweise 8 Prozent unter den Sonnenschutzmittel kommen. Daylong ist ein liposomaler Sonnenschutz, der vom schweizerischen Hersteller Spirig entwickelt und 2012 an die Nestlé-Tochter Galderma verkauft wurde. Avène kommt von Pierre Fabre und ist Europas meist verkaufte Sonnenschutzmarke.

Ebenfalls zu Galderma gehört Actinica. 2007 unter der Dachmarke Daylong eingeführt, soll Actinica mit einem besonders hohen Lichtschutzfaktor vor allem Risikopatienten etwa mit aktinischen Keratosen (AK) und anderen Formen von hellem Hautkrebs (NMSC) helfen. Nach einem starken Start trat die Marke zuletzt ebenfalls auf der Stelle – womöglich auch, weil der spanische Hersteller Isdin mit seinen im Ausland bekannten Marken Eryfotona und FotoUltra Anfang 2015 in derselben Nische angetreten ist.

Um 50 Prozent legte Bioderma (Aktiv-Derma) zu; die apothekenexklusive Marke zog damit an Lierac (Ales Groupe Cosmetic) und Louis Widmer vorbei, die mit dem Markt wuchsen und jeweils auf einen Marktanteil von 1 Prozent kommen. Die restlichen 4 Prozent teilen sich kleinere Anbieter wie Nuxe, Dermasence, La Mer und Caudalie.

Im laufenden Jahr dürften sich die Marktanteile weiter verschieben: Dr. August Wolff hat unter der Marke Linola eine Sonnenmilch auf den Markt gebracht, die mit Lichtschutzfaktor 50 für empfindliche, trockene und zu Neurodermitis neigende Haut gedacht ist. Stadavita wiederum hat mit Swyzz Sun eine Premiumlinie aus der Schweiz eingeführt, die – wie andere Marken auch – pflanzliche Stammzellen der Alpenrose enthält und die Hautbarriere stärken soll.

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