Neue Festbeträge

Atozet/Tioblis: 170 Euro Mehrkosten

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Berlin -

Zum 1. Oktober sind nicht nur neue AOK-Rabattverträge in Kraft getreten, sondern auch neue Festbeträge. Bei der Kombination aus Ezetimib und Atorvastatin kommt es seitdem zu unschönen Diskussionen in der Apotheke.

Die Kassen haben Kombination aus Ezetimib und den HMG-CoA-Reduktasehemmern Atorvastatin, Rosuvastatin und Simvastatin zu einer gemeinsamen Festbetragsgruppe zusammengefasst. Die Erstattungsgrenzen liegen teilweise deutlich unter den bisherigen Preisen – was die Hersteller vor die Entscheidung stellte, ihre Preise anzupassen oder auf Kassenpatienten zu verzichten.

Bei Ezetimib/Atorvastatin sind keine Generikaanbieter im Rennen; MSD Sharp & Dohme bietet Atozet und Berlin-Chemie das Lizenzprodukt Tioblis an. Und tatsächlich haben beide Hersteller ihre Preise nicht gesenkt, sodass neben der Zuzahlung von 5 Euro (30 Stück) beziehungsweise 7 Euro (100 Stück) eine Aufzahlung von 46 beziehungsweise 167 Euro anfällt. Bei den Reimporten sieht die Sache nicht wesentlich anders aus.

Immerhin gibt es mit Atorimib gibt es eine dritte Alternative; der Hersteller Apontis (ehemals UCB Innere Medizin) hat die Kombination selbst entwickelt – und den Preis auf Festbetrag von 33 beziehungsweise 71 Euro abgesenkt. Entsprechend zahlen die Patienten hier nur die Zahlung.

In den Apotheken gibt es bereits Diskussionen; immerhin werden die Produkte von MSD und Berlin-Chemie pro Woche rund 10.000 beziehungsweise 8000 Mal verschrieben. Atorimib hatte bislang einen kleinen Marktanteil von 8 Prozent, liegt mittlerweile aber vorn. Erhältlich sind von allen Anbietern dieselben Wirkstärken (10/10 mg, 10/20 mg, 10/40 mg und 10/80 mg) und Packungsgrößen (30, 100 Stück).

Ohne Rücksprache mit dem Arzt sollte aber nicht ausgetauscht werden, denn der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat die unterschiedlichen Darreichungsformen noch nicht als austauschbar eingestuft.

Laut MSD liegt der vom GKV-Spitzenverband festgesetzte Festbetrag erheblich unter dem aktuellen Herstellerabgabepreis, was eine enorme Preisreduktion darstellen würde. Dass der Konzern und in der Folge Berlin-Chemie den Preis nicht abgesenkt hat, hat laut Beobachtern mit dem europäischen Preisgefälle zu tun: Deutschland hat bei der Kombination den niedrigsten Preis in Europa, der Festbetrag liegt bei der Hälfte dessen, was etwa in Spanien oder Frankreich bezahlt wird. Die beiden Konzerne würden riskieren, dass ihre Ware aus Deutschland exportiert wird.

Besser sieht es bei den anderen Kombinationen der Festbetragsgruppe aus: Bei Simvastatin/Ezetimib gibt es neben dem Originalpräparat Inegy ohnehin zahlreiche Generika, die teilweise schon vorher unter dem neuen Festbetrag lagen und Kassenpatienten weiterhin ohne Aufzahlung zur Verfügung stehen.

Ähnlich ist die Situation bei der Kombination von Etizimib und Rosuvastatin, die in drei Dosierungen (5/10 mg, 10/10 mg und 20/10 mg) und zwei Packungsgrößen (30 und 100 Stück) vertrieben wird. Mit Aristo (Rosuzet), Elpen (Rosuvastatin/Ezetimib Elpen), Hexal (Antilia) und Ratiopharm (Ezehron Duo) gibt es vier Anbieter, die bislang 60 Prozent über dem Festbetrag lagen. Hier haben die Unternehmen ihre Preise drastisch gesenkt, sodass sie weiter auf Kassenrezept verordnet werden können.

 

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