Studienplatzvergabe

Pharmaziestudium: Es geht auch ohne Abi 1,0

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Berlin -

Einen begehrten Studienplatz zu ergattern, ist nicht so einfach, wenn man nicht das richtige Abiturzeugnis hat. Zwar wird ein Teil des Kontingents seit einigen Jahren außerhalb des klassischen NC-Verfahrens vergeben. Doch das Bundesverfassungsgericht sieht – zumindest bei Medizinern – Nachbesserungsbedarf. Beim Pharmaziestudium sieht die Sache entspannter aus.

Am Pharmazeutischen Institut der Freien Universität (FU) in Berlin hat man gute Erfahrungen mit dem neuen System gemacht. Nur noch 20 Prozent der Studienplätze werden an die Jahrgangsbesten vergeben, weitere 20 Prozent sind für Bewerber mit Wartesemestern reserviert. Die restlichen 60 Prozent werden von der Uni vergeben.

Laut Professor Dr. Matthias Melzig, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Pharmazie, ist die Abiturnote zwar ein guter Prädiktor für den späteren Erfolg im Studium. Aber: „Nicht jeder Abiturient mit einer Note von 1,0 ist unbedingt ein guter Pharmaziestudent.“ Insofern ist er froh, dass mittlerweile auch Interessenten mit schlechterem Durchschnitt eine Chance auf Zugang zum Studium haben.

Anders als an anderen Fakultäten müssen die künftigen Studenten in Berlin nicht zum Vorstellungsgespräch – das wäre schon wegen der hohen Bewerberzahlen nicht machbar. Stattdessen müssen sie sich einem Studienfähigkeitstest unterziehen. 30 MC-Fragen sind innerhalb von 45 Minuten zu beantworten. Durchfallen kann niemand – wer gut abschneidet, kann seine Abiturnote aufbessern. Maximal 30 Punkte werden vergeben, der Durchschnitt landet bei 17 bis 20, „Überflieger“ kommen auf mehr als 25 Punkte.

Abgefragt werden keinesfalls nur Themen, die ausschließlich Abiturienten mit Leistungskurs Chemie oder Biologie beantworten können. „Auch Bewerber aus altsprachlichen Gymnasium haben das Zeug, hervorragende Pharmaziestudenten zu werden“, so Melzig. Die Fragen selbst werden gehütet wie ein Geheimnis, im Klausurraum herrscht Handyverbot, auch Kopien werden nicht herausgegeben.

Dennoch stellt das Institut den Interessenten genügend Informationen zur Verfügung, damit sie sich auf den Test vorbereiten können. „Wir wollen ja jene Studenten herausfiltern, die für die Pharmazie brennen“, so Melzig.

In den mittlerweile zehn Jahren ist laut Melzig eine gewisse Routine eingekehrt, dennoch gebe es zur Immatrikulationszeit immer wieder „Stoßarbeit“. Nach der Weihnachtspause trifft sich die Kommission aus Vertretern der fünf Fachbereiche, um die Fragen für den kommenden Test abzusprechen. Ein Kollege erstellt dann den Fragebogen, zur Klausur selbst sind mehrere Mitarbeiter anwesend. Die Auswertung geschieht quasi auf Knopfdruck – schon wenige Stunden nach dem Test liegen die Ergebnisse vor. Dass es dann noch eine Weile dauert, bis die Bewerber Rückmeldung von Hochschulstart bekommen, hängt laut Melzig nicht an der Uni. „Wir sind ganz schnell.“

Zum Test werden alle Bewerber mit einer Note von mindestens 2,5 eingeladen, die Berlin als erste oder zweite Präferenz angegeben haben. Zuletzt gab es laut Melzig 260 Bewerber auf die 75 Plätze, die die Uni laut Kapazitätsverordnung aufgrund der Anzahl der Mitarbeiter anbieten muss. Mehr als 200 hätten am Studieneignungstest teilnehmen können, erschienen seien letztendlich aber nur 140. Auch so wird also bereits vorselektiert.

Melzig und sein Team sind sehr zufrieden mit dem Verfahren. Auffällig sei nur, dass es immer wieder ganze Jahrgänge gebe, die entweder besonders gut oder eher leistungsschwächer seien. Das habe aber weniger mit dem Eignungstest zu tun: Von jenen 16 Prozent, die es nicht bis zum 2. Staatsexamen schafften, seien die Mehrzahl über die Warteliste zu ihrem Studienplatz gekommen.

Das Urteil aus Karlsruhe findet der Institutsleiter gut, da es die persönliche Qualifikation der Bewerber stärker berücksichtige. Auf die Pharmazie werde der Richterspruch aber wahrscheinlich kaum Auswirkungen haben, da die Wartezeiten nicht vergleichbar seien. Was er sich wünschen würde, wäre eine bessere Vergleichbarkeit des Abiturs in den verschiedenen Bundesländern und einzelnen Gymnasien. „Das ist unser größtes Problem.“

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