Notdienst

Apotheker Vogelmaier: Ich bin doch kein Hampelmann

, Uhr aktualisiert am 10.09.2018 12:22 Uhr
Berlin -

Der Notdienst gehört zu den Gemeinwohlpflichten der Apotheker. Häufig müssen sich Apotheker mitten in der Nacht nicht nur dumme Sprüche gefallen lassen. Regelmäßig werden sie wegen medizinischer Kleinigkeiten aus der Nachtruhe gerissen. Am Wochenende war es mal wieder so weit. Apotheker Rainer Vogelmaier von der Rehnenhof Apotheke in Schwäbisch Gmünd hat schon viel erlebt, aber so etwas auch nicht nicht: „Bei mir ist etwas vorgekommen, was ich nicht für möglich hielt im Notdienst.“

Um 22.30 Uhr klingelte ein Mann an der Notdienstklingel und fragte für seine Freundin nach guten Schmerztabletten gegen Zahnschmerzen. Apotheker Vogelmaier empfahl ihm Ibuprofen-Lysinat. Kosten in der Rehnenhof Apotheke: etwas über 8 Euro plus 2,50 Euro Notdienstgebühr. Als der Kunde den Preis erfuhr, entschied er sich für Ibu 400 mg für gut 5 Euro plus 2,50 Euro Notdienstgebühr.

Fünf Minuten später klingelte derselbe Kunde erneut und wollte die Ibus in Paracetamol 500 umtauschen, weil sie ihm zu teuer seien. Apotheker Vogelmaier wies den Kunden darauf hin, dass Paracetamol 500 bei Zahnschmerzen nicht die beste Wahl sei. Davon ließ sich der Kunde jedoch nicht beeindrucken. „Kulanterweise habe ich dann den Umtausch vorgenommen“, so der Apotheker, „obwohl ich die Ibu 400 dann nicht mehr verkaufen kann“.

Schließlich wollte er seine Ruhe haben. Allerdings kam nach weiteren fünf Minuten die Freundin mit den Zahnschmerzen persönlich und wollte das Paracetamol mit der Begründung zurückgeben, es gebe Paracetamol 500 sonst auch für 1,34 Euro. Diese hatte Vogelmaier allerdings nicht mehr auf Lager. „Diesem Wunsch kam ich aber dann nicht mehr nach“, berichtet der Apotheker empört, „was denken sich denn die Leute, daß wir Hampelmänner sind und je nach Lust und Laune verdummt werden können?“

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Apotheker Vogelmaier im Notdienst über ungewöhnliches Verhalten ärgern musste. Einmal weckte ihn ein Kunde um 4.30 Uhr und fragte nach Nasentropfen. Als er ihm diese anbot und die Notdienstgebühr verlangte, ging der Kunde wieder und sagte: „Dann komme ich morgen wieder und spare die 2,50 Euro.“

Auch andere Apotheker berichten immer wieder von ärgerlichen Vorfällen im Nacht- und Notdienst. Ein Apotheker wurde geweckt, weil ein Nachtschwärmer nur Kleingeld für den Zigarettenautomaten wechseln wollte. Ein anderer Apotheker wunderte sich nicht schlecht, als eine Kundin mit ihrem Pferd bis vor den Notdienstschalter vorritt. Die Reiterin benötigte Hilfe, das Pferd hatte eine Kolik. Der Apotheker verwies sie an den tierärztlichen Notdienst. Ein Kunde wollte Viagra im Notdienst kaufen und mit fünf oder sechs Rollen Münzgeld bezahlen, darunter gerollte 1-Cent-Münzen. Offenbar ein Händler, der gerade nichts anderes hatte.

Im Sommer kurz nach Mitternacht hielt ein Cabrio vor einer Apotheke, die Musik aus dem Autoradio auf Anschlag aufgedreht. Die Beifahrerin ließ lässig einen Turnschuh aus dem Fenster hängen. Ihr Galan verlangte an der Notdienstklappe „Nahkampfsocken“. Ob das denn ein Notfall sei, frage der Apotheker. „Ja, wat denken Sie denn?!“, entgegnet er. Amüsiert hat das den Apotheker trotzdem: „Das waren vermutlich die teuersten Kondome, die er je gekauft hat.“

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