Dreister Sonderwunsch im Notdienst

„Bringen Sie mir die Pille danach sofort nach Hause!“

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Berlin -

Da musste Apotheker Georg Dribusch aus Paderborn tief durchatmen. „Bringen Sie mir die Pille danach sofort nach Hause!“, forderte eine Kundin am Telefon. Der lehnte ab. Er hatte Notdienst. „Dann machen Sie eben ein paar Minuten zu“, ging es ziemlich dreist weiter. Denn für ein Taxi habe sie kein Geld. Am Ende wollte die unzufriedene Kundin sogar die Polizei rufen.

Davon sah sie dann ab. Und raffte sich irgendwie auf, um ihre Pille danach persönlich abzuholen. Bei Dribusch löst dieses Verhalten Kopfschütteln aus. Überrascht ist er von unhöflichen und unverschämten Kunden längst nicht mehr. „Ich weiß es auch von anderen Kollegen, denen es ähnlich ergeht: Viele Leute denken nur noch an sich selbst, andere Menschen zählen gar nicht“, sagt er.

Besonders deutlich zeige sich das beim Nachtdienst: „Der wird meistens überhaupt nicht mehr geschätzt, viele Apotheker werden von den Leuten nur noch blöd angemacht. Ich mache seit 30 Jahren Notdienste, da hat sich viel verändert. Früher war ein gewisser Respekt da.“ Dieser fehle, und das sei kein alleiniges Apotheken-Phänomen: „Es ist generell ein Problem der Gesellschaft.“

Apotheker Dribusch ist ein höflicher Mann. Er versucht stets, nicht die Geduld zu verlieren. „Der Kunde ist König, was soll man tun.“ Nur manchmal wird es auch ihm zu bunt. Besonders ärgern ihn Kunden, die fröhlich telefonierend die Offizin betreten und gönnerhaft das Rezept auf den HV-Tisch legen.

„Ich empfinde das als Provokation“, sagt der Apotheker. „Ich habe auch schon Kunden stehen lassen, bis sie ihr Telefonat zu Ende geführt hatten.“ Die waren dann erstaunt, dass er sie ignoriert hatte. „Jeder Jeck ist anders“, sagt Dribusch schelmisch.

Das schlechte Benehmen, so Dribusch, ziehe sich durch alle Generationen: „Und dann wollen die Kunden alles und möglichst umsonst.“ Ein bisschen, so meint er, wären die Apotheker allerdings auch selbst schuld an der Misere: „Wir Apotheker lassen uns viel zu viel bieten, das täten Ärzte im Leben nicht. Ich finde, es ist ein generelles Problem.“ In den meisten Arztpraxen wird tatsächlich nicht telefoniert, die Leute lassen ihr Smartphone brav in der (Hosen-)Tasche.

Kunden, die über die 2,50-Euro-Notdienstgebühr meckern, lächelt er mittlerweile nur noch an. Er will sich nicht mehr als nötig ärgern. „Ich kann mir doch das Leben nicht sauer machen lassen“, sagt er. Manchmal gebe es auch Lichtblicke: „Es gibt Kunden, die bedanken sich für den Notdienst und geben sogar Trinkgeld.“ Eine kleine Geste, die den Apotheker zum Lächeln bringt. „Allerdings habe ich das bisher nur bei ausländischen Kunden erlebt. Deutsche haben mir noch nie Trinkgeld gegeben.“

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