Honorargutachten

Schmidt: „Skandalöser Vorgang“

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Berlin -

Mit einer Video-Botschaft hat ABDA-Präsident Friedmann Schmidt auf die Veröffentlichung der Bild-Zeitung zum Honorargutachten des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) reagiert. Darin kündigt Schmidt „maximalen Widerstand“ an und beklagte sich über die „Durchstechereien“.

Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC liegt die Endfassung des Honorargutachtens seit Freitag im BMWi vor. Exemplare soll es auch im Kanzleramt, im Bundesfiannzministerium (BMF) und im Bundesgesundheitsministerium (BMG) geben. Ein Termin für die Veröffentlichung ist immer noch nicht festgelegt.

Jetzt berichtete auch die Bild-Zeitung über erste Zahlen aus dem Gutachten. Danach sollen die Apotheken 1,1 Milliarden Euro Honorar zu viel erhalten. „Mit der berechneten Anpassung der AMPreisV sind Einsparungen der Kostenträger von insgesamt 1,1 Milliarden Euro verbunden, obwohl in vielen Vergütungskomponenten wesentliche Erhöhungen berechnet sind“, zitiert Bild, der nach eigener Angabe Auszüge des Gutachtens vorliegen. Insbesondere der Fixzuschlag von 8,35 Euro stehe in keinem Verhältnis zur tatsächlich geleisteten Arbeit, so Bild. Die Gutachter hätten hier ein Einsparpotenzial von insgesamt 1,896 Milliarden Euro pro Jahr ausgemacht.

Bislang hatte die ABDA geschwiegen, doch auf die neuerliche Veröffentlichung reagiert Schmidt empört. „Jetzt sind zum wiederholten Male scheinbare, angebliche Ergebnisse aus diesem Gutachten an die Öffentlichkeit durchgestochen worden. Das ist ein skandalöser Vorgang“, kritisiert Schmidt. Das BMWi müsse sich fragen lassen, wie es dazu kommen könne, dass immer wieder die Vertraulichkeit gebrochen werde. Er frage sich, „wie unter diesen Umständen überhaupt noch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit“ möglich sein könne.

Zum Inhalt könne die ABDA noch nichts sagen, „weil wir die Zahlen nicht nachprüfen, nicht nachrechnen können“, so der ABDA-Präsident weiter. „Aber eins steht heute schon fest: Jemand, der zu so einem Ergebnis kommt, dass die Arbeit der Apothekerinnen und Apotheker in einer solch eklatanten Weise angeblich überbezahlt würde, ist entweder ein totaler Ignorant oder er hat überhaupt keine Ahnung von der wirklichen Versorgungsrealität in unseren Betrieben.“ Der verhöhne die Arbeit von 160.000 Apothekenmitarbeitern, die jeden Tag bemüht seien, dass Beste für ihre Patienten zu tun. „Und er muss mit unserem maximalen Widerstand rechnen“, kündigte der ABDA-Präsident an.

Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC kommt das Bundesgesundheitsministerium (BMG) im Gutachten nicht gut weg: Demnach hat das Ministerium jahrelang „übersehen“, dass das Apothekenhonorar deutlich über dem in der eigenen Statistik ausgewiesenen Wert liegt. Der von 2hm ermittelte Honorarüberhang betrug danach jährlich 1,7 bis 2 Milliarden Euro. Aktuell beträgt das ausgewiesene, von den Krankenkassen gezahlte Honorarvolumen rund fünf Milliarden Euro. Die Krankenkassen seien „aus allen Wolken gefallen“, heißt es.

Das 2hm-Gutachten wurde im BMWi unter Hinzuziehung von Experten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) geprüft. Auch nach Angaben des Deutschen Apothekerverbands (DAV) betrug das Apothekenhonorar im Jahr 2016 rund fünf Milliarden Euro. Es ist in den vergangenen Jahren zwar kontinuierlich gestiegen, allerdings nach DAV-Berechnungen langsamer als beispielsweise die GKV-Einnahmen oder das Bruttoinlandsprodukt. Der Honoraranstieg liegt auch unterhalb der Inflationsrate und dem Anstieg der Tariflöhne in den Apotheken.

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