Apothekenteam auf Warteliste

Impfung war besser als Weihnachtsgeld

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Berlin -

Seitdem auch in Arztpraxen gegen Corona geimpft wird, steigt die Zahl der Geimpften deutlich an. Damit kein Impfstoff übrig bleibt und verfällt, gibt es vielerorts Wartelisten. Ein Apotheker hat seine Praxis erst auf die Idee gebracht und so schon fast seinem ganzen Team eine Impfung ermöglicht – mit unvorhergesehenen Effekten.

Die Auslieferung über die Apotheken läuft weitgehend reibungslos. Doch die Terminvergabe stellt manche Praxen vor organisatorische Herausforderungen. Schließlich läuft der normale Sprechstundenbetrieb parallel.

Vor diesem Hintergrund hat der Apotheker seinen Hausarzt direkt angesprochen ihm vorgeschlagen, eine Kontaktliste von seinem Team zu übermitteln. Sollte am Ende des Tages Impfstoff übrig und kein priorisierter Patient greifbar sein, stünden seine Mitarbeiter:innen bereit. Aufklärungsgespräche seien kaum vonnöten, das Personal sei informiert und „impfwillig“.

Der Arzt war nach Angaben des Apothekers angetan von dem Vorschlag. Das erspare eine Menge Arbeit – und Mitarbeiter in Gesundheitsberufen zu impfen, sei nun wahrlich nicht die schlechteste Alternative zu einem möglichen Verfall des Impfstoffs. Da niemandem der Impfstoff weggenommen wird, sehen die Beteiligten darin nur Vorteile. Um sich nicht den Vorwurf der Kungelei auszusetzen, möchten beide trotzdem lieber anonym bleiben.

Größere Ausfälle im Team wegen etwaiger Impfreaktionen befürchtet der Inhaber nicht. Es sei sowieso immer nur eine Dosis, maximal zwei, spontan verfügbar. Die Praxis ruft dann den oder die nächste auf der Liste an, 20 Minuten später kann der Impfung gesetzt werden. Der Apotheker stellt seine Angestellten auch während der Arbeitszeit dafür frei, notfalls fährt er sie selbst eben zur Praxis.

Was der Inhaber nicht erwartet hatte, war, wie groß der Effekt im Betrieb sein würde: „Es herrscht eine richtige Aufbruchstimmung im Team.“ Die Approbierten und PTA würden auf den Anruf warten wie auf einen Lottogewinn. „Das Weihnachtsgeld hatte nicht annähernd diesen Effekt“, so der Inhaber. Ein Approbierte aus der Apotheke berichtet, dass die Impfung für sie der Game-Changer gewesen sei. „Mir geht es persönlich besser und die ganze Stimmung im Team ist gelöster.“ Eine befreundete Apotheke hat sich die Idee schon abgeguckt und ebenfalls ihre Praxis angesprochen.

Damit es mit den Impfungen noch schneller vorangeht, hat der Apotheker noch einen Wunsch an die Politik: Die Impfzentren müssten aus seiner Sicht jetzt geschlossen werden, die Versorgung über die etablierten Strukturen vor Ort funktioniere. „Jeder Unternehmer würde das in der aktuellen Lage zu entscheiden.“ Er hat aber das Gefühl, die Verantwortlichen würden das als Eingeständnis eines Fehlers sehen und vermieden diesen Schritt daher im aufziehenden Bundestagswahlkampf.

Dabei hätten die Impfzentren ihre Berechtigung gehabt, als die Daten zur Kühlpflicht von Comirnaty eine Verwendung in der Fläche noch nicht hergaben. Aber das habe sich verändert – und darauf müsse die Politik jetzt reagieren. „Die Ärzte kennen ihre Patienten doch und könnten viel Verunsicherung nehmen. Die jetzt in den Impfzentren Beschäftigten könnten besser in den Gesundheitsämtern für die Nachverfolgung eingesetzt werden, so der Inhaber. In den Plänen der Bundesregierung heißt es: „Wenn im Verlauf immer mehr Impfstoffdosen zur Verfügung stehen sollten und alle weiteren Bedingungen wie zum Beispiel die Lagerung erfüllt werden können, ist ein Übergang der Impfung in die Regelversorgung geplant.“

 

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