OTC-Hersteller

Schlindwein verlässt P&G/Merck

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Berlin -

Ein weiterer prominenter Abgang bei Procter & Gamble Personal Healthcare International: Deutschlandchef Jochen Schlindwein wird den Hersteller nur wenige Monate nach der Übernahme der OTC-Sparte von Merck durch Procter & Gamble (P&G) verlassen. Erst vergangene Woche wurde der Belegschaft mitgeteilt, dass die globale OTC-Cefin Uta Kemmerich-Keil nicht mehr an der Spitze steht.

Schlindwein war als General Manager P&G Health für das OTC-Geschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz verantwortlich. Sein Posten war eine der ersten Personalien, die nach der Übernahme der OTC-Sparte von Merck durch P&G vermeldet wurde. Der Wirtschaftsingenieur kam von Merck. Dort übernahm er, aus Mexiko kommend, im April 2017 die Leitung der deutschen OTC-Sparte.

Bei Merck war er seit 2012 unter anderem zwei Jahre als Finanzchef für den Consumer-Bereich und später knapp drei Jahre in Mexiko und Zentralamerika für die OTC-Marken des Konzerns verantwortlich. P&G war ihm nicht fremd: Zuvor war er mehr als 14 Jahre für den US-Konsumgüterriesen tätig. Direkt nach dem Studium in Karlsruhe und Kanada hatte er 1997 im Controlling angefangen.

Sein Weggang kommt wie bei Kemmerich-Keil kurzfristig und überraschend. Schlindwein habe sich entschieden, das Unternehmen zu verlassen, sagt eine P&G-Sprecherin. Es handele sich um eine persönliche Entscheidung, die nicht weiter kommentiert werde. Das offizielle Austrittsdatum ist Ende November. Einen Nachfolger gibt es noch nicht.

Für Kemmerich-Keil, die in ihrem Dreivierteljahr im Amt das OTC-Geschäft in Europa, Lateinamerika, Asien, Indien, dem Mittleren Osten und Afrika verantwortete, gab es lobenden Worte: P&G dankte ihr vielmals für die schnelle Integration der Merck-Sparte und die hervorragenden Ergebnisse des Bereichs im abgelaufenen Geschäftsjahr. Sie habe das Beste aus beiden Firmen zusammengeführt, ein neues Team gebildet und eine engagierte Organisation geschaffen. Die Managerin wird Ende September einvernehmlich ausscheiden. Grund für die Trennung seien unterschiedliche Auffassungen zur strategischen Ausrichtung der Sparte in der Zukunft, hieß es offiziell.

Merck verkaufte das gesamte Consumer-Geschäft für 3,4 Milliarden Euro. Zu den prominentesten Marken gehören Nasivin, Femibion, Dolo-Neurobion, Vivera/Floratil, Sangobion, Vigantol, Apaisyl, Kytta, Neurobion, Bion3 und Seven Seas. Zu P&G wiederum gehören im Consumer-Bereich Wick, blend-a-med/blend-a-dent, Metamucil, Oral-b, Clearblue und Persona. Insgesamt wechselten weltweit rund 3300 Mitarbeiter von Merck zu P&G. Hierzulande hat Jochen Schlindwein – bei Merck bislang für Deutschland, Österreich und die Schweiz sowie das zentrale Osteuropa zuständig – die Verantwortung für das OTC-Geschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Merck bringt laut Insight Health in Deutschland Erlöse von 136 Millionen Euro auf Basis der Apothekenverkaufspreise (AVP) mit, bei P&G sind es 97 Millionen Euro. Zusammen kommen die Sparten also rein rechnerisch auf 233 Millionen Euro und damit auf Rang 8 unter den OTC-Herstellern hinter Bayer, GSK, Ratiopharm, Sanofi, Hexal, Stada, Klosterfrau und Bionorica. Wichtigste Marken sind künftig Wick mit 90 Millionen Euro sowie Femibion und Vigantol mit je knapp 40 Millionen Euro. Im Sommer wurde das seit 2011 bestehende Joint Venture zwischen P&G und Teva im OTC-Bereich beendet.

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