Insektenschutz

Anti Brumm wehrt alle ab

, Uhr
Berlin -

Unter den Insektenschutzmitteln ist Anti Brumm so stark, dass es sich sogar die Konkurrenz vom Leib hält. Drei Jahre nach dem Angriff diverser Hersteller steht der Branchenprimus so gut da wie nie zuvor. Die ersten Kontrahenten räumen das Feld. Und auch der einstige Marktführer Autan schwächelt nach wie vor.

2015 bliesen Medice mit Soventol Protect, Hennig mit Viticks und Omega mit Jungle Formula by Azaron zum Angriff auf Anti Brumm. Doch das Team von Jörg Wieczorek hielt dagegen: Aktuell kommt Hermes mit Anti Brumm auf einen Marktanteil von 49 Prozent. In den ersten sieben Monaten des Jahres legten die Absätze laut Insight Health um 14 Prozent zu – Anti Brumm wuchs damit auf hohem Niveau leicht über dem Markt.

In den Apotheken hat die Marke einen besonders guten Stand; nur 17 Prozent entfallen laut Insight Health auf den Versandhandel. Zum Vergleich: Über die gesamte Kategorie liegt der Versandanteil bei 23 Prozent. Der Münchener OTC-Hersteller hat die Marke der Galenica-Tochter Vifor seit 2011 im Gepäck; bis dahin lagen die Vertriebsrechte neun Jahre lang bei Togal. Seitdem hat sich das Geschäft extrem gut entwickelt.

So gut, dass 2015 die Konkurrenz auf den Plan gerufen wurde. Für Medice machte die Line extension bei Soventol insofern Sinn, als der Klassiker ohnehin regelmäßig bei Insektenstichen eingesetzt wird. Ein Repellent schien daher perfekt ins Sortiment zu passen. Derselben Logik folgte man bei Omega: Mit Azaron hatte man einen Stick gegen Insektenstiche im Portfolio, im Ausland mit Jungle ein Abwehrmittel auf dem Markt. Da lag es nahe, die Marke des Mutterkonzerns Perrigo zu „importieren“.

Soventol Protect schaffte es aus dem Stand auf einen Marktanteil von 7 Prozent nach Packungen und 5,5 Prozent nach Umsatz. Eine massive Print- und Online-Kampagne trieb die Kunden in die Apotheken. Nachhaltig war das Engagement aber offenbar nicht: Aktuell kommt Soventol Protect nur noch auf einen Marktanteil von 1 Prozent; um 24 Prozent brach das Geschäft in den ersten sieben Monaten dieses Jahres ein. In Iserlohn hat man erkannt, dass sich dem Platzhirschen nur schwer Umsätze abjagen lassen und die Werbeaktivitäten gestrichen.

Immerhin 3 Prozent konnte sich Omega mit Jungle nach der Einführung sichern; aktuell spielt die Marke Azaron nach Verlusten von 60 Prozent laut Insight Health keine wesentliche Rolle mehr. In den Apotheken büßte die Marke sogar knapp drei Viertel ein; mehr als jede zweite Packung wird derzeit im Versandhandel verkauft.

Von den Newcomern des Jahres 2015 ist derzeit nur noch Hennig mit Viticks auf der Erfolgsspur. Der Mittelständler aus Hessen hatte im Vorfeld des Patentablaufs von Arlevert ein OTC-Portfolio auf die Beine gestellt, zu dem auch das Mückenschutzmittel gehörte. Viticks startete zwar kleiner als die Konkurrenz, konnte aber auch 2018 noch um 22 Prozent zulegen und damit Marktanteile gewinnen. Aktuell kommt das Produkt auf 1 Prozent.

Ein echter Erfolg ist Bite away. Der Stichheiler, der Proteine durch Hitze denaturieren und dadurch das Insektengift inaktivieren soll, war bei Riemser jahrelang in Vergessenheit geraten und dann wachgeküsst worden. Im vergangenen Jahr übernahm Dermapharm das Medizinprodukt; der dem Vernehmen nach extrem hohe Kaufpreis könnte sich auszahlen: Denn obwohl Bite away auch in der Drogerie und im Versandhandel verkauft wird, läuft das Geschäft in den Apotheken rund: In den ersten sieben Monaten konnten die Abverkäufe laut Insight Health verdoppelt werden; nach Packungen kommt das Produkt auf einen Marktanteil von 9 Prozent. Nach Umsatz liegt der Anteil wegen des hohen Preises doppelt so hoch.

Ebenfalls positiv entwickelten sich zuletzt von den größeren Marken Moquitno von Schmidt (plus 49 Prozent), Parakito von Apoteam (plus 34 Prozent), Nobite von Tropical Concept (plus 15 Prozent), Mosquito von Wepa (plus 11 Prozent) sowie Stichfrei von Hager (plus 16 Prozent). Hier liegt der Versandanteil – mit Ausnahme von Parakito, Mosquito und Mosquitno – zwischen 35 und 40 Prozent.

Und der frühere Platzhirsch Autan? Dessen Niedergang in den Apotheken geht vorerst weiter: In den ersten sieben Monaten gingen die Abverkäufe um 20 Prozent zurück; in den Apotheken vor Ort büßte die Marke sogar knapp ein Drittel ein. Damit kommt der einstige Marktführer derzeit auf einen Anteil von 11 Prozent. Zum Vergleich: 2010 entfiel knapp jede zweite Packung auf den einst von Bayer entwickelten Klassiker.

Der Wechsel im Apothekenvertrieb dürfte die Sache nicht einfacher machen. Seit 2010 war Klosterfrau verantwortlich, im vergangenen Jahr warfen die Kölner entnervt das Handtuch. Denn im Mass Market hatte der US-Konzern SC Johnson, dem die Marke seit 2001 gehört, seinem deutschen Partner das Geschäft immer wieder durch eigene Aktionen erschwert: Nicht nur, dass Autan bei den großen Drogerieketten zu finden war. Immer wieder tauchte das Mückenschutzmittel in den vergangenen Jahren zu Ramschpreisen bei Discountern wie Lidl auf. Viele Apotheker nahmen den Klassiker daraufhin aus der Empfehlung. Auf den neuen Vertriebspartner SK Pharma Logistik wartet viel Überzeugungsarbeit, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen.

Welche Produkte im Trend liegen, zeigt die aktuelle APOSCOPE-Studie „Repellents, Sonnenschutz, Reiseapotheke. Saison 2018: Was ist gefragt, was wird empfohlen?“

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
Apothekenkosmetik zum Anfassen
Mit Aktionstagen gegen Online-Apotheken
Mehr aus Ressort
Pharma-Chef verlässt Konzern
Wechsel bei Bayer

APOTHEKE ADHOC Debatte