Ambroxol: Hilfreich bei Coronainfektionen? APOTHEKE ADHOC, 26.02.2020 15:24 Uhr
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Unentdecktes Potenzial? Der Wirkstoff Ambroxol konnte in Studien verschiedene Effekte zeigen, die möglicherweise über die schleimlösenden Eigenschaften hinausgehen. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - Der Schleimlöser Ambroxol zählt zu den Klassikern in der Apotheke. Vor allem bei festsitzendem Schleim in den Atemwegen kommt die Substanz zum Einsatz. In den vergangenen Jahren konnten Studien jedoch Hinweise auf weitere potenzielle Wirkungen geben. Vor allem im Bereich neurologischer Erkrankungen wie Parkinson gibt es erste positive Ergebnisse. Könnten die Wirkungen möglicherweise auch beim aktuellen Coronavirus hilfreich sein?
Bei der Substanz Ambroxol, einem Metaboliten von Bromhexin, der künstlich aus Vasicin – dem Inhaltsstoff des Indischen Lungenkrauts – hergestellt wird, handelt es sich zunächst um einen lokalanästhetischen und schleimlösenden Wirkstoff. Er wird daher vor allem bei akuten Atemwegserkrankungen zur Verflüssigung und Lösung von festsitzendem Sekret, sowie bei Halsschmerzen eingesetzt. Es stehen unter anderem Lutschtabletten, Kapseln und Säfte zur Verfügung.
Vor einigen Jahren konnten Forscher der Universität Ulm erstmals den molekularen Wirkmechanismus für die Schleimlösung nachweisen. Die Substanz stimuliert mithilfe von Calcium die Ausschleusung von Abfallprodukten aus den Zellen. Daraus ergaben sich mögliche neue Therapieansätze, bei denen der Wirkstoff positive Effekte haben kann. Andere klinische Untersuchungen konnten zeigen, dass Ambroxol die Penetration in das Bronchialgewebe und somit die Wirkung von Antibiotika verbessern kann.
Ambroxol wirkt den Forschern zufolge wie eine Art „zelluläre Müllabfuhr“: Da Ambroxol einen schwach basischen pH-Wert besitzt, setze er an den sauren Zellorganellen an und neutralisiere so den pH-Wert. Dadurch werde Calcium freigesetzt. Bei der sogenannten „lysosomalen Sekretion“ verschmelzen die Zellorganellen – die auch als Lysosomen bezeichnet werden – mit der Plasmamembran der Zelle. Dadurch wird die Ausscheidung von Zellabfall angestoßen: Lysosomen bauen dann mithilfe von Säure und Enzymen zelluläre Abfallprodukte wie etwa alte oder fehlgebildete Proteine ab. Durch Exozytose werden diese dann aus der Zelle befördert.
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