Engpässe kosten Konditionen

Noweda: Kontingentliste zählt 480 Artikel

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Berlin -

Sind Arzneimittel von Lieferengpässen betroffen, können sie von den Großhändlern kontingentiert werden. Die so gelisteten Medikamente sind automatisch nicht rabattierbar: „Bei Noweda ist diese Liste mittlerweile auf 480 Artikel angewachsen“, ärgert sich ein Inhaber aus Brandenburg. Wenn er nicht viel Zeit in den Abgleich der Lieferanten steckt, gehen ihm wertvolle Konditionen verloren.

Die Kontingentlisten sind im Vergleich zu den vergangenen Jahren erheblich gewachsen: „Ich erinnere mich an Zeiten, da standen auf dieser Liste nur zehn Artikel. Diese waren entweder von gravierenden Engpässen betroffen oder nur mit erheblichem Mehraufwand bestellbar“, so der Apotheker. Mittlerweile zähle etwa die Liste der Noweda ein Vielfaches an kontingentierten Artikeln: „480 Artikel stehen aktuell drauf“, ärgert sich der Inhaber. Zum Vergleich: „Auf der Kontingentliste von Phoenix stehen nur 140 Artikel, also ein riesiger Unterschied.“

Er habe das Gefühl, dass bei der Genossenschaft „jeder Artikel auf die Liste kommt, der kurzzeitig von Lieferschwierigkeiten betroffen war“, so der Inhaber. „Diese Artikel verschwinden aber nicht mehr von der Liste, auch wenn diese längst wieder gut lieferbar sind.“ Deswegen habe er die Vermutung: „Die Liste scheint hier auch als Rabattausschlussliste zu dienen. Denn es stehen selbst Artikel, die noch nie knapp waren drauf.“

„Welche Artikel sind auf der Liste?“

Die tägliche Bestellung mit der Liste abzugleichen, verursacht einen unglaublichen Mehraufwand: „Um nicht ständig meine Rabatte zu verlieren, muss ich nachschauen, ob die Artikel, die wir benötigen, nicht bei der Noweda auf der Kontingentliste stehen. Das lohnt sich natürlich bei hohen Stückzahlen oder Hochpreisern, ist aber immer mit Mehraufwand verknüpft“, so der Inhaber.

So tauche beispielsweise der Kinase-Hemmer Inlyta auf der Noweda-Liste auf, nicht aber bei Phoenix: „Für 56 Tabletten mit 7 mg pro Tablette müsste ich im Einkaufspreis 3233,48 Euro zahlen. Da lohnt es sich natürlich, auf den Großhandelsrabatt zu achten.“

Denn in der Software werde nicht automatisch angezeigt, welche Artikel betroffen sind: „Ich muss mich bei der Noweda mit meinen Kundendaten einloggen, um die Liste abzugleichen. Danach kann ich dann bei den zu bestellenden Artikeln einen festen Lieferanten eingeben, um zu vermeiden, dass Ware, die nicht rabattiert wird doch zu Noweda rutscht“, ärgert sich der Apotheker über die zusätzliche Arbeit.

Besonders verwunderlich sei, dass bei der Noweda etliche Insuline auf der Kontingentliste stehen, die beispielsweise bei Phoenix nicht auftauchten: „Ich kann ohne Probleme 30 Packungen Actrapid Flexpen bestellen, da diese aber bei Noweda auf der Liste stehen, bekäme ich keinen Rabatt. Das erschließt sich mir überhaupt nicht“, so der Apotheker. Die Konsequenz für den Apotheker ist der Umstieg auf andere Großhändler: „Ich habe Glück, dass ich umschwenken kann auf Großhändler, die solche Listen entweder gar nicht führen oder in viel geringerem Maße.“

Noweda für faire Verteilung

Grundsätzlich kontingentiere man Artikel, „wenn herstellerseitig Lieferquoten bei üblichen Bedarfsmengen – die von uns bestellt werden – in mehreren aufeinanderfolgenden Bestellzyklen deutlich unterschritten werden“, so ein Sprecher. Die Bewertung dieses Prozesses laufe wöchentlich, „sodass wir bei wieder eintretender guter Lieferbarkeit die Kontingentierung schnell beenden können“.

„Bei sich nur verbessernder, aber noch nicht ausreichender Lieferbarkeit werden gegebenenfalls zunächst die Kontingentmengen erhöht, sodass eine flächendeckende und möglichst faire Verteilung weiterhin gewährleistet ist“, so der Sprecher. „Darüber hinaus gibt es gerade auch bei Hochpreisern einige dauerhafte Herstellerkontingente – insbesondere bei exportgefährdeten Artikeln – die seitens Noweda in Richtung Apotheken ebenso kontingentiert werden.“ Damit wolle man erreichen, dass „auch hier eine möglichst faire und flächendeckende Verteilung erfolgt“, heißt es weiter.

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