Kein AvP-Rettungsschirm: Apothekerin tritt aus CSU aus APOTHEKE ADHOC, 24.09.2020 14:42 Uhr
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Rettungssschirm: Apothekerin Beatrice Guttenberger ist sauer wegen der Untätigkeit der Politik in der AvP-Krise. Foto: Bayerische Staatskanzlei
Berlin - Bisher lehnt die Politik einen Rettungsschirm für von der AvP-Insolvenz betroffene Apotheken ab: Für Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist das eine Sache für den Staatsanwalt. Und CDU-Gesundheitspolitiker Michael Hennrich sieht rechtliche und politische Hürden. Davon will Apothekerin Beatrice Guttenberger von der Rats-Apotheke im bayerischen Ochsenfurt nichts hören. Sie hat die Nase von der Politik voll und hat ihre langjährige CSU-Mitgliedschaft gekündigt. Bayern Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder wirft Sie im Kündigungsschreiben Untätigkeit vor.
Seit ihrem 16. Lebensjahr sei sie Mitglied in der Jungen Union, später Frauenunion und CSU. Bei der vergangenen Kommunalwahl in Bayern habe sie sich als Stadtratskandidatin aufstellen lassen, um die CSU-Ortsgruppe in Ochsenfurt zu unterstützen. Dass in den vergangenen Jahren im Gesundheitsbereich „immer Klientelpolitik für zwei oder drei ausländische Versandapotheken“ gemacht worden sei, sei für sie als selbstständige Apothekerin natürlich immer problematisch gewesen: „Aber was jetzt von Ihrer Seite im AvP-Skandal unternommen wird, nämlich nichts, ist für mich schlicht unerträglich.“
Sie leite seit zwölf Jahren eine unterdurchschnittliche Kleinstadt-Apotheke in Ochsenfurt. Bei ihr seien ausschließlich Frauen beschäftigt, „alle haben Kinder, alle haben Teilzeit“. Guttenberger: „Wir versorgen unsere Kunden weit über das wirtschaftlich sinnvolle Maß. Wir beraten, wir liefern nach Hause, wir stellen jede Rezeptur her, egal wie unwirtschaftlich sie ist.“ Die Senioren, die mit den Rabattverträgen überfordert seien, könnten mit jedem Problem auch außerhalb der Geschäftszeiten in die Apotheke kommen. Die Ärzte in der Nachbarschaft bekämen auch mehrmals am Tag dringendes in die Praxis geliefert.
„Während Corona haben wir im Schichtdienst mit unmöglichen Arbeitszeiten, trotz geschlossener Schulen und Kindergärten, die extremsten Situationen gemanagt“, so die Apothekerin weiter: „Wir haben Alkohol bestellt, den wir nicht mehr brauchten, als er endlich geliefert wurde. Wir haben Masken für abstruse Preise eingekauft und mit bis zu 50 Prozent Abschlag weiterverkauft, nur um überhaupt irgendetwas für unsere Risikopatienten tun zu können.“ Und gerade jetzt wolle ihr IT-Anbieter ihr eine neue Software verkaufen für 10.000 Euro, weil sie diese angeblich für die Einführung des eRezeptes benötige: „Ich spreche nicht vom HBA, der SMBC und dem Konnektor, sondern von meiner Software, die mir niemand bezuschusst. Und das wissend, dass schon jetzt von den Versendern jedes nur erdenklich kleine Schlupfloch gesucht wird, das Zuweisungsverbot zu unterwandern.“
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