Apothekenschließung

Ausgebrüllt: Löwen-Apotheke in Frankenau muss schließen

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Berlin -

In Frankenau sind die Würfel gefallen: Apotheker Peter Niemeyer muss seine Löwen-Apotheke schließen. Monatelang hat er erfolglos nach einem Leiter gesucht, investierte Geld in Inserate und eine Headhunterin. Niemand wollte die freie Stelle – am 18. Mai ist der letzte Tag in der Löwen-Apotheke. Aktuell hat die Apotheke schon nur noch an zwei Tagen pro Woche geöffnet – aus Personalmangel.

„Ich hätte gerne weitergemacht“, sagt Niemeyer, „aber leider haben wir niemanden gefunden.“ In Haina betreibt er mit seiner Frau die Kloster-Apotheke, im Jahr 2008 eröffnete er die Filiale im hessischen Frankenau. Als seine Filialleiterin im November vergangenen Jahres überraschend kündigte, begann das Drama. „Die Kündigung kam für mich aus heiterem Himmel“, erzählt er. Ende Januar verließ die Apothekerin das Unternehmen, Niemeyer begann noch im November mit der Suche nach einer Nachfolge.

Eine vorab bezahlte Headhunterin verschwand auf Nimmerwiedersehen. Schaden: 1000 Euro. Die Resonanz auf Job-Anzeigen war dürftig, viele der Bewerber wollten nicht im ländlichen Raum arbeiten, einer hatte kein Auto. Auch die Aussicht auf eine 100-Quadratmeter-Wohnung mit Kamin zu einem niedrigen Mietpreis vermochte niemanden nach Hessen zu locken.

„Ich musste entscheiden, welcher der beiden Standorte auf Dauer gewinnbringend ist – das ist ganz klar Haina“, sagt Niemeyer. Der Mietvertrag in Frankenau läuft noch bis Ende des Jahres. „Einige Möbelteile kann ich in der Hauptapotheke verwenden, der Rest des Inventars wird verkauft.“ Die Politik von Haina hat den Standort noch nicht abgeschrieben, der Bürgermeister hofft, dass sich doch noch ein Apotheker findet, der die Apotheke allein betreibt.

Um den finanziellen Verlust abzufedern, hat Niemeyer den Botendienst ausgeweitet. Ehemalige Kunden der Löwen-Apotheke sollen künftig auf Wunsch von Haina aus beliefert werden. Schon jetzt liefert die Löwen-Apotheke laut Niemeyer täglich rund 120 Bestellungen aus, 40 davon kommen aus dem Kundenkreis der Frankenauer Apotheke. „Das rentiert sich. Und so konnte ich mein gesamtes Personal behalten, das war ein wichtiger Punkt für mich.“

Drei Boten sind für die Apotheke unterwegs: „Jeder Fahrer hat ein Handy dabei und wenn die Patienten vor Ort noch Fragen haben, beantworten wir diese gern. Für uns ist wichtig, dass die Qualität des Services auch künftig nicht leidet.“

Den Standort Frankenau allein zu betreiben, sieht der Apotheker mit Skepsis: „Die Frage ist, ob es für einen anderen lohnenswert ist. Von den Umsatzzahlen her lief Haina aus meiner Sicht mit 1,3 Millionen im Jahr nicht schlecht, aber Bankexperten sagen, dass eine Filiale unter 1,6 Millionen keinen Sinn macht.“ Ein Durchschnittsumsatz von 2,2 Millionen Euro sei an diesem Standort illusorisch: „Zwei Millionen sind in Frankenau nicht zu generieren, wir haben hier nur 1800 Einwohner, der Ort hat in den vergangenen zehn Jahren 800 Einwohner verloren. Die kommen auch nicht mehr zurück.“ Niemeyer denkt darüber nach, für die Region eine Rezeptsammelstelle zu beantragen.

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