Apotheker: Meine Headhunterin ist untergetaucht Silvia Meixner, 16.05.2017 08:07 Uhr
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Apotheker Gunther Franke ist sauer: Er suchte eine PTA, bezahlte einer Kölner Headhunterin 600 Euro und hat seit Monaten nichts mehr von ihr gehört. Foto: Ubier Apotheke
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Auch Apotheker Peter Niemeyer suchte monatelang vergeblich einen Filialleiter für seine zweite Apotheke – am 18. Mai musste er seine Löwen-Apotheke im hessischen Frankenau schließen. Foto: Kloster-Apotheke
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Er hat Anzeigen geschaltet, eine Headhunterin beauftragt, via Facebook gesucht. Zu finden war bisher niemand. Foto: Kloster-Apotheke
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Mit dem Problem des Fachkräftemangels ist er nicht allein – in vielen Regionen suchen Apotheker händeringend nach Personal. Foto: Kloster-Apotheke
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Erste Hilfe kam aus der Familie, die Schwiegermutter, längst im Ruhestand, steht jetzt wieder in der Offizin. Foto: Kloster-Apotheke
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Die Löwen-Apotheke in Haina ist ein Familienbetrieb, aber eine Dauerlösung ist das nicht. „Wir haben die Filiale in Frankenau 2008 eröffnet, meine Schwiegermutter hat die Apotheken lange Zeit geführt.“ Foto: Kloster-Apotheke
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Niemeyers Ehefrau Barbara arbeitet als PTA in seiner Apotheke. Foto: Kloster-Apotheke
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Auch mit einer Headhunterin hatte der Apotheker kein Glück, ein bereits unterschriebener Arbeitsvertrag platzte plötzlich wieder über Weihnachten. Foto: Kloster-Apotheke
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Mit zwei Autos bewältigt Niemeyer zudem den Botendienst auf dem Land. Foto: Kloster-Apotheke
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Auf dem Land muss das auch sein und Niemeyer kann auf eine feste Stammkundschaft bauen. Foto: Kloster-Apotheke
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Seit 1938 gibt es die Kloster-Apotheke, zu der die Löwen-Apotheke als Filiale gehört. Foto: Kloster-Apotheke
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Die Löwen-Apotheke befindet sich im benachbarten Frankenau. Foto: Kloster-Apotheke
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Tochter Barbara und Ehemann Peter Niemeyer ist es gelungen, mit der Filiale eine weitere Apotheke im Sinne der Familientradition aufzubauen. Foto: Kloster-Apotheke
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Vor der Apotheke thront der obligatorische Löwe. Foto: Kloster-Apotheke
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Doch für die Apotheke will sich einfach kein Filialleiter finden lassen. Foto: Kloster-Apotheke
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Dabei gibt es gute Gründe, dort hinzuziehen: „Wir sind ein junges, dynamisches und fortbildungsorientiertes Team“, sagt der Apotheker, „wir leben in einer schönen ländlichen Gegend und haben eine treue Stammkundschaft. Und der Ruf einer Landapotheke ist viel schlechter als die Realität.“ Foto: Kloster-Apotheke
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Zunächst lag die Apotheke in einem Gebäude in der Nähe des Klosters, von dem nur noch die Grundmauer beziehungsweise ein Sockel steht. Foto: Kloster-Apotheke
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Im Dezember 1939 konnte der Apotheker Ernst Schäfer unter sehr schweren Bedingungen die Apotheke kaufen und legte damit den Grundstein für die Familienapotheke. Foto: Kloster-Apotheke
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Sohn Helmut übernahm die Apotheke nach dem Tod des Vaters 1951. Foto: Kloster-Apotheke
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Danach übergab er die Apotheke an seine Tochter Ursula Grote, die sie auch bis heute noch führt. Foto: Kloster-Apotheke
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Auch einen Umbau hat die Apotheke bereits hinter sich. Foto: Kloster-Apotheke
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Die alten Lagergefäße haben in der traditionsreichen Apotheke die Jahre überdauert. Foto: Kloster-Apotheke
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Diese stehen schon seit über 70 Jahren in der Kloster-Apotheke. Foto: Kloster-Apotheke
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Auch die alte Rezeptur besteht noch. Foto: Kloster-Apotheke
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So hat es zur Gründung in der Apotheke ausgesehen. Foto: Kloster-Apotheke
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Personalmangel beschäftigt die Apotheker sehr. Teilweise wird sogar im Notbetrieb gearbeitet. Grafik: APOTHEKE ADHOC
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39 Prozent der Teilnehmer einer Umfrage von APOSCOPE, dem Panel von APOTHEKE ADHOC, empfinden die Personalsituation als angespannt oder sehr angespannt. Grafik: APOTHEKE ADHOC
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Laut der Umfrage unter insgesamt 466 teilnehmenden Panelisten gelingt es nur in jeder fünften Apotheke, offene Stellen schnell wieder zu besetzen. Grafik: APOTHEKE ADHOC
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Ein Bachelor-Abschluss als Alternative halten die Apotheker allerdings auch für kein probates Mittel: 65 Prozent sind strikt, weitere 16 Prozent eher dagegen. Grafik: APOTHEKE ADHOC
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Um den Mangel gerade an Approbierten auszugleichen, ist immer wieder eine Stärkung der PTA im Gespräch. Die Meinungen der unterschiedlichen Berufsgruppen gehen in dieser Frage jedoch auseinander. Grafik: APOTHEKE ADHOC
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Die Stimmung im Team scheint in den meisten Fällen unter der angespannten Personaldecke noch nicht zu leiden: Immerhin 47 Prozent bezeichneten die Stimmung als gut, weitere 13 Prozent sogar als sehr gut. Grafik: APOTHEKE ADHOC
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Reger Wettbewerb um Fachkräfte findet in vielen Apotheken statt: Der Generikahersteller TAD beispielsweise hat einer Apotheke schon die zweite PTA abspenstig gemacht. Foto: Elke Hinkelbein
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Generikahersteller sollten den Apothekern aus Sicht von Apotheker Lutz Steinfurth nicht die Fachkräfte ausspannen, sagt der Inhaber von zwei easy-Apotheken in Nordrhein-Westfalen. Foto: easy-Apotheke Heinsberg
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Bereits einige Monate zuvor war eine PTA aus Steinfurths Apotheke zu TAD gewechselt. Foto: easy-Apotheke Heinsberg
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Mit den Konditionen von TAD, die weit jenseits der in Apotheken üblichen Entlohnung lägen, könne er nicht mithalten. Foto: easy-Apotheke Heinsberg
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Der Apotheker kritisiert das Vorgehen von TAD: Das Unternehmen solle seine Pharmareferenten selbst ausbilden. Foto: easy-Apotheke Heinsberg
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TAD weist die Vorwürfe zurück: „Von Abwerbung kann man nicht sprechen“, sagt eine Sprecherin. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Die PTA sei von einer Firma vorgeschlagen worden. „Den Rekrutierungsprozess des Dienstleisters können wir nicht beurteilen und haben auch keinen Einfluss darauf.“ Foto: Krka
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Den Ablauf in der Schule kann die Sprecherin der Krka-Tochter laut eigenem Bekunden nicht beurteilen Foto: Elke Hinkelbein
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In Nordrhein haben die Apotheker 2013 mit kurzfristigen Finanzspritzen dazu beigetragen, dass in drei Städten, unter anderem in Baesweiler, neue PTA-Lehrgänge ohne erhöhtes Schulgeld gestartet werden können. Foto: Elke Hinkelbein
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Steinfurth kündigte an, keine TAD-Produkte mehr zu empfehlen und die Ware aus der Sichtwahl zu nehmen. Die Rx-Artikel seien auf Auslauf gesetzt worden. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Personalmangel wird immer wieder auch zum existenziellen Problem. So musste die Hubertus-Apotheke in Straßenhaus im vergangenen Jahr schließen, obwohl sie gut lief. Foto: Schaefer
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Inhaber Thomas Schaefer hat zuvor die Hälfte seiner Approbierten verloren. Foto: Schaefer
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In seinen verbliebenen Apotheken, der Stern-Apotheke in Rengsdorf und der Bahnhof-Apotheke in Neuwied, arbeiten noch 17 Angestellte – vom Boten bis zum Approbierten. Foto: Schaefer
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Die Hubertus-Apotheke konnte Schaefer nicht mehr halten, als seine Filialleiterin beschloss, sich selbstständig zu machen. Foto: Schaefer
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Obwohl Schaefer die Schwierigkeiten kannte, versuchte er, in zwei Monaten einen neuen Filialleiter zu finden. Foto: Schaefer
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Die Apotheke in der kurzen Zeit gewinnbringend zu verkaufen, hielt er für aussichtslos. Foto: Schaefer
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Er entschied sich, die Apotheke zu schließen und das Inventar für seine verbliebenen Apotheken zu verwenden. Foto: Schaefer
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Auf seine Stellenanzeigen würde er aber höchstens eine Bewerbung erhalten. Foto: Schaefer
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Selbst für den Posten einer Filialleitung erhielt er nicht mehr Bewerbungen. „Es sind zu wenig Kandidaten im Pool“, findet Schaefer. Foto: Schaefer
Berlin - Fachkräftemangel? Dafür gibt‘s doch Headhunter! Was in anderen Branchen funktioniert, soll auch gestressten Apothekern zuverlässiges Personal vermitteln. Doch dabei kann einiges schiefgehen. Apotheker Gunther Franke aus Köln geriet an eine Headhunterin, die Großes versprach, Geld kassierte und jetzt abgetaucht ist. Der Schaden: 600 Euro.
In vielen Apotheken liegen die Nerven blank, weil Stellen wegen Fachkräftemangel monatelang unbesetzt bleiben. Auch Gunther Franke suchte einen neuen Mitarbeiter und schaltete im Stellenmarkt der Apothekerkammer Nordrhein eine Anzeige. Kurz darauf, am 19. Juli 2016, erhielt er eine Mail von Ina Schmidt.
Sie firmiert in ihrer Mailadresse als „Personalberatung und -entwicklung“ – ein Unternehmen ohne Website – und schrieb Folgendes: „Guten Tag Herr Franke, sehr gerne unterstütze ich Sie per Direktsuche (Headhunting :-) bei der Suche nach dem richtigen Mitarbeiter für Ihre Apotheke – mit den entsprechenden fachlichen Qualifikationen und persönlichen Kompetenzen. Im Unterschied zu einer passiven Anzeigenschaltung spreche ich potenzielle Kandidaten direkt an. So erreiche ich diejenigen, die wechselbereit, aber noch nicht selbst auf ‚Jobsuche‘ sind. Die Ansprache erfolgt bei absoluter Diskretion, das heißt, die Kandidaten erfahren die Identität des Auftraggebers erst, wenn ein Vorstellungsgespräch vereinbart wird.“
Franke erteilte daraufhin einen Personal-Suchauftrag. Er überwies die vereinbarten 600 Euro Honorar und erhielt vereinbarungsgemäß eine Liste: „Darauf waren Apotheken in Köln verzeichnet, in denen sich Mitarbeiter einen Wechsel vorstellen konnten.“ Ina Schmidt hatte in ihrer ersten Mail ihre Vorgehensweise so beschrieben: „Ich erstelle eine Liste potenzieller Kandidaten aus einem bestimmten regionalen Umkreis in Abstimmung mit dem Auftraggeber.“ Danach solle der Auftraggeber diese „freigeben“ und „bestimmte Personen ggf. ausschließen.
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