Zwei Rezepturen am Eröffnungstag

Tag 1 in der eigenen Apotheke: „Der ganz normale Wahnsinn geht direkt los“

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Berlin -

Thomas Grittmann hat es geschafft. Seit Montagmorgen ist die Park-Apotheke Miltenberg offiziell eröffnet – wobei: Kunden bedient haben er und sein Team schon am Samstag bei der Eröffnungsfeier. Geplant war das nicht, aber man kann sie ja auch nicht wegschicken. Für die PTA seiner Apotheke begann der neue Arbeitsplatz deshalb mit einem Notfalleinsatz am Wochenende.

Die Park-Apotheke beginnt ihre Geschichte mit einer ambivalenten Überraschung: „Ich bin Samstagmorgen um zehn hierhergekommen, um schon mal ein paar Sachen für die Eröffnungsfeier aufzubauen“, erzählt Grittmann. „Da waren schon Leute da, die dachten, es wäre Eröffnung, nicht Eröffnungsfeier.“ Geplant war der Samstag freilich ganz anders, die Kassen sollten geschlossen bleiben und Besucher zwar in die Offizin kommen – aber nur, um sich von ihm durch die Räumlichkeiten führen zu lassen.

Also musste der frisch gebackene Inhaber improvisieren. „Ich habe dann per Whatsapp die Mädels kontaktiert und gefragt, ob sie mir spontan aus der Klemme helfen können.“ Sie konnten – und obwohl sie den ganzen Samstag in der Offizin standen, haben sie sich nicht einmal beschwert. „Ich habe mich dann abends nochmal bei ihnen entschuldigt, aber sie haben gesagt, es sei alles in Ordnung und dass das eine gute Generalprobe war“, frohlockt Grittmann. „Außerdem waren sie froh, dass zum Start alles gut ablief.“

So unterstützt hatte der 28-Jährige den Rücken frei, sich um seine Gäste zu kümmern. Und das waren nicht wenige: Über den Tag verteilt zwischen 500 und 600 Menschen seien gekommen. Nach einem verregneten Morgen klarte es pünktlich zu Beginn der Feier auf. „Um eins ging es los, da war es extrem voll. Und die letzten sind dann erst gegen um zehn gegangen. Ich hätte nicht gedacht, dass es so viel wird.“ Grittmann hatte allerdings auch einiges aufgefahren, um die Bude voll zu kriegen: Nicht nur einen Bierwagen und Grill hat er herangeholt, auch ein Glücksrad und sogar eine Hüpfburg für die kleinen Besucher hat er organisiert. Am Nachmittag kam dann ganz nach bayerischer Tradition auch der Pfarrer vorbei, um dem neuen Betrieb ein paar erbauliche Worte mit auf den Weg zu geben.

Und dann hat er sich noch etwas einfallen lassen, um das Gute für sich selbst mit dem Guten für seine Umwelt zu verbinden: „Ich wollte an dem Tag von niemandem Geld für irgendetwas verlangen“, erklärt er. „Also habe ich drei Spendenbüchsen aufgestellt, um Geld für die Lebenshilfe zu sammeln.“ Zur Lebenshilfe gehört die Behindertenwerkstatt unweit der Apotheke, in der Grittmann damals seinen Zivildienst absolviert hat. „Obwohl das schon acht Jahre her ist, habe ich immer noch guten Kontakt dahin“, erzählt er. „Die kennen mich noch und freuen sich jedes Mal, wenn ich komme.“ Also gingen die Tageseinnahmen der drei Spendenbüchsen an die Werkstatt. „Das waren 850 Euro, ich habe dann aber noch auf 1000 aufgerundet.“

Derart moralisch gerüstet ging es dann Montagmorgen los, der erste Tag als Inhaber der Park-Apotheke. Monatelange Arbeit und hunderttausende Euro an Investitionen kulminieren in einem Punkt – doch mit Sentimentalitäten hat es Grittmann nicht so. „Ich habe mich so lange darauf eingestellt und darauf vorbereitet, dass an diesem Tag alles passt, dass ich nicht wirklich aufgeregt war“, sagt er. „Sentimental wurde ich eigentlich nur bei den ganzen Glückwünschen am Samstag, vor allem als mir gesagt wurde, dass es ja mein Kindheitstraum ist, der da in Erfüllung geht. Wahrscheinlich brauche ich aber einfach noch ein paar Tage, um das alles zu verarbeiten.“

Einen guten Start habe er auf jeden Fall gehabt. „Es war heute nicht extrem viel los, aber drei von vier Kassen waren schon belegt“, gibt er eine erste Einschätzung ab. „Die Kundenfrequenz hat also absolut gepasst. Ich bin mal gespannt auf die Zahlen.“ Hinzu kommen nach wie vor Gäste aus der Umgebung, die mit Blumen oder kleinen Geschenken zur Eröffnung gratulieren. Und Besuch ist auch noch da: drei Awinta-Mitarbeiterinnen, die das Team in den ersten Tagen bei der EDV unterstützen. „Etwas tricky“ sei lediglich, dass schon die ersten beiden Bestellungen für die Rezeptur hereingekommen sind. „Wir müssen ja auch erst mal schauen, dass wir mit dem neuen Laborprogramm klarkommen.“ Auch den Kundestamm baut er vom ersten Tag an aus. Kundeformulare liegen aus und gehen gut weg, wie er beschreibt.

Es kann also los gehen, mit dem Apothekenalltag – und den bekommt er gleich zu schmecken: „Ich quäle mich jetzt erst mal noch ein bisschen durch die Präquali“, sagt er trocken. „Der ganz normale Wahnsinn geht direkt los.“

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