Online- statt BtM-Rezept

Cannabis-Rezept für einen Euro

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Berlin -

„Cannabis auf Rezept für nur einen Euro“ – so wirbt Algea Care derzeit. Seit dem 1. April fallen die Zubereitungen nicht mehr unter das Betäubungsmittelgesetz, sondern sind „normale“ verschreibungspflichtige Arzneimittel. Das macht es für die Plattformen noch leichter, Online-Rezepte auszustellen. Das Start-up verzeichnet jedenfalls einen Boost an Anmeldungen seit dem 1. April.

Eigentlich ist Cannabis auch als Genussmittel jetzt legal. Das große Problem bleibt aber: Legale Möglichkeiten, an Gras zu kommen, gibt es eigentlich noch nicht. Anbauvereine, so genannte Cannabis-Clubs, dürfen nämlich erst im Juni loslegen, und bis die erste Eigenernte da ist, wird wohl auch noch ein bisschen Zeit vergehen. Und verkauft werden dürfte die Ernte dann ohnehin nicht. Woher also können sich die Bürger:innen nun ihr legal zu konsumierendes Genussmittel auch legal besorgen?

Der einzige legale Weg, um Cannabis zu beziehen, scheint gerade wohl der Weg zum Arzt zu sein und sich ein Rezept zu holen. Das kann auch virtuell geschehen, wie zum Beispiel über die Plattform Algea Care. Die wirbt gerade sogar mit der Aktion: „Cannabis auf Rezept für nur einen Euro“, die noch bis Ende des Monats laufen soll.

10.000 neue Nutzer in drei Tagen

Algea war im Herbst 2020 als Plattform für medizinisches Cannabis gestartet. Bis Ende März betreute man 20.000 Patient:innen. „Die Nachfrage ist seit dem 1. April definitiv gestiegen. In den ersten drei Apriltagen besuchten 50.000 Menschen die Website von Algea Care, über 10.000 registrierten sich in diesem Zeitraum als potenzielle Patient:innen“, berichtet eine Sprecherin des Start-ups auf Nachfrage. Durch die aktuell hohe Nachfrage variierten auch die Wartezeiten stark.

Insgesamt arbeite Algea mit mehr als 50 kooperierenden Ärzt:innen deutschlandweit. Die kooperierenden Ärzt:innen besitzen nach Angaben des Unternehmens keine Kassenzulassung und arbeiten rein privatärztlich. Daher können keine Anträge auf Kostenübernahme gestellt werden.

Um an ein Rezept zu bekommen, muss man sich zunächst auf der Plattform registrieren. Mit einer „automatisierten Prüfung“ mittels eines Fragebogens wird dann geprüft, ob die jeweilige Person voraussichtlich für eine Cannabis-Therapie in Frage komme. Dann folgt die Vermittlung an eine Ärztin oder einen Arzt. Diese prüfen dann in einem Erstgespräch eigenständig, ob in dem jeweiligen Fall medizinisches Cannabis verordnet werden soll.

Das Rezept wird im Nachgang direkt an eine Apotheke versendet, die man in seinem Account hinterlegen kann. „Als Patient verfügst du über das Recht, deine Apotheke frei zu wählen. Wir empfehlen auf Cannabis spezialisierte Versandapotheken.“ Konkret werden auf dem zur Gruppe gehörenden Marktplatz „Grüne Brise“ fünf Apotheken genannt:

  • Cannabis Apotheke Frankfurt
  • Cannabis Apotheke Rheinland
  • Cannabis Apotheke Bayern
  • Cannabis Apotheke Nord
  • Cannabis Taxi Stuttgart

1 Euro-Erstgespräch

Das direkte Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt, das online oder offline stattfinden könne, sei eine verpflichtende Voraussetzung für den Beginn einer Cannabis-Therapie über Algea, so die Sprecherin. Wegen der 1-Euro-Aktion haben sich die Kosten im April für das Erstgespräch von circa 50 Euro auf 1 Euro reduziert. Folgesprechstunden kosten circa 70 Euro und Ausstellung eines Folgerezepts circa 30 Euro.

Verantwortung liegt bei den Ärzten

„Algea Care hat als reines Servicedienstleistungsunternehmen über eine Internetplattform keinerlei Einfluss auf den vom Arzt oder der Ärztin in eigener Verantwortung eingeleiteten Therapieverlauf und/oder auf verordnete Arzneimittel“, heißt es auf Nachfrage. Die Verantwortung, medizinisches Cannabis nur an „echte“ Patient:innen zu verschreiben, liegt damit komplett bei den Ärzt:innen. Abfragen rein über die Homepage seien ohnehin nicht nicht ausreichend. „Alle mit Algea Care kooperierenden Ärztinnen und Ärzte entscheiden im Rahmen der in ihrer eigenen Verantwortung obliegenden Therapiehoheit völlig eigenständig, ob und welches Arzneimittel sie verordnen, um dem Wohl der Patientinnen und Patienten bestmöglich zu dienen“, so die Sprecherin.

Kritik von Nutzern

„Sucht euch lieber ein Arzt, der euch unterstützt. Nicht wie hier überteuerte Preise verlangt, um ein Rezept auszustellen. Zum Glück ist das durch die Legalisierung einfacher geworden. Klar, Ärzte verdienen immer am Leid des Menschen, aber das hier muss sich keiner antun“, schreibt ein User auf der Facebook-Seite unter die Aktion. „Für 1 Euro und Rechnung ist 300 mindestens“, ein weiterer. Günstig zu Cannabis kommt man auf diesem Wege wohl nicht.

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