PTA erlebt „Beratungsdiebstahl“

E-Rezept für Jauch: Kundin wollte Hilfe vor Ort

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Berlin -

Seit 30 Jahren arbeitet die PTA Birgit Freihuber* in öffentlichen Apotheken. In der vergangenen Zeit komme es vermehrt vor, dass sich Kundinnen und Kunden vor Ort beraten ließen und dann im Internet bestellten. Vor Kurzem fragte eine Kundin sogar, wie sie ihr E-Rezept zu Günther Jauch in die Shop Apotheke schicken könnte.

Die Versandapotheken stecken gerade jetzt Millionen in Werbeausgaben, um auf sich als Anlaufstelle für E-Rezepte aufmerksam zu machen. Und tatsächlich wirkt die Werbung, wie Freihuber und ihre Kolleginnen unlängst erfahren mussten. Eine Kundin sei in die Offizin gekommen und wollte aufgeklärt werden, wie sie ihr E-Rezept zu Jauch schicken könnte, sagt die PTA.

Die Anfrage ging bei einer ihrer Kolleginnen ein. Diese habe nicht an die Werbung der Shop Apotheke gedacht und Freihuber informierte sie darüber. „Das war so grotesk, dass man es fast schon wieder lustig findet.“ Bei der Dame habe es den Anschein gehabt, dass ihr nicht klar gewesen war, dass die elektronische Verordnung dann bei einer ausländischen Apotheke lande.

„Beratungsdiebstähle“ nehmen zu

Etwa zwei bis dreimal pro Woche kämen mittlerweile sogenannte Beratungsdiebstähle vor. „Ich finde, es wird schon deutlich mehr.“ Zuletzt habe eine junge Mutter ausführliche Informationen zum Thema Sonnenschutz inklusive Inhaltsstoffe erhalten, sagt Freihuber. Etwa zehn Minuten beriet die PTA die Frau. Diese habe am Ende ein Foto von dem Produkt machen wollen. „Das war sehr dreist. Ich bin mir sicher, dass sie es online bestellen will, da sie eine Woche vorher bei einem anderen Produkt schon gesagt hat, dass es im Internet billiger ist.“

Für die 54 Jahre alte PTA ist diese Art „nicht zum Aushalten“. „Ich habe das Gefühl, die Leute besitzen immer weniger Anstand.“ Eine angemessene Reaktion sei schwierig. „Am liebsten würde ich offen sagen, dass so ein Verhalten unanständig ist. Ich höre es nicht nur von Apotheken, sondern auch von anderen Einzelhändlern.“ Manche bedankten sich nach einer Beratung sogar und sagten, dass sie das Produkt lieber bei einer Versandapotheke bestellen würden.

Nach Rücksprache mit ihrem Chef, wird sie das nächste Mal fragen, wofür so ein Foto sein soll. „Vielleicht kommt man dann ins Gespräch und kann aufklären.“ Manche Kundinnen und Kunden würden auch denken, die Apotheken seien eine zusammenhängende Institution. „Wir sollten einmal ein Rezept intern in eine weit entfernte Apotheke schicken. Manche denken, alle Apotheken hängen zusammen.“

* Name von der Redaktion geändert

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