Die Zahl der Apotheken sinkt dynamisch, so Abda-Geschäftsführerin Claudia Korf. Im vergangenen Jahr erreichten die Schließungen mit 503 Betriebsstätten einen neuen Negativrekord. Der Trend setzt sich auch in diesem Jahr fort – 133 weitere Apotheken haben bereits im ersten Quartal für immer geschlossen. Somit sank die Apothekenzahl auf 16.908 Betriebsstätten. Schnelle Hilfe ist gefragt – ein Teil ist die einmalige Honorarerhöhung auf 9,50 Euro. Doch Korf und der DAV-Vorsitzende Dr. Hans-Peter Hubmann brachten eine weitere Idee ins Spiel. Im Rahmen des DAV-Wirtschaftsforums wurde die Honorarstrategie vorgestellt.
„Die Lage ist mäßig“, so Korf. Die Apothekenschließungen hätten zwar einen positiven Nebeneffekt: die Stabilisierung der verbliebenen Apotheken. Allerdings sei die Steigerung des Betriebsergebnisses „teuer durch Kannibalisierung erkauft“. Investieren statt sparen – das sei auch für Apotheken der richtige Weg, betonte Hubmann.
„So gut wie die Kostenentwicklung im laufenden Jahr noch aussieht, wir brauchen eine dringende Soforthilfe“, appellierte Korf. Denn: 80 Prozent der Anpassungen des Fixums werden von der Mindestlohnerhöhung kassiert. „Dass das Fixum jetzt unmittelbar erhöht werden muss, daran besteht kein Zweifel“, so der DAV-Vorsitzende. Mit Blick auf Inflation und Kostensteigerungen müsste das Fixum sogar auf 11 Euro erhöht werden. Die Ergebnisse der AG Gesundheit haben im Finanzplan noch 10 Euro Fixum in den Berechnungen vorgesehen.
Da das Fixum nur in der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) liegt, ist die Erhöhung die schnellste und einfachste umsetzbare Möglichkeit. Die Formulierung im Koalitionsvertrag sei jedoch kryptisch, wenn es um den Korridor von bis zu 11 Euro in Abhängigkeit vom Versorgungsgrad gehe, so Hubmann. Er wies darauf hin, dass Stadt nicht gleich „gut versorgt“ heiße. Bei der Stärkung von einzelnen Apotheken dürften entsprechend nicht nur Landapotheken betrachtet werden. Geeignete Parameter zu finden, sei schwierig, zumal Abstand oder Dichte dynamisch seien und sich durch Schließungen und Eröffnungen verändern könnten.
Die Idee: Ein zusätzliches Entgelt an die Rx-Packungszahl koppeln – bei einem einheitlichen Abgabepreis. Für die ersten bis zu 20.000 Packungen sollen 1,50 Euro zusätzlich ausgezahlt werden. Somit summiert sich die Gesamtausgabe auf 350 Millionen Euro und so auf genau die Summe, die im Papier der AG Gesundheit als Reserve eingeplant war. Die Ausschüttungen sollen über den Nach- und Notdienstfonds (NNF) erfolgen.
So würden kleinere Apotheken gestützt, ohne dass größere Mittel gekürzt werden, erklärte Hubmann. Vorteile seien die geringen Verwaltungskosten und die Abwicklung über Fonds unter Beibehaltung des Apothekenabgabepreises. Nur etwa 10 Prozent der Apotheken würden weniger als 20.000 Packungen abgeben.
„Die Attraktivität von Lagen hat sich durch das E-Rezept verändert“, so Korf. Heute seien nicht mehr Ärztehäuser der Selbstläufer, es sei wichtiger, dass man über einen Parkplatz verfüge. Die Patient:innen würden vermehrt die Apotheken im Wohnort bevorzugen, erklärte Korf. In Regionen, in denen auch die primärärztliche Versorgung nicht mehr gegeben ist, werde es auch für Apotheken immer schwieriger.
Pauschalen seien der Politik schwieriger zu verkaufen, weil diese nicht an Leistung gebunden seien. Der pDL-Topf ist nicht schnell anzupassen, da er ganz streng zweckgebunden sei, für Sofortmaßnahmen seien Gesetztesänderungen notwendig – das brauche Zeit, betonte Hubmann. Außerdem wolle man diesen Topf gerade jetzt nicht plündern, da die pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) sich gerade etablierten und ausgebaut würden.
Gefordert wurden zudem Sonderentgelte für Leistungen, die ausschließlich von Apotheke vor Ort und nicht vom Versand geleistet werden: Betäubungsmittel (BtM), Rezeptur, Botendienst und Notdienst – sogenannte Gemeinwohlpflichten – können kein Zuschussgeschäft sein. Denn: Die bestehenden Sonderentgelte sind nicht mehr kostendeckend. Darum müssten Botendienst-, Notdienst- und Rezepturzuschlag sowie BtM-Dokumentationsgebühr angehoben werden. Zudem müsse das Skonti-Verbot aufgehoben werden.
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