Kammerpräsident zu Gast bei der APOTHEKENTOUR

Ude: „Noch ist nichts in Stein gemeißelt“

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Berlin -

Die Bundesregierung plant laut Koalitionsvertrag eine Erhöhung des Fixums auf 9,50 Euro. Für kleine Apotheken auf dem Land könnten es bis zu 11 Euro werden – je nach Versorgungsgrad. Bei der APOTHEKENTOUR in Frankfurt am Main nahm Dr. Christian Ude, Präsident der Landesapothekerkammer Hessen, dazu Stellung und sprach über offene Fragen und bestehende Herausforderungen der Branche.

Ude zeigte sich grundsätzlich optimistisch: „Ich bin mit einem positiven Gefühl vom DAV-Wirtschaftsforum gegangen. Aber: Diese Grundstimmung darf uns nicht ausbremsen – noch ist nichts in Stein gemeißelt.“ Positiv bewertete er auch das Signal der neuen Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU): Sie zeige sich offen für den Dialog mit der Branche und erwähnte die Apotheken in ihrer ersten Rede im Bundestag ausdrücklich.

Die im Koalitionsvertrag in Aussicht gestellte Fixumerhöhung auf 9,50 Euro sei nur ein erster Schritt, betonte Ude: „Die 9,50 Euro sind gut, aber was mir ganz klar fehlt, ist die Dynamisierung. Die muss unbedingt mit rein.“ Mit Blick auf die vorgesehene Staffelung des Fixums je nach Versorgungsgrad – insbesondere die Erhöhung auf bis zu 11 Euro für ländliche Apotheken – sagte er: „Wir müssen die Politik erst einmal davon überzeugen, dass eine Stadtapotheke nicht automatisch eine lukrative Apotheke ist.“

Beim DAV-Wirtschaftsforum wurde vorgeschlagen, 1,50 Euro zusätzlich pro Rx-Packung zu zahlen – für die ersten bis zu 20.000 Packungen pro Jahr. Doch es gibt auch Apotheken, die diese Menge gar nicht erreichen und von dem Modell entsprechend weniger profitieren würden. „Dass man auch diese Apotheken unterstützt, hat seine Berechtigung. Ob dieser Vorschlag der richtige Weg ist, wird sich zeigen – wir beschäftigen uns intensiv damit“, sagte Ude.

Arzneimittelkosten und Honorar

Wenn die Politik das System erhalten wolle, dann müsse sie es auch adäquat finanzieren. Apotheken seien an vielen Versorgungsprozessen beteiligt. „Es ist Aufgabe der Politik, das Geld zu finden – sonst steigen die Folgekosten.“

Mit Blick auf die steigenden Arzneimittelkosten, vor denen die Kassen warnen, mahnte Ude, diese nicht mit dem Apothekenhonorar in einen Topf zu werfen. Ude stellte klar, dass die steigenden Arzneimittelkosten für die Krankenkassen nicht den Apotheken angelastet werden könnten: „Das Honorar der Apotheken und die Kosten für Arzneimittel müssen getrennt werden – das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.“

„Geld ist das eine – aber wir müssen uns als Apotheken jeden Tag neu erfinden“, sagte Ude. Das Positionspapier der Abda sei ein Schritt in die richtige Richtung. Was jedoch nicht akzeptabel sei, sei dass der Leistungskatalog ständig erweitert werde, ohne dass die Vergütung entsprechend steige. Die Fixumerhöhung auf 9,50 Euro finanziere lediglich das, was die Apotheken ohnehin bereits leisten – sie sei nicht an neue Aufgaben gekoppelt.

Prävention und neue Aufgaben

Neue Aufgabenfelder könnten die Attraktivität des Berufs für Fachkräfte steigern, ist sich Ude sicher – zum Beispiel durch Impfungen oder Screenings. Bezüglich des Widerstands aus der Ärzteschaft zeigte sich Ude optimistisch: „Wir hatten einen ausgesprochen sympathischen Besuch bei der Landesärztekammer. Weitere Gespräche stehen an – das stimmt mich zuversichtlich.“

Dabei sei wichtig, dass kein Leistungserbringer im System entmachtet werde. Totimpfstoffe in Apotheken werde man nicht mehr aufhalten können – das bringe aber auch mehr Verantwortung mit sich. „Wenn die Apotheke impft, dann impft die Apotheke – und dafür brauchen wir auch unsere eigenen Strukturen.“

Das Versorgungsnetz werde künftig auf beiden Seiten dünner. Man werde sich enger abstimmen müssen; die interdisziplinäre Zusammenarbeit werde dabei unumgänglich.

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