Herzmuskelschäden durch Covid-19 APOTHEKE ADHOC, 27.03.2020 12:41 Uhr
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Nicht nur Risikofaktor, sondern auch Folgesymptom? Laut einer chinesischen Untersuchung führt Covid-19 zu kardialen Schädigungen. Foto: Kittisak Jirasittichai/shutterstock.com
Berlin - Dass Patienten mit kardiovaskulären Vorerkrankungen eine Risikogruppe für Covid-19 darstellen, ist mittlerweile bekannt. Doch auch Sars-CoV-2 selbst könnte neuesten Erkenntnissen zufolge das Herz schädigen und das Risiko für einen tödlichen Ausgang erhöhen. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachjournal „JAMA Cardiology“ veröffentlicht.
Kardiale Schäden bei Krankenhausaufnahme
In China konnten bei der Aufnahme von Patienten mit schweren Covid-19-Verläufen zum Teil massive kardiale Schädigungen beobachtet werden. Gemessen wurde dies anhand eines wichtigen Markers: Werden Herzmuskelzellen zerstört, gelangt das sogenannte „Troponin I“ als Hauptbestandteil der Zellen ins Blut – ist dies der Fall, erhöht sich das „hochempfindliche Troponin I“ (hs-TnI). Vorgestellt wurden die Daten von der Renmin Klinik an der Universität Wuhan. Für die Untersuchung wurden die Daten von 416 Patienten verwendet: Bei 82 war hs-TnI deutlich erhöht. Die Konzentration lag im Durchschnitt bei 0,19 µg/l gegenüber 0,006 µg/l bei den übrigen 334 Patienten. Deshalb gehen die Forscher davon aus, dass es bei den Betroffenen zu einer Schädigung des Herzmuskels gekommen ist. Es ist jedoch unklar, ob dies eine direkte Folge der Viruserkrankung ist, oder ob es lediglich mit dem kritischen Zustand der Patienten einhergeht.
Marker bei Vorerkrankungen häufiger erhöht
Die Studie zeigte zudem einen weiteren Zusammenhang: Patienten mit einem erhöhten hs-TnI-Marker litten häufiger unter anderen Vorerkrankungen wie Bluthochdruck (59,8 versus 23,4 Prozent), Diabetes (24,4 versus 12,0 Prozent), Koronarer Herzkrankheit (29,3 versus 6,0 Prozent), chronischen Herzkrankheiten (14,6 versus 1,5 Prozent), Krebs (8,5 versus 0,6 Prozent), COPD (7,3 versus 1,8 Prozent), zerebrovaskulären Erkrankungen (15,9 versus 2,7 Prozent) und chronischen Nierenerkrankungen (6,1 versus 2,7 Prozent). Patienten mit einem erhöhten Marker hatten insgesamt eine schlechtere Prognose: Von den 82 Patienten starben mit 42 mehr als die Hälfte. Patienten mit einem niedrigen hs-TnI-Wert hatten hingegen nur eine Sterberate von 4,5 Prozent.
Kardiovaskuläre Erkrankungen als Risikofaktor
Der Einfluss von Coronaviren auf das Herz ist bekannt: Denn auch bei Mers-Viren kann es zu einer akuten Myokarditis kommen. Beim 2003 vorherrschenden Sars-Virus wurde beobachtet, dass viele Patienten im Verlauf der Erkrankung eine Hypertonie entwickelten. Eine Übersicht aus China zeigt erneut, dass kardiovaskuläre Vorerkrankungen ein Risiko für schwere Covid-19 Verläufe darstellen: 12,8 Prozent der Patienten litten an einer arteriellen Hypertonie, 4,2 Prozent an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das Sterberisiko war mit 10,5 Prozent bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und 6,0 Prozent bei Bluthochdruck ebenfalls deutlich erhöht. Patienten ohne Begleiterkrankungen starben der Übersicht zufolge nur in 0,9 Prozent der Fälle.
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