Angst vor Corona-Komplikationen

Jeder Zweite will plötzlich Grippeimpfung

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Berlin -

Laut einer neuen Studie will sich in Pandemie-Zeiten jeder zweite Deutsche gegen Grippe impfen lassen. Der Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbands, Markus Beier, fürchtet das Zusammenkommen von Corona-Pandemie und Grippewelle. „Wir müssen alles tun, damit wir zu Covid-19 nicht auch noch eine große Grippewelle bekommen“, sagte Beier der Augsburger Allgemeinen.

Wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der Augsburger Allgemeinen ergab, planen 51,5 Prozent der Deutschen, sich in diesem Jahr gegen die Grippe impfen zu lassen. 41,3 Prozent der Befragten lehnen eine Influenza-Impfung hingegen ab.

Mit höherem Alter steigt der Umfrage zufolge die Bereitschaft für die Grippeimpfung. Während in der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen nur rund jeder Dritte angab, sich in diesem Jahr impfen lassen zu wollen, war Anteil in der Gruppe der über 65-Jährigen rund doppelt so hoch.

Bei Wählern von Union, Grünen und SPD überwiegt der Studie zufolge die Zahl der Impfbefürworter, bei den Anhängern von FDP und Linken halten sich Befürworter und Ablehner die Waage. Nur Anhänger der rechtspopulistischen AfD sagen mit deutlicher Mehrheit, dass die Grippeschutzimpfung für sie nicht infrage kommt.

Nach Kenntnis der Ständigen Impfkommission (Stiko) werden für die kommende Influenzasaison 2020/21 hierzulande etwa 25 Millionen Impfdosen zur Verfügung stehen. Darin enthalten ist die nationale Reserve des Bundesgesundheitsministeriums (BMG); diese hatte Ressortchef Jens Spahn bereits im Frühjahr in Auftrag gegeben. Außerdem hatte er die Ärzte dazu ermutigt, mehr Impfstoff als gewöhnlich zu bestellen – wobei er für einen reibungslosen Ablauf auch auf die Modellprojekte der Apotheker hofft. Spahn will vermeiden, dass im Winter Corona- und Influenza-Patienten mit besonders schweren Verläufen um die Intensivbetten in den Kliniken konkurrieren – womit das Gesundheitssystem selbst bei einer halbwegs kontrollierten Corona-Ausbreitung schnell wieder an die Belastungsgrenze käme.

Für die aktuelle Frage wurden die Antworten von 5002 Teilnehmern berücksichtigt. Gefragt wurde: „Haben Sie vor, sich für die kommende Grippesaison gegen die Grippe (Influenza) impfen zu lassen?" Die Antworten:

  • Ja, auf jeden Fall: 40,7 Prozent (Vorjahr: 22,9 Prozent)
  • Eher ja: 10,8 Prozent (Vorjahr: 7,4 Prozent)
  • Unentschieden: 5,5 Prozent (Vorjahr: 4,2 Prozent)
  • Eher nein: 14,8 Prozent (Vorjahr: 19,0 Prozent)
  • Nein, auf keinen Fall: 26,5 Prozent (Vorjahr: 38,3 Prozent)
  • keine Angabe: 1,7 Prozent (Vorjahr „Ich bin bereits geimpft“: 8,2 Prozent)

Der statistische Fehler liegt bei 2,5 Prozent. Der Befragungszeitraum war vom 10. bis 12. August. Für die Frage aus dem Vorjahr wurden die Antworten von 3050 Teilnehmern berücksichtigt („Haben Sie vor, sich in diesem Winter gegen Grippe impfen zu lassen?“).

Nach Schätzungen lassen sich nur rund 35 Prozent der älteren Menschen, die neben Schwangeren, Risikogruppen und medizinischem Personal zur Zielgruppe gehören, regelmäßig gegen Influenza impfen. Laut Robert Koch-Institut (RKI) verursachen die saisonalen Grippewellen zwischen einer und sieben Millionen zusätzliche Arztkonsultationen, in Jahren mit ausgeprägter Saison auch deutlich mehr. Nach Schätzungen erkranken pro Jahr zwischen zwei und 14 Millionen Menschen an Influenza. Da wie bei Corona nicht jeder Infizierte erkrankt wird die Zahl der Infektionen sogar auf 4 bis 16 Millionen Menschen geschätzt, was 5 bis 20 Prozent der Bevölkerung entspricht. Die Zahl der Todesfälle schwankt je nach Ausprägung stark, von mehreren hundert bis über 20.000.

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