Versorgung im ländlichen Raum

Hessen: Rezeptfreie Medikamente per Drohne

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Berlin -

Das Pilotprojekt LieferMichel im hessischen Michelstadt wird bis Ende März verlängert. Bewohnende in den Ortsteilen Würzberg und Rehbach können seit Oktober 2023 kleinere Einkäufe per Drohne oder Lastenrad geliefert bekommen. Neu im Portfolio ist jetzt die Lieferung rezeptfreier Medikamente durch die nächstgelegene Apotheke.

LieferMichel ist ein Pilotprojekt der Firma Wingcopter, das durch die Frankfurt University of Applied Sciences wissenschaftlich begleitet wird. Es wird durch das Förderprogramm „Innovative Luftmobilität“ vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) unterstützt. Das anwendungsorientierte Forschungsprojekt ermöglicht die Erprobung neuer Technologien im Regelbetrieb. Bislang konnten die Michelstädter vorrangig Nahrungsmittel und Waren des täglichen Bedarfs bestellen.

Mit 90 km/h zum Ziel

Über die Website können Anwohner der Michelstädter Ortsteile Würzberg und Rehbach eine große Auswahl an Produkten online bestellen. Diese werden dann innerhalb des gewählten Lieferfensters per Lieferdrohne an feste Landepunkte am Rande der Ortschaften geflogen. Von dort aus werden sie per E-Lastenrad bis zur Haustür des Kunden gefahren. Die Drohnen transportieren bis zu vier Kilogramm schwere Pakete von der Größe eines Schuhkartons. Mit einer Geschwindigkeit von 90 km/h legten sie die circa zehn Kilometer lange Strecke vom Startpunkt bis zum Zielort zurück. Dafür braucht die Drohne weniger als sieben Minuten. Bislang konnten so über 2000 Flugkilometer zurückgelegt werden.

Medikamente per Drohne

Die Bären-Apotheke aus dem circa drei Kilometer entfernten Erbach hat sich nun der LieferMichel-Plattform angeschlossen. Die Apotheke bietet eine Auswahl an frei verkäuflichen Medikamenten an. Erklärtes Ziel sei, die Medikamentenversorgung in der ländlichen Region zu verbessern. „Wir suchen immer nach Mitteln und Wegen, um unseren Kunden ein noch besseres Einkaufserlebnis zu bieten und die Versorgungsmöglichkeiten vor Ort zu verbessern. Hier im ländlichen Raum stellen die langen Wege kranke Menschen oft vor Schwierigkeiten, schnell an ihre Medikamente zu kommen. Von daher sind wir sehr froh, im Rahmen des LieferMichel-Projekts erste Erfahrungen mit drohnenbasierten Lieferungen zu machen“, erklärt Inhaber Frank Buffleb.

Ansgar Kadura, Mitgründer und Chief Services Officer von Wingcopter, erklärt, dass die Medikamentenlieferung einen wesentlichen Aspekt von Wingcopter darstellt. „Bisher haben wir in vielen Projekten Krankenhäuser angeflogen, Medizin geliefert und Laborproben von dort abgeholt. Nun liefern wir erstmals Medikamente direkt zum Endkunden. Das ist eine spannende Lernerfahrung und ein wichtiger Meilenstein dieses Projekts.“

Professor Dr. Kai-Oliver Schocke, Präsident der Frankfurt University of Applied Sciences, ergänzt: „Die Erweiterung des Angebots um nicht verschreibungspflichtige medizinische Produkte zeigt die Attraktivität des Projekts und zeugt von der Nachfrage nach individuellen Dienstleistungen auch in dieser Branche.“

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