Apotheke im Holzhaus

Voll ökologisch in die Zukunft

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Berlin -

Landapotheken sehen häufig aus wie die typische Landapotheke nun mal aussieht: eher klein, eher unauffällig, passend zum restlichen Dorfbild. Apotheker Johannes Lehmann aus dem baden-württembergischen Kappel-Grafenhausen nahe Rust wollte keine Auseinandersetzung mehr mit dem Pharmazierat wegen der Treppe am Eingang und hat dann gleich alles umgekrempelt. So entstand vor ein paar Jahren seine moderne und ökologische Apotheke im Holzhaus.

Seit 2017 erfolgte die große Umbau- und Abrissaktion. Seine Rhein-Apotheke gab es schon länger am Standort, doch schon damals war klar: „So war die Apotheke nicht mehr übergabefähig.“ Schon bei seiner ersten Revision wurde Lehmann darauf hingewiesen, dass die einen Meter hohe Eingangstreppe irgendwann zum Problem werden wird. „Kunden wollen es auch lieber ebenerdig“ – egal ob schon schwer zu Fuß, mit Kinderwagen oder körperlich beeinträchtigt.

In die Zukunft gedacht

Rhein-Apotheke Kappel-Grafenhausen nach Teilabriss
Foto: Rhein-Apotheke Kappel-Grafenhausen

„So hätte ich die Apotheke nie oder nur mit großen Veränderungen verkaufen können.“ Als dann das angrenzende Nachbarhaus zum Verkauf stand, ergriff er die einmalige Gelegenheit. Er kaufte das sanierungsbedürftige Haus, ließ es abreißen und setzte an die Stelle sein neues Apothekengebäude.

Das neue Gebäude erfüllt nun aber nicht nur die Auflage eines ebenerdigen Zugangs und die benötigte Behindertentoilette, sondern kann sich aufgrund der Passivhaus-Bauweise auch bezüglich Öko-Bilanz blicken lassen. Es schließt bündig an den Altbau an, sodass die Räume in Neu- und Altbau im Zusammenschluss besonders effizient genutzt werden können. Und auch der Altbau bekam in diesem Zusammenhang eine neue, energiesparende Außenhülle.

Nach Neubau folgt Sanierung

Rhein-Apotheke Kappel-Grafenhausen Sanierung Altbau
Foto: Rhein-Apotheke Kappel-Grafenhausen

Eine Sache sollte dabei aber unbedingt erhalten bleiben: der schöne alte Sandsteinkeller unter dem Altbau. Dieser konnte aufgrund der Rundbögen auch nicht so einfach saniert und gedämmt werden. Oben drüber, in den Räumen der früheren Apotheke befindet sich nun das Backoffice, Labor und Rezeptur mit dem einen Meter Höhenunterschied zur neuen Offizin.

Der Neubau hat eine Fassade aus Vollholz – schon allein wegen der Statik und dem Brandschutz, wird energieeffizient beheizt und gekühlt und hat auf dem Dach eine vollflächige Photovoltaik-Anlage. Die versorgt nicht nur das Gebäude mit Apotheke und den vier darüber liegenden Wohnungen mit Strom, sondern auch die beiden E-Autos, die der Inhaber und der Botendienst nutzen.

„Meine Energiekosten sind deutlich gesunken, ohne dass vorher die beiden Wohnungen im Altbau genutzt wurden.“ Lehmann hat sich für eine Grundwasserwärmepumpe entschieden und „das würde ich immer wieder machen“. Er ist zufrieden: Die PV-Anlage auf dem Dach liefert in der Spitze 18 kw, vor allem im Sommer speist er die überschüssige Energie zurück ins Stromnetz. Jetzt gibt er im Jahr 2000 Euro für Heizstrom aus, statt 5000 Euro für Heizöl.

Aus alt mach neu

Rhein-Apotheke Kappel-Grafenhausen nach Umbau
Foto: Rhein-Apotheke Kappel-Grafenhausen

Natürlich hat das alles auch einiges gekostet, immerhin gab es aber auch noch ein bisschen Förderung, die auf Geschäfts- und Privatvermögen aufgeteilten Kosten und die Mieteinnahmen der gewonnenen zwei Wohneinheiten, die die Privatausgaben relativieren. „Außerdem muss man auch sagen, dass ich überall offene Türen eingerannt habe, weil das für die Gemeinde alles Altlasten darstellte. Jetzt gibt es hier vier behindertengerechte Wohnungen“, sagt Lehmann.

Noch ist das gesamte Bauunterfangen nicht beendet: Demnächst möchte Lehmann mit seiner Familie ebenfalls auf das Grundstück ziehen. Hinter dem Neubau war nämlich auch noch Platz für ein Eigenheim, wodurch sich der Grundstückskauf für den Apotheker gleich doppelt gelohnt hat. Hier wird es dann auch eine Batterie geben, um die selbst gewonnene Energie zu speichern, statt sie einzuspeisen.

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