EU-Versandapotheke

Zuzahlungsclub: Warten auf die Gutschrift

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Berlin -

Die Zukunft der EU-Versandapotheke hängt maßgeblich von dem Ausgang eines Rechtsstreits ab, der im November vor dem Landgericht Cottbus fortgesetzt wird. Auch das Schicksal des Zuzahlungsclubs Valerevital ist eng damit verknüpft. Aktuell läuft es einer Kundin zufolge bei beiden Partnern nicht besonders rund. Dort weist man alle Probleme weit von sich.

Valerevital erlässt den Kunden die Zuzahlung ganz oder teilweise. Basis-Mitglieder zahlen dabei 15 Euro im Jahr und bekommen 2,50 Euro pro Rx-Medikament zurück, Plus-Mitglieder bekommen für einen Jahresbeitrag von 65 Euro die Zuzahlung zu 100 Prozent erstattet. Die abgestempelten und unterschriebenen Rezeptkopien inklusive Kassenbons müssen die Mitglieder unter Angabe von einer Bankverbindung einreichen. Sehr viel bequemer läuft es, wenn sie ihre Medikamente bei der EU-Versandapotheke bestellen – der Valerevital-Premiumpartner kümmert sich dann um die Abwicklung.

In der Praxis hakt das Modell offenbar an beiden Enden. Das berichtet zumindest Christel Güldner. Da sie regelmäßig verschreibungspflichtige Medikamente benötigt, ist sie dem Club beigetreten. Zuletzt musste sie länger als sonst warten – auf ihre Arzneimittel und auf die Erstattung ihrer Zuzahlung.

Am 4. Oktober hat sie nach eigenen Angaben ein Rezept an die EU-Versandapotheke geschickt. Bis zum vergangenen Freitag, dem 13. Oktober, war noch kein Päckchen bei ihr angekommen. „Es dauert insgesamt länger als früher“, beklagt sie. Detlev Bergner dementiert, dass es aktuell Lieferschwierigkeiten gibt. Er ist als Berater für die EU-Versandapotheke aktiv und Geschäftsführer von Valerevital.

Nach Güldners Angaben hängt auch der Zuzahlungsclub mit der Auszahlung hinterher. Für die Monate August und September habe der Verein noch nichts erstattet. Auf Nachfrage habe man ihr am vergangenen Mittwoch gesagt, die Überweisung für August sei gerade veranlasst worden, die Zahlung für den September werde in der nächsten Woche folgen. Am Freitag war noch kein Geld auf ihrem Konto. Bergner teilte auf Nachfrage mit, am Wochenende sei eine größere Summe ausgezahlt worden.

„Ich bekomme immer nur Vertröstungen und weiß allmählich keinen Rat mehr“, sagt Güldner. Angeblich habe es einen technischen Fehler gegeben, die Überweisung sei von der Bank zurückgekommen. Güldner mag das nicht glauben: „Das wäre auch kein Wunder, wenn es keine Kontodeckung gibt, habe ich der Dame am Telefon gesagt. Ich habe selbst in der Buchhaltung gearbeitet und weiß, wie so etwas läuft.“

Die Chronikerin hat die Vollmitgliedschaft für 65 Euro Jahrbeitrag gewählt. „Wenn das Geld kommt, lohnt es sich für mich, aber wenn ich da immer hinterher laufen muss, gehe ich lieber zu einer anderen Apotheke“, sagt sie. Was sie misstrauisch stimmt: Schon bei Vivavita, gewissermaßen das Vorgängermodell von Valerevital, ist sie nach eigenen Angaben auf Teilen ihres Beitrags sitzen geblieben, als das Modell eingestellt wurde.

Vivavita hatte der vorherige Besitzer der EU-Versandapotheke, Kurt Rieder, gemeinsam mit dem langjährigen BVDA-Geschäftsführer Dr. Karl-Heinz Blüher aufgezogen. Die Gerichte sahen in dem Konstrukt jedoch einen Verstoß gegen die Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV). Bergner hat das Konzept nach eigenen Angaben überarbeitet, um nicht dieselben Fehler zu machen. Es gebe keine direkte Verbindung zur Apotheke mehr, theoretisch könne jeder Mitglied werden, sagt er.

In der Praxis sieht das freilich anders aus: Ein Insider berichtet, dass es seines Wissens nach keine anderen Apothekenpartner gibt. Die Abwicklung von Valerevital und die Überweisungen werden demnach ausschließlich von einer namentlich benannten Mitarbeiterin der EU-Versandapotheke durchgeführt. Valerevital diene „nur als Vehikel“, so der Insider.

Rechtliche Angriffe gegen das Modell gibt es jedenfalls bislang nicht. Weder die Aufsichtsbehörden noch die Apothekerkammer oder Mitbewerber sind bislang gegen die EU-Versandapotheke vorgegangen – die seit Anfang 2014 von Dr. Bettina Habicht geführt wird.

Aktuell durchlebt die Versandapotheken stürmische Zeiten: Mit dem langjährigen Partner Phoenix hat es gewaltig gekracht, man trifft sich vor Gericht. Der neue Standort wurde im Hauruck-Verfahren eröffnet, erschwerend hinzu kam ein personeller Aderlass. Zuletzt kämpfte die Versandapotheke auch mit rückläufigen Umsätzen. Während die Beteiligten an die Zukunft der Versandapotheke glauben, warten Investoren im Hintergrund schon auf eine mögliche Übernahme des Geschäfts.

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