Nachfrage eingebrochen

Wie wird man die Laientests los?

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Berlin -

Für eine kurze Zeit waren die Laien-Selbsttests sehr begehrt. Doch die Nachfrage ist eingebrochen, seitdem es die kostenlosen Bürgertests gibt. Manche Apotheke sitzt noch auf größeren Beständen und muss in den sauren Apfel beißen, mit Verlust zu verkaufen. Schlimmer hat es viele Zwischenhändler getroffen, die jetzt noch gigantische Mengen an Lager haben.

Die Discounter hatten als erste Ware und boten Selbsttests in 5er-Packs für 25 Euro an. Die Apotheken mussten sich zum Start kurz ärgern, weil sie nicht so schnell an Laientests kamen. Wie einige Monate zuvor bei den FFP2-Masken war der Markt sehr dynamisch, die Preise entsprechend volatil. Teilweise wurden die Tests auf dem Weg in die Apotheke teurer.

Inzwischen ist das Geschäft komplett weggebrochen, berichtet ein Zwischenhändler. „Es ist eine Katastrophe. Die Preise haben sich ja nicht nur halbiert, sondern sind in ganz kurzer Zeit um Faktor vier eingebrochen. Das ist schlimmer als Aktienhandel.“ Nur einige Restaurants bestellten noch Tests, aber das Geschäft sei im Grunde tot. Alle verkauften mittlerweile unter ihrem Einkaufspreis, Supermärkte und Drogerien eingeschlossen, berichtet der Händler. Die Schuld sieht er bei der Regierung, die erst für Laientests geworben und dann plötzlich die Strategie gewechselt habe.

Das gilt auch für Apotheken. Ein Apothekenleiter berichtet, dass er froh ist, jetzt noch einige Tests zu 3,30 Euro das Stück losgeworden zu sein. Selbst damit habe er ein paar tausend Euro Verlust gemacht, das sei aber immer noch besser, als die Ware komplett abzuschreiben. „Der Einkauf hat ja nicht recht, der Markt hat recht“, so seine Devise. Eine Kollegin hat die Laientests einfach in ihrem Testzentrum verwendet. „Das sind ja zugelassene Tests und wir waren froh, dass wir sie in der Apotheke los waren.“

Bei den Großhändlern wird auch nur noch abverkauft. Die Noweda etwa hat noch eine fünfstellige Anzahl an Tests auf Lager. Nach den Erfahrungen mit den FFP2-Masken und angesichts der Konkurrenz durch Drogerien und Discounter hatte man bei der Genossenschaft mit einem schnellen Preisverfall gerechnet. „Deshalb sind wir von Anfang an auf Sicht gefahren. Es ging darum, eine gute Balance zu finden: lieferfähig sein, ohne sich das ganze Lager vollzustellen“, berichtet ein Sprecher.

Einen Überblick über die Nachfrage nach Selbsttests hat auch Bodo Schmitz-Urban. Als sie Ende März noch heiß begehrte Mangelware waren, hatte der Inhaber der Falken-Apotheke in Wuppertal bereits Lieferanten in China an Land gezogen und belieferte Dutzende Apotheken hierzulande mit Laientests. Tagelang war er im Camper auf deutschen Straßen unterwegs, um zehntausende Tests persönlich auszuliefern. Doch diese Zeiten sind vorbei.

„Die Nachfrage nach Laientests hat stark abgenommen, das sehen wir auch bei unseren Kunden“, sagt Schmitz-Urban. „Dadurch, dass gerade überall Bürgertests und Impfungen im Vordergrund stehen, ist das Thema eingeschlafen.“ Einen Beitrag dazu leiste, dass mittlerweile schon sehr viele Menschen zum ersten Mal geimpft seien und deshalb keinen großen Nutzen mehr darin sehen würden, sich selbst zu testen. „Wenn sie in ein Geschäft wollen oder eine Dienstleistung in Anspruch nehmen wollen, müssen sie ja sowieso ein professionelles Testergebnis vorweisen.“

Dass Apotheken deshalb große Verluste einfahren würden, habe er allerdings noch nicht mitbekommen. „Es gibt Apotheken, die haben vielleicht noch so 1000 Stück am Lager, aber dass jemand im ganz großen Still darauf sitzen bleibt, ist mir nicht bekannt“, sagt er. „Ich würde das nicht so als Riesenthema sehen.“ Verluste im vierstelligen Bereich seien schließlich in einer Apotheke nicht selten, dazu reiche es oft schon, dass man retaxiert wird oder ein Hochpreiser verfällt. „Das ist nicht schön und auch nicht wirtschaftlich, aber eine Größenordnung, mit der man in solchen Zeiten kalkulieren muss. Wenn man sich anschaut, was dieses Jahr allein an Erkältungs- und Grippemitteln liegengeblieben ist, sind das ganz andere Dimensionen.“

Einen Schuldigen für das Dilemma werde es kaum geben. Vor zwei Monaten habe noch niemand gewusst, wie sich das Laientest-Geschäft entwickeln würde. Allerdings habe die damalige Liefersituation im Nachhinein ihren Teil dazu beigetragen, die jetzige Situation zu verschärfen. „Ein besonderes Problem ist, dass vor allem zu Beginn viele bei unterschiedlichen Händlern Bestellungen aufgegeben haben, die dann viel zu spät eingetrudelt sind“, erklärt Schmitz-Urban. „Da wurden dann hier mal tausend, da mal tausend Stück bestellt und kamen dann an, als die Nachfrage bereits spürbar gesunken war.“

Das österreichische Unternehmen Technomed bietet unter anderem den Boson-Test für Laien an. Für den deutschen Markt sei eine Sättigung festzustellen, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Dr. Moritz Bubik. Es befänden sich „immer noch sehr viele Notzulassungen“ im Markt. „Auf anderen Märkten gibt es jedoch keine Sonderzulassungen wie unter anderem Italien, Spanien, Polen, und viele mehr - dorthin hat sich die Nachfrage nach zertifizierten Selbsttests im Moment verschoben.“ Technomed ist laut eigenen Angaben „einer der ganz wenigen CE-zertifizierten Anbieter“ und könne die Tests international anbieten, was im Falle der Not- oder Sonderzulassung nicht der Fall sei.

Das Angebot könnte nach Einschätzung von Bubik bald von selbst zurückgehen: Mit der Marktverfügbarkeit von Selbsttests mit CE-Kennzeichnung sei die Grundlage für die Sonderzulassung von Selbsttests entfallen. „Entsprechend der Vorgehensweise bei Masken im vergangenen Jahr werden deshalb in aller Kürze keine Sonderzulassungen mehr erteilt werden.“ Damit würden Selbsttests ohne CE-Kennzeichnung nicht mehr verkehrsfähig sein, so Bubik. Die Sonderzulassung stelle eine Notzulassung unter Mangel von Alternativen dar.

Die Situation ist laut Care Integral-Geschäftsführer Timo Scharpenberg unterschiedlich: „Viele Händler haben ein Lagerbestandsproblem.“ Der Einzelhandel verschenke die Tests teilweise bei einem bestimmte Mindesteinaufswert. „Aber gerade im Reisebereich sind wir mit Hotgen noch sehr erfolgreich und auch künftig von Relevanz.“

 

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