Proteste bei Mundipharma

Autokorso gegen den Stellenabbau

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Berlin -

Die Belegschaft des Herstellers Mundipharma wehrt sich gegen die drohende Schließung des Standorts Limburg. Für den morgigen Donnerstag sind mehrere Aktionen geplant. Unter anderem soll ein Autokorso die Limburger Innenstadt zeitweise lahm legen.

Die Geschäftsleitung von Mundipharma hatte die Belegschaft vor zwei Wochen über Pläne zur strategischen Neuausrichtung des Unternehmens informiert. Produktion und Verpackung sollen demnach zu einer Schwesterfirma in Großbritannien verlagert werden. 400 Jobs könnten damit bis spätestens Ende 2018 in Limburg wegfallen.

Der Betriebsrat will das nicht hinnehmen und plant mehrere Aktionen. Morgen Mittag ab 12 Uhr soll es eine Demonstration der Belegschaft mit einem Marsch über das Firmengelände geben. Um 15:30 Uhr soll dann der Autokorso durch die Innenstadt beginnen. Betriebsrätin Claudia Stein will keine Vorhersage über die Teilnehmerzahl machen, „aber wir hoffen schon, die Innenstadt zeitweise lahm zu legen“, sagte sie gegenüber APOTHEKE ADHOC.

Die Aktion sei natürlich mit der Stadt abgestimmt. Die Polizei werde den Autokorso begleiten und mehrere Straßen absperren. Die Unterstützung von Stadt und Polizei sei extrem groß, berichtet Stein. „Die sind genauso entsetzt wie wir“, so die Betriebsrätin. Immerhin geht es auch für die Region um viele Arbeitsplätze.

Der Betriebsrat hat weitere Aktionen geplant, die aber noch nicht publik gemacht werden sollen. Der Autokorso ist Teil der Proteste, um die Geschäftsführung doch noch zu einem Umdenken zu bewegen und die Pläne nicht wie derzeit vorgesehen umzusetzen. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, gibt sich Stein kämpferisch.

Mundipharma soll in Deutschland zu einer reinen Vertriebsgesellschaft werden. Man setze weiterhin auf eine starke Präsenz im deutschen Markt, teilte der Hersteller mit. Marketing und Vertrieb sollen aber neu strukturiert werden. Geplant wird bis Ende September mit rund 165 Vollzeitstellen – weniger als die Hälfte der bisherigen Belegschaft. Vier von fünf der insgesamt 770 Arbeitsplätze fallen weg. Für Apotheker und Ärzte soll sich nichts ändern.

„Dies ist ein für die Mitarbeiter schwieriger, angesichts der kontinuierlichen Unterauslastung der Produktion in Limburg jedoch unumgänglicher Schritt“, sagte Geschäftsführer Dietmar Leitner. „Diese Planungen sind uns angesichts der gravierenden Auswirkungen auf die Kolleginnen und Kollegen nicht leicht gefallen. Jedoch sind sie erforderlich und notwendige Voraussetzung dafür, auch künftig unseren Beitrag für Ärzte und Patienten sowie das gesamte deutsche Gesundheitswesen zu leisten.“

In Limburg herrschte nach der Betriebsversammlung vor zwei Wochen blankes Entsetzen. Seitdem soll es zu teilweise dramatischen Szenen gekommen sein. Mitarbeiter berichten von Kollegen, die auf dem Vorplatz des Unternehmens zusammengebrochen seien.

Bei Mundipharma entfielen im Jahr 2015 rund 95 Prozent des Umsatzes von knapp 290 Millionen Euro auf das Inlandsgeschäft; allerdings gibt es im Ausland Firmen, die strukturell nicht mit dem deutschen Unternehmen verbunden sind. Die britische Schwester ist mit einem Umsatz von rund 50 Millionen Pfund deutlich kleiner.

Mundipharma hat sich mit Opioiden einen Namen gemacht; die Firma gehört genauso wie Neuraxpharm oder Desitin zu jenen Unternehmen, die bei den Ärzten ein gutes Image haben. Wichtigste Produkte hierzulande sind Targin, auf das rund 40 Prozent der Erlöse entfallen, Palladon (11 Prozent), Oxygesic (8 Prozent) sowie die Krebspräparate (16 Prozent). Mit Remsima gibt es zudem ein Biosimilar zu Remicade (Janssen). Mundipharma ist Lizenznehmer des koreanischen Herstellers Celltrion.

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