Berlin droht Apothekenskandal APOTHEKE ADHOC, 15.03.2018 09:00 Uhr
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Wer wusste was? Im Prozess gegen eine Bande von Rezeptfälschern werden weitere Apotheker beschuldigt. Foto: Andreas Domma
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Derzeit stehen sechs Angeklagte vor Gericht, denen banden- und gewerbsmäßige Urkundenfälschung und Betrug in 125 Fällen vorgeworfen wird. Foto: Andreas Domma
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Außerdem hat Klaus H. eine Reihe von Berliner Apothekern beschuldigt, in den großangelegten Betrug involviert gewesen zu sein. Foto: Andreas Domma
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Auch die Identität einiger wesentlicher Tatbeteiligter ist nach wie vor ungeklärt, darunter der eigentliche Fälscher der Rezepte. Foto: Andreas Domma
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Verhandelt wurde zum Prozessauftakt im großen Saal 500 im Landgericht Berlin. Foto: Andreas Domma
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Noch bis Mai sind Termine angesetzt. Foto: Andreas Domma
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Zum Prozessauftakt war das Medieninteresse groß. Foto: Andreas Domma
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Auch einige Beobachter verfolgen den Prozess, ... Foto: Andreas Domma
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... sowohl Journalisten als auch Privatleute. Foto: Andreas Domma
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Zum Auftakt musste zunächst ein Arzt gerufen werden, weil Zweifel an der Verhandlungsfähigkeit eines Angeklagten bestehen. Foto: Andreas Domma
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Er leidet unter Kreislaufproblemen, der Prozess musste deshalb mehrmals unterbrochen werden. Foto: Andreas Domma
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Klaus H. und Galya S. zeigten sich geständig und reumütig. Foto: Andreas Domma
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Trotzdem gibt es große Zweifel, dass sie die ganze Wahrheit erzählen. Foto: Andreas Domma
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Ob es sich um echte Reue oder um Krokodilstränen handelt, das muss das Gericht voraussichtlich bis Mitte Mai herausfinden. Foto: Andreas Domma
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Bis dahin sollte sich auch zeigen, ob und welche anderen Berliner Apotheken in den Fall verwickelt sind. In der Anklage waren Dutzende von ihnen genannt worden. Foto: Andreas Domma
Berlin - Berlin droht ein Apothekenskandal: Im Prozess gegen die Rezeptfälscherbande um den Berliner Pharmazeuten Klaus H. könnten dutzende Apotheken im ganzen Stadtgebiet ins Visier der Ermittler geraten. Denn H. hat in seinem eigenen Geständnis schwere Vorwürfe gegen eine ganze Reihe von Kollegen erhoben – sie sollen eingeweiht gewesen sein. Auch denen, die nichts wussten, droht Ärger.
Auf mehrere Berliner Apotheken könnten bald schlechte Nachrichten zukommen: Tausende Euro schwere Retaxationen von den Krankenkassen. Denn ihnen wurden von der Bande um den Berliner Pharmazeuten Klaus H. gefälschte Rezepte angedreht. Um 125 Fälle handelt es sich dabei laut Anklageschrift, die Zahl der Rezepte liegt jedoch um einiges höher, da je Fall oft mehrere zusammengefasst wurden. Um mehr als 2,5 Millionen Euro soll H. die Krankenkassen zwischen 2013 und 2017 so betrogen haben. Kann einer Apotheke nachgewiesen werden, dass sie die Fälschung hätte erkennen müssen, kann es teuer werden – erst recht in Anbetracht der Summen auf den Rezepten. Im Durchschnitt sei pro gefälschter Verordnung ein Schaden von 15.000 Euro entstanden, heißt es in der Anklageschrift.
Der Apotheker ist geständig – hat jedoch während seines noch laufenden Gerichtsprozesses mehrere Apothekeninhaber und mindestens einen Filialleiter in Berlin schwer belastet. Am vierten Verhandlungstag hat die Vorsitzende Richterin deshalb nach seiner Bereitschaft gefragt, in möglichen Verfahren gegen weitere mutmaßlich beteiligte Apothekenbetreiber auszusagen. Der betroffene Filialleiter weist die Vorwürfe zurück: „Was H. da erzählt ist unerhört, kompletter Unfug“, erregt er sich gegenüber APOTHEKE ADHOC.
Sollte es zur Anklage gegen weitere Pharmazeuten kommen, dann könnte sich das in Berlin zu einem handfesten Apothekenskandal auswachsen. Bei Verlesung der Anklage wurden mehrere Dutzend Apotheken genannt, in denen die Rezepte eingelöst wurden. Mit dabei waren zahlreiche prominente Pharmazeuten aus der Hauptstadt. Keiner von ihnen konnte sich auf Nachfrage zu dem Fall äußern. Vielfach dürften die Kollegen nichts von den Fälschungen gewusst haben.
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