Großhandel will trotzdem liefern

Protesttag: Kehr schickt Mitarbeiter zur Demo

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Berlin -

Wie kann man unentschlossene Kolleginnen und Kollegen motivieren, sich am Protesttag in der kommenden Woche zu beteiligen? Zwei Apotheker aus München schlagen vor, dass sich auch der Großhandel beteiligt und seine Touren einschränkt. Die Unternehmen sehen sich in der Verantwortung, suchen aber dennoch den Dialog mit ihren Kunden.

Zwei Apotheker aus München wollen die Großhändler am Protesttag in die Pflicht nehmen: Ludwig Meyer von der Wittelsbacher-Apotheke und Gerhard Zitzmann von der Stachus-Apotheke haben einen Aufruf verfasst und an Gehe/AHD, Phoenix, Sanacorp und Noweda geschickt.

Darin heißt es:

„Wir sind zwei Apotheker aus München und bitten Sie, den Apotheken-Protesttag am 14.06.2023 zu unterstützen. Unser Vorschlag: Sie beliefern an diesem Tag nur mit EINER TAGTOUR. Wir freuen uns über die Umsetzung.“

Tatsächlich haben sich die Unternehmen bereits Gedanken gemacht, wie sie mit dem Protesttag umgehen werden. Immerhin dürften nach Umfragen mindestens zwei Drittel aller Apotheken geschlossen bleiben, sodass ein Ausfall von Touren auch betriebswirtschaftlich Sinn machen würde.

Kunden kontaktiert

„Phoenix hat ihre Apothekenkunden bereits kontaktiert und ist jederzeit in der Lage, eingehende Bestellungen zu bedienen“, erklärt ein Sprecher des Marktführers auf Nachfrage. Gegenüber den Kunden hat das Unternehmen die Vorgehensweise im Handling der Bestellungen informiert: „Um eine Patientenversorgung flächendeckend sicherzustellen, kommen alle von Ihnen bestellten Artikel seitens Phoenix wie gewohnt zur Auslieferung.“

Dies gelte insbesondere für alle bestellten Kühlartikel. „Haben Sie aktuell mit uns vereinbart, dass wir Ihnen Kühlware in die Apothekenschleuse anliefern dürfen, werden wir diese auch in der Nacht zum Protesttag dort hinterlegen.“

Apotheken sollen auf automatische Bestellungen achten, die in der Warenwirtschaft hinterlegt sind. „Wenn Sie diese am 14. Juni 2023 nicht entgegennehmen möchten, deaktivieren sie bitte die Funktion. Bitte berücksichtigen Sie dies bei Ihren Bestellungen ab Dienstagnachmittag.“

Versorgung sichergestellt

Auch bei der Sanacorp soll es keine Abstriche geben: Als Apothekerunternehmen stehe man seit jeher für eine sichere und verlässliche Versorgung der Apotheken mit allen benötigten Arzneimitteln, so ein Sprecher. „Darauf können sich unsere Mitglieder und Kunden jederzeit verlassen. Auch am Protesttag werden wir alle unsere Kundinnen und Kunden, die eine Belieferung wünschen, regulär versorgen.“

Die Privatgroßhändler haben sich für ein einheitliches Vorgehen entschieden, was den Umgang mit den Touren am 14. Juni angeht. „Alle Häuser sind gerade dabei, die Apotheken abzufragen und werden die Touren entsprechend der Rückmeldungen anpassen.“

Mitarbeiter zur Demo

Unabhängig von den Touren unterstützen die Großhändler aber den Protesttag auf die eine oder andere Art. In den Wannen der Sanacrop lagen in dieser Woche Rezeptblöcke. Die eigens gestaltete Protest-Verordnungen sollen die Teams an ihre Kund:innen abgeben und so ins Gespräch kommen.

Der private Pharmagroßhändler Kehr aus Braunschweig hat allen drei Standorten – Braunschweig, Dessau, Berlin-Ludwigsfelde – seine Auslieferungsfahrzeuge mit dem Aufkleber „Apotheken kaputtsparen? Mit uns nicht!“ versehen und verdeutlicht somit seine Solidarität mit den Vor-Ort Apotheken. Außerdem sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Standortes Berlin-Ludwigsfelde am 14. Juni freigestellt, um sich an der Protestaktion in Berlin zu beteiligen.

„Diese Protestaktion richtet sich gegen die untätige Gesundheitspolitik, die die Bedeutung der Vor-Ort Apotheke, als wichtigen Pfeiler in unserem Gesundheitssystem, nicht erkennt und keine Maßnahmen zur Verbesserung der angespannten Situation ergreift. Nicht nur während der Pandemie, sondern auch besonders jetzt in Zeiten von Lieferengpässen zeigen die Apotheken, welche bedeutende Rolle sie bei der flächendeckenden Gesundheitsversorgung der Kundinnen und Kunden mit lebenswichtigen Medikamenten innehaben“, sagt Geschäftsführer Stefan Holdermann.

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