Apothekerin befragt für Studie PhiP

PJ: Karrierekiller für Apothekenberuf?

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Berlin -

Inwiefern beeinflusst das Praktische Jahr (PJ) eigentlich die Berufswahl von Pharmazeuten im Praktikum (PhiP)? Diese Frage hat sich Apothekerin Sarah Wimber in der Abschlussarbeit ihres Psychologiestudiums, das sie parallel zu ihrer Tätigkeit in der Apotheke absolvierte, gestellt. Das Ergebnis verrät, warum viele ihre berufliche Zukunft nach dem PJ anders sehen als erwartet.

Die Entscheidung, als Approbierte zu studieren, entstand aus einer ganz bestimmten Motivation heraus: „Ich habe bei mir persönlich gemerkt, dass ich zwar einen großen Schatz an naturwissenschaftlichem Wissen habe, aber wenig Fähigkeiten in puncto Mitarbeiterführung.“ Zwar gebe es viel Literatur zum Thema, aber nicht unbedingt auf die Punkte zugeschnitten, die für sie wesentlich waren. Da die Apothekerin der wissenschaftliche Hintergrund besonders interessierte, überlegte sie, das Thema auf vernünftige Füße zu stellen. „Und da war das Psychologiestudium für mich das Passende.“

Aus ihrer langjährigen Erfahrung als Filialleitung und dem Austausch mit Kolleg:innen betont Wimber, „dass Mitarbeiter oft unzufrieden sind aufgrund der Führung und des Zwischenmenschlichen.“ Sie musste ebenso feststellen, dass Mitarbeiterführung ihre persönliche Schwäche darstellte. „Ich wusste nicht genau, wie ich mir gute Infos holen kann.“

Und das trotz zahlreicher Fortbildungsangebote und unzähliger Fachbücher. „Es gibt tausende Bücher, aber da weiß man gar nicht mehr, wem man glauben soll.“ So entschloss sie sich, das Psychologiestudium zu beginnen, um fundierte wissenschaftliche Ansätze zu erlangen. Weil sie „mit Herz und Seele“ Apothekerin in der öffentlichen Apotheke ist, wählte sie für ihre Abschlussarbeit ein Thema, das den Bereich Personal und Mitarbeitende beleuchtet. Denn junge Kolleg:innen und PhiP berichteten wiederholt: „Wow, der Alltag in der öffentlichen Apotheke ist echt schwierig.“

Einfluss des Praktischen Jahres auf die Berufswahl

Wimbers zentrale Forschungsfrage lautete: „Welchen Einfluss hat die Qualität des Praktischen Jahres auf die Entscheidungen von Pharmazeuten im Praktikum bei der Wahl der öffentlichen Apotheke als Arbeitgeber?“ Für die Studie wurden 173 Teilnehmende von ursprünglich 384 eingeladenen Personen befragt. Darunter 77 Pharmaziestudierende (im achten oder höheren Fachsemester) und 62 PhiP, die bereits mindestens sechs Monate ihres PJ in einer öffentlichen Apotheke absolviert hatten.

Neben standardisierten Fragebögen wurden der Job-Diagnostic-Survey und der Fragebogen zur Vorgesetzten-Verhaltens-Beobachtung eingesetzt. Der Job-Diagnostic-Survey erfasst Arbeitsmerkmale wie Aufgabenvielfalt, Autonomie und Feedbackmöglichkeiten. Der Fragebogen zur Vorgesetzten-Verhaltens-Beobachtung bewertet das Führungsverhalten von Vorgesetzten in Bezug auf Respekt, Unterstützung und autoritäre Tendenzen.

Negative Einschätzung des Berufes

Die Ergebnisse zeigen, dass Pharmaziestudierende einen stärkeren Wunsch haben, in der öffentlichen Apotheke zu arbeiten, als PhiP nach dem PJ. Beide Gruppen bewerteten die Zukunftsaussichten ähnlich, jedoch neigten PhiP zu einer pessimistischen Einschätzung. Motivierende Arbeitsaufgaben und positives Feedback förderten den Arbeitsplatzwunsch. Negatives Feedback zur Zukunft führten jedoch auch zu einer negativen Einschätzung des Berufes.

Die Nutzung von Ausbildungsleitfäden verbesserte die Wahrnehmung der Zukunftsaussichten, hatte aber keinen direkten Einfluss auf die Arbeitsplatzwahl. Das Führungsverhalten der Vorgesetzten sowie der Leitfaden der Bundesapothekerkammer (BAK) hatten keinen messbaren Einfluss.

Wimber betont in ihrer Arbeit, dass eine aposcope-Umfrage aus 2020 bestätigt, dass Apothekenmitarbeitende insbesondere mit Aufstiegschancen und dem Führungsverhalten unzufrieden waren, während Teamzusammenhalt und Arbeitsvielfalt positiv bewertet wurden.

Apotheken als Arbeitsplatz müssen attraktiver werden

Aus ihrer Erhebung schlussfolgert Wimber, dass das PJ einen signifikanten Einfluss auf den Arbeitsplatzwunsch von PhiP ausübt. Sie empfiehlt deshalb eine bewusstere Kommunikation über die Zukunft öffentlicher Apotheken sowie eine optimistischere Ansprache von PhiP.

Besonders die positiven Aspekte der Arbeit sollten stärker hervorgehoben werden. Apotheken mit einer positiven Zukunftsperspektive sollten gezielt als Ausbildungsstätten genutzt werden. Zudem sollten Hemmnisse für pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) abgebaut werden, da diese die Wahrnehmung der Berufszukunft verbessern. Weiterführende Forschung zur Wirksamkeit des BAK-Leitfadens regt sie ebenfalls an.

Wimber schlägt darüber hinaus vor, weitere Studien durchzuführen, um zusätzliche Einflussfaktoren zu identifizieren und Lösungen zur Verbesserung der Attraktivität öffentlicher Apotheken als Arbeitsplatz zu entwickeln.

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