Verbund geht in neue Hände

Müller-de Ahna hört auf: Großübernahme in Berlin

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Berlin -

Einer der größten Apothekenverbünde in Berlin hat den Besitzer gewechselt: Dr. Axel Müller-de Ahna hat nach jahrelanger Nachfolgersuche seine drei Apotheken übergeben. Dr. Armin Kabat aus Lüdenscheid hat die drei Häuser Mitte Mai übernommen.

Im Norden der Berliner Innenstadt endet eine kleine Apotheken-Ära: Der Filialverbund von Müller-De Ahna dürfte zu den umsatzstärksten in der Hauptstadt zählen. Entsprechend anspruchsvoll war es, dafür einen Käufer zu finden. Müller-de Ahna suchte nach eigenen Angaben bereits seit 2014 einen Nachfolger. „Da keines meiner Kinder Pharmazie studiert hat, habe ich mich im Verkauf meiner Apotheke schon seit vielen Jahren beschäftigt“, sagt er. Doch bei drei großen Apotheken sowie einem umfangreichen Geschäft mit der Belieferung von Pflegeheimen kamen nicht viele Abnehmer in Frage.

Die Wedding-Apotheke im gleichnamigen Berliner Stadtteil gibt es seit beinahe 50 Jahren. Schräg gegenüber hat Müller de Ahna zusätzlich die Doc+ Apotheke gegründet – damals als Reaktion auf die vorübergehenden Konkurrenz durch eine DocMorris-Apotheke in seinem Kiez. Die dritte Apotheke im Verbund ist die Lilien-Apotheke am Theodor-Heuss-Platz in Berlin-Charlottenburg. Müller-de Ahna ist Mitglied bei den Guten-Tag-Apotheken von Elac.

2014 machten in der Branche Gerüchte die Runde, wonach eine Wolfsburger Apothekerfamilie einsteigen würde. Der Großhändler Phoenix hatte angeblich vermittelt, doch zum Abschluss kam es bekanntermaßen nie.

Nun also hat er mit Kabat einen Nachfolger gefunden – und das nach eigenen Angaben bereits vor anderthalb Jahren. Seit zwei Jahren sei man in Gesprächen gewesen. „Alle Verträge waren im Herbst 2019 unterschriftsreif“, so Müller-de Ahna. „Doch dann gab es Probleme mit dem Mietvertrag einer meiner drei Apotheken.“ Und im vergangenen Frühjahr kam dann noch die Coronapandemie hinzu, erst im Sommer habe man die Gespräche wieder aufgenommen und mit der Übergabe am 16. Mai zu einem guten Ende geführt.

Die Betriebe bleiben gewissermaßen in der Familie: Über Elac sei der Kontakt zustande gekommen, Kabat hatte zuvor die Pluspunkt-Apotheken in Lüdenscheid und Hemer betrieben. Er bleibe auch künftig Mitglied der Marketinggemeinschaft. „Ich arbeite seit 2003 mit Pluspunkt zusammen und habe nicht vor, das zu beenden“, sagt er.

Werden die drei Apotheken, die er von Müller-de Ahna übernommen hat, also Pluspunkt-Apotheken? „Das kann man im Prinzip so sehen“, sagt Kabat. Allerdings sei vorerst nicht geplant, sie auch nach außen hin so zu bezeichnen. „Wir Pluspunkt-Apotheker sind selbstständig und eigenständig, unterstützen uns aber nicht nur beim Marketing, sondern auch anderen Themen wie dem Anschluss an die Telematikinfrastruktur oder der Apothekensoftware.“ In den vergangenen 17 Jahren sei er mit der Mitgliedschaft stets gut gefahren. Mit dem jetzigen Kauf der Apotheken hätten Elac oder Pluspunkt hingegen nichts zu tun.

Letztlich sei die Übernahme über das Netzwerk Müller-de Ahnas zustande gekommen. „Das Angebot wurde an mich herangetragen mit der Frage, ob ich mich beruflich nochmal verändern möchte, und das fand ich interessant“, sagt er. Mit beruflichen und geographischen Veränderungen kannte sich Kabat da bereits aus, denn in seinem Berufsleben hat er bereits viele unterschiedliche Ebenen des Apothekerberufs gesehen: Nach der Approbation wurde er Filialleiter in einer kleinen Landapotheke im Sauerland. „Das war eine entspannte Zeit“, erzählt er im Rückblick.

Doch nach fünf Jahren zog es ihn zurück an die Uni: Er nahm eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter samt Promotion im Fachgebiet Diabetesforschung in seiner Geburtsstadt Köln an, zog dann später mit seinem Doktorvater an die Uni Halle/Saale.

2003 machte er sich samt Doktortitel mit der Pluspunkt-Apotheke im Sterncenter in Lüdenscheid selbstständig, 2007 folgte die Filiale neben dem Hemeraner Rathaus. Im selben Jahr wurde er zusätzlich Regionalgruppenleiter der Deutschen Parkinsongesellschaft im Märkischen Kreis. Nach Dorf, Kreis- und Großstadt nun also die Hauptstadt. „Ich fühle mich hier wohl und angenommen“, sagt er.

„Ich bin sehr froh, meine Apotheken in die Hände eines so erfahrenen Kollegen übergeben zu können“, zeigt sich Müller de Ahna zufrieden. „Ich bin sicher, er wird die Apotheken erfolgreich weiterführen und als jüngerer Kollege neue Impulse setzen.“ Impulse und Durchsetzungskraft wird er auch nötig haben: Die Wedding- und die Doc+ Apotheke liegen beide auf der Müllerstraße, auf der sich auf gut anderthalb Kilometern zehn Apotheken aneinanderreihen. Unerbittlicher ist der Wettbewerb wohl an nur wenigen Standorten in Deutschland.

Kabat nimmt es gelassen. „Das bin ich so gewohnt aus meinem Leben, denn Wettbewerb war auch in meinen vorherigen Apotheken immer da. In Lüdenscheidt gab es gerade am Anfang auch große Konkurrenz, aber es hat sich dann gut entwickelt und am Ende hatte ich zu allen ein kollegiales bis kooperatives Verhältnis.“

Für Müller-de Ahna endet nun eine lange Inhaberkarriere. Ganz zur Ruhe komme er zwar noch nicht, sagt er. Dafür gebe es im Nachgang des Verkaufs noch zu viel zu tun. „Aber die tägliche Verantwortung für die wirtschaftliche Entwicklung der Apotheken wird mir nicht fehlen“, sagt er. „Was mir hingegen fehlen wird, ist der tägliche Kontakt und die vielen vertrauensvollen Gespräche mit meinen Mitarbeitern, deren Wohl mir auch nach der Übergabe am Herzen liegt. Aber auch hier bin ich sicher, in Dr. Kabat den richtigen Nachfolger für meine Apothekenbetriebe gefunden zu haben.“

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