Apothekerin klagt über Belastungen ohne Bezahlung

„Ich mache dieses ganze Theater nicht mehr mit“

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Berlin -

Apothekerin Daniela Hänel ist in der Branche bekannt. Die Inhaberin der Linda Apotheke in der Nordvorstadt in Zwickau war berufspolitisch aktiv und scheute sich nicht vor deutlichen Worten. Doch der Alltag und die zusätzlichen Belastungen wurden ihr zuviel. Sie gab ihre Filiale ab und betreibt nur noch eine Apotheke.

Ende September begann für Hänel der Wandel. „Ich habe alle meine Ämter beim MVDA und Linda niedergelegt, kein Regionalsprecher, kein Vorstand mehr, keine Arbeitsgruppen, keine Erstellung eines Optigramms für die Freiwahl“, sagt sie. Das habe auch mit der „ewigen Personalnot“ zu tun. Der permanente Mangel an Approbierten habe dazu geführt, dass sie ihre Filiale in Plauen abgab. Dadurch habe sich das Personal von 16 auf 7 Mitarbeiter:innen reduziert. „Ich brauche keine Approbierten, habe Ingenieure und wenn ich mal Urlaub machen möchte, dann buche ich mir eine Vertretung“, sagt sie erleichtert.

Seit Februar habe der Stress deutlich nachgelassen. Dazu komme, dass sie kein Testzentrum anbiete. „Ich habe im Einkaufszentrum keine freien Räumlichkeiten, um es von der Apotheke zu separieren.“ Auch bei der Impfstoffversorgung hält sich Hänel zurück. „Ich habe keine Absprachen mit umliegenden Ärzten. Jetzt dürfen die Apotheken mal ran, die immer um den Sprechstundenbedarf buhlen.“

Jetzt habe sie Zeit für ihre Kunden und Patienten. „Ich mache dieses ganze Theater nicht mehr mit und das ist toll.“ Zu gerne würde sie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) „die Meinung geigen und ihn zu einer Woche Praktikum in meiner Apotheke, in einer Krankenhaus-Apotheke, in einer Apotheke mit Heimversorgung oder Cannabis-Versorgung einladen oder zum Notdienst verpflichten.“

Auch das Gerangel um die diversen Plattformen sei demotivierend. Die Teilnahme bei Gesund.de bringe „erhöhte Kosten“ mit sich. Bei den Marktplätzen vermisse sie die persönliche Bindung zur Kundschaft. „Die Energie, die ich und mein Team in den vergangenen drei Jahren in die Linda-App investiert habe, ist nach dem Wechsel weg, weil die App irgendwann abgeschaltet wird.“ Dann müssten die Kunden erneut für eine neue Marke sensibilisiert werden. „Dann fängt die ganze Arbeit wieder von vorne an.“ Zudem sei es „ein Schlag ins Gesicht“, dass mit der Shop-Apotheke eine ausländische Versandapotheke beim Modellprojekt zum E-Rezept teilnehmen wird. „Warum wurde keine mit Sitz in Deutschland gefunden. Ich fühle mich dadurch benachteiligt und gemobbt.“

Wenn es politisch und mit der Standesvertretung so weiter gehe und die Arbeit weiter unterbezahlt bleibe, dann gebe sie auch die Hauptapotheke ab. „Alle meine Verträge haben eine Laufzeit bis spätestens 31. Dezember 2025. Dann werde ich mir überlegen, ob es überhaupt sinnvoll ist, eine Vor-Ort-Apotheke zu betreiben.“ Die Arbeit als selbstständige Apothekerin sei nicht mehr motivierend und lohne sich finanziell kaum mehr. „Die Vor-Ort Apotheken werden zu wenig gehört. Keinen interessiert, welche Belastungen wir stemmen müssen – ohne Bezahlung beziehungsweise Aufwärtsentschädigung.“ Auch die Wertschätzung für das gesamte Apothekenpersonal wie Bot:in, Raumpfleger:in, PKA oder pharmazeutisches Personal fehle.

 

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