Kationisch, instabil und schlecht kombinierbar

Rezepturtipp: Oxytetracyclin

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Berlin -

Oxytetracyclin gehört zu der Gruppe der Tetracycline und wirkt bakteriostatisch. Der Wirkstoff kann dermal bei Infektionen mit grampositiven und gramnegativen Erregern eingesetzt werden. Um die Wirksamkeit und Stabilität der Rezeptur nicht zu gefährden, muss bei der Herstellung auf Einiges geachtet werden.

Oxytetracyclin gehört zu den sensibleren Rezeptursbstanzen – der Stoff kann mikrobiologisch, physikalisch und chemisch instabil sein. Rezepturen mit dem Antibiotikum sind nur kurz haltbar. Das Stabilitätsoptimum liegt bei etwa pH 2, das Wirkoptimum zwischen pH 5 und 6,5. Durch Fällung der Base wird der Ausgangsstoff deutlich stabilisiert. Eine saure Nachkonservierung ist möglich. Bei der Auswahl der Grundlage muss beachtet werden, dass der Wirkstoff kationisch ist. Auch Kombinationen mit weiteren Wirkstoffen sind oftmals problematisch.

Teilchengröße

Oxytetracyclin wird üblicherweise in Form des Oxytetracyclinhydrochlorid rezeptiert. Meistens ist keine mikrofein gepulverte Substanz verfügbar, daher muss in Suspensionszubereitungen auf eine geeignete Teilchenzerkleinerung geachtet werden.

pH bedingte Inkompatibilitäten

Oxytertacyclin-HCl reagiert stark sauer und ist instabil in Wasser. Bei der Einarbeitung in wasserhaltige Salbengrundlagen muss der Wirkstoff zunächst durch Fällung stabiler gemacht werden. Eine deutliche Stabilisierung lässt sich durch Fällung der Base nach Teilneutralisation mit Natriumcitrat oder Natriumacetat erreichen. Um eine feindisperse Suspension zu erhalten, muss ein bestimmtes Feststoff-Verhältnis eingehalten werden. Die Creme sollte für mindestens fünf Minuten gerührt werden, da die Ausfällung der Base nur langsam stattfindet.

Teilneutralisation auf pH 5 bis 5,5

Verhältnis von Oxytetracyclin-HCl und basischen Bestandteilen

  • 10 Teile Oxytetracyclin-HCl
  • 5 Teile Natriumacetat
  • 1 Teil Natriumhydrogencarbonat

Auswahl der Grundlage

Oxytetracyclin-HCl ist kationisch und somit nicht verträglich mit anionischen Salbengrundlagen. Mit der anionischen hydrophilen Creme DAB und SR DAC ist der Wirkstoff genauso wenig kompatibel wie mit wasserhaltigem Liniment. Carbomer- und Carmellose-Gele sind ebenfalls ungeeignet. Nichtionische Salbengrundlagen sowie Basiscreme DAC und Hydroxyethylcellulose-Gele eignen sich dagegen gut zu Herstellung.

In wasserfreien Zinkoxid-haltigen Grundlagen (Pasta Zinci, Pasta Zinci mollis) kann das Antibiotikum zwar eingearbeitet werden: Die physikalische Stabilität ist unproblematisch, da Oxytetracyclinhydrochlorid praktisch unlöslich ist und suspendiert vorliegt. Allerdings ist die Wirksamkeit niedriger als in wasserhaltigen Rezepturen. Die Haltbarkeit sollte auch hier sicherheitshalber begrenzt werden.

Kombination mit anderen Arzneistoffen

Zink: In Kombination mit Zinkoxid kommt es zu Wechselwirkungen und Wirkminderung. Bei einer Verordnung von Oxytetracyclin-haltigen Zinkoxidschüttelmixturen sollte Rücksprache mit dem Verordner gehalten werden – die getrennte Herstellung von zwei Dermatika ist zu empfehlen.

Clotrimazol: Das Antimykotikum sollte in Rezepturen mit höherem pH eingearbeitet werden. Das Wirkoptimum liegt bei pH 7 bis 8. bei pH-Werten unter 5 kann es zur schnellen Zersetzung des Wirkstoffes kommen.

Erythromycin: Das Wirkoptimum liegt bei pH 8 bis 9. Bei zu sauren pH-Werten erfolgt eine Zersetzung des gesamten Wirkstoffes binnen Stunden. Erythromycin-haltige Rezepturen sollten immer getrennt von anderen Wirkstoffen hergestellt werden. Für Erythromycin sind pH-Werte über 8 wünschenswert, hier sind alle Vertreter der Tetracycline nicht stabil.

Indikation

In Konzentrationen von 1 bis 3 Prozent wird Oxytetracyclin-HCl in Dermatika eingesetzt. Eine Dosisanpassung für Kinder exsistiert nicht. Das Antibiotikum sollte nur im Einzelfall bei Kindern angewendet werden. Die Anwendung sollte nur nach strenger Indikationsstellung erfolgen, um die Risiken der Resistenzentwicklung zu minimieren. Die Anwendung erfolgt lokal bei Infektionen der Haut durch Oxytetracyclin-empfindliche Erreger.

Anwendung am Auge: Oxytetracyclin-Augentropfen sowie -salben werden bei akuten und chronischen Infektionen des vorderen Augenabschnittes angewendet. Zugelassene Augentropfen sind in Deutschland nicht auf dem Markt. Daher könnte im Einzelfall Bedarf zur patientenindividuellen Herstellung bestehen. Für wässrige Lösungen ist die Bakterienfiltration dokumentiert. Teilneutralisierte Zubereitungen können verständlicherweise nicht filtriert werden – die wasserunlösliche Base würde abfiltriert werden.

Anwendung in der Harnröhre: Frühere Medikamente zur Anwendung in der Harnröhre sind nicht mehr am Markt. Eine Nachfrage im Einzelfall zur patientenindividuellen Herstellung könnte gegeben sein. Eine abschließende pharmakologisch-toxikologische Beurteilung der nicht mehr erhältlichen Fertigarzneimitteln liegt nicht vor – vor der Herstellung muss eine gründliche Nutzen-Risiko-Abwägung stattfinden.

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