Verordungsverhalten

Biosimilars: Zwischen 2 und 90 Prozent

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Berlin -

Ob ein Patient ein Biosimilar erhält, hängt auch davon ab, wo er wohnt. Darauf hatte schon vor einigen Wochen die Barmer GEK bei der Präsentation ihres Arzneimittelreports hingewiesen. Der Branchenverband Pro Biosimilar hat jetzt die Verordnungsquoten für die einzelnen Wirkstoffe analysiert – und kommt zu einem eindeutigen Ergebnis.

Demnach schwanken die Quoten je nach Wirkstoff deutlich: Während bei Infliximab 29 Prozent aller Tagestherapiedosen (DDD) als Biosimilar verordnet werden, sind es bei Follitropin alfa nur 13 Prozent. Bei Etanercept und Insulin liegt die Quoten sogar jeweils nur unter 3 Prozent. Stärker durchgesetzt haben sich Biosimilars bei Epoetin (40 Prozent), Filgrastim (73 Prozent) und Somatotropin (15 Prozent). Hier sind die Kopien bereits seit Jahren auf dem Markt.

Bei den neueren Wirkstoffen unterscheiden sich die Quoten innerhalb der einzelnen KV-Bezirke dramatisch: Bei Infliximab werden in der Region mit dem niedrigsten Anteil 10 Prozent aller DDD als Biosimlar verordnet, in der Region mit dem höchsten Anteil sind es 47 Prozent.

Noch gravierender fallen die Unterschiede bei Follitropin alfa aus – wo je nach Region 2 bis 90 Prozent aller DDD auf Biosimilar entfallen. Bei Etanercept und Insulin werden in der schlechtesten Region nur 1 Prozent aller DDD in der preiswerten Variante verordnet, doch auch in den besten Bezirken sind es nur 20 beziehungsweise 6 Prozent.

Biosimilars haben laut Branchenverband nach wie vor erhebliches Potenzial: Auf Basis der Apothekenverkaufspreise (AVP) wurden im ersten Halbjahr 3,6 Milliarden Euro mit Biopharmazeutika umgesetzt. Davon waren Präparate im Wert von 1,5 Milliarden Euro patentfrei – auf Biosimilars entfallen aber nur 100 Millionen Euro. Bezogen auf alle Biopharmazeutika liegt der Anteil bei 2,8 Prozent, nach DDD sogar nur bei 1,7 Prozent. Grund sind die eher hochpreisigen Präparate, die die Biosimilar-Hersteller ins Auge gefasst haben.

Die Barmer hatte vorgerechnet, dass die Ärzte in Bremen in 54,2 Prozent der Fälle Biosimilars verordnen, die Kollegen im Saarland dagegen nur 27,4 Prozent. Mecklenburg-Vorpommern weise für einen Wirkstoff gar eine „Null-Quote“ aus. Man stimme mit der Barmer überein, war die Rolle der Ärzte und KVen angehe, kommentierte Dr. Andreas Eberhorn, Vorsitzender von Pro Biosimilar.

Auch die Bundesregierung habe im Pharmadialog erkannt, dass es regional bereits sehr gute Ansätze gibt, Biosimilars schnell in die Versorgung zu bringen. „Gute und wissenschaftlich abgesicherte Information und umfassende Beratung stehen dabei im Vordergrund. Deswegen engagieren wir uns dafür, dass wir diese ‚best practices‘ im Rahmen der bevorstehenden Gesetzgebung bundesweit ausrollen.“

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