Kommunale Abwasserrichtline

Pro Generika warnt vor Engpass-Tsunami

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Berlin -

Lieferengpässe gehören in den Apotheken zum Alltag. Im Herbst und Winter könnte sich die Lage bei einigen Präparaten zuspitzen. Die Sorge ist vor allem Kinderantibiotika groß. Als wären die Herausforderungen nicht schon groß genug, könnte die neue kommunale Abwasserrichtline die Lage verschärfen. Pro Generika warnt vor einen „Tsunami von Engpässen“.

Die überarbeitete EU-Richtlinie wird die Arzneimittelhersteller schwer treffen. Denn auf die Unternehmen kommen hohe Kosten zu. Ursache ist die Erweiterung der kommunalen Kläranlagen um eine „4. Reinigungsstufe“. Die dafür anfallenden Kosten sollen zu 80 Prozent auf die Hersteller von Arzneimitteln und Kosmetika übertragen werden.

Zwar sei unstrittig, dass Klärwerke ausgebaut werden müssen, doch es müsse klar sein, dass die Kostenbelastung unfair sei. „Es wird auch fatale Folgen für die Versorgungssicherheit haben – und das aktuelle Problem der Medikamenten-Knappheit massiv verschärfen“, warnt Pro Generika.

Die zusätzliche finanzielle Belastung bekommen vor allem Generikahersteller zu spüren, denn sie stellen 80 Prozent der Arzneimittel bereit und stehen ohnehin schon unter massivem Kostendruck.

Der Ausbau kostet Schätzungen zufolge rund zehn Milliarden Euro. Hinzukommen jährliche Betriebskosten in Höhe von rund einer Milliarde Euro. Dem gegenüber stehen 2,4 Milliarden Euro, die die gesamte Generikaindustrie pro Jahr mit Rx-Arzneimitteln umsetzt.

„Kommt es tatsächlich so, dass Generikahersteller den Großteil der Ausbau-Kosten stemmen müssen, wird das die Versorgungssicherheit weiter destabilisieren und die aktuelle Medikamenten-Knappheit verschärfen“, schreibt Pro Generika.

Die immensen Mehrkosten in den Arzneimittelpreis einzupreisen, ist im derzeitigen System nicht möglich, weil ein diffiziles Geflecht aus Preisregulierungen dies verhindert, so Pro Generika. Die Konsequenz: Hersteller werden die Arzneimittel vom Markt nehmen und aus dem Portfolio streichen, für die die Mehrkosten anfallen werden. Mit fatalen Folgen: Krebsmittel, Diabetesmedikamente oder Antibiotika werden fehlen.

„Die Bundesregierung muss die Richtlinie stoppen“, fordert Pro Generika. „Was wir derzeit an Engpässen erleben, ist nur die Ouvertüre für das, was kommen wird“, mahnt Geschäftsführer Bork Bretthauer. „Wenn die Richtlinie tatsächlich so kommt, wird es einen Tsunami an Engpässen geben.“ Die Bundesregierung trage die Verantwortung für Arzneimittelversorgung und dürfe der Richtlinie in dieser Form nicht zustimmen.

Daher fordert Bretthauer mindestens eine gründliche Folgenabschätzung auf die Arzneimittelversorgung. „Wenigstens aber muss bei der Finanzierung eine Balance aller Verursacher hergestellt werden. Es braucht eine ausgewogene Entscheidung, die unerwünschte Kollateralschäden vermeidet.“

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