Abda-Präsidentin kontert Ärzte-Kritik

Overwiening: „Es ist heute ein besonderer Tag“

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Berlin -

Abda-Präsidentin Gabriele Overwiening verspricht sich von den heute bundesweit startenden Covid-19-Impfungen in Apotheken einen „Booster“ für die derzeit etwas lahmende Impfkampagne. Im Interview mit dem Deutschlandfunk sagte sie aber auch, dass sie zum Start keinen Ansturm auf die Apotheken erwarte. Den kritischen Stimmen aus der Ärzteschaft hält Overwiening entgegen, die Mediziner:innen sollten sich auf das eigentliche Ziel fokussieren.

Rund 6000 Apotheker:innen haben sich laut Overwiening in den vergangenen Wochen schulen lassen. Nachdem auch die Anbindung an das Robert Koch-Institut (RKI) zur Meldung der verabreichten Impfungen und die Bestellung der Impfstoffe geregelt sind, können die Apotheken heute loslegen. „Die Herausforderung ist natürlich groß, weil wir eine Dienstleistung anbieten, die wir bis dato in der Form noch nicht angeboten haben“, so die Abda-Präsidentin.

Kein Ansturm erwartet

Mit einem Ansturm zum Start rechnet Overwiening nicht: „Ich glaube nicht, dass wir ab heute den großen Run auf die Apotheken erleben.“ Denn aktuell sei insgesamt ein Abschwächen der Impfwelle zu spüren. An dieser Stelle gibt sie den kritischen ärztlichen Kolleg:innen recht, „dass wir derzeit eher ein Impfüberangebot haben“, so die Abda-Präsidentin im Deutschlandfunk. „Dennoch glaube ich, dass es einen Booster geben wird, weil wir in den Apotheken eine ganz andere Möglichkeit des Kontaktes haben.“

Es gebe schon seit zwei Jahren die Möglichkeit, dass Apotheken in Modellprojekten gegen Grippe impfen, erinnert Overwiening. Denn Erfahrungen in anderen Ländern hätten gezeigt, dass die Impfbereitschaft insgesamt – auch in den Arztpraxen – steige, wenn die Menschen an verschiedenen Stellen mit dem Thema konfrontiert würden. „Dass wir jetzt die Covid-Impfungen vornehmen können, ist natürlich eine Herausforderung, aber da sind wir bereit unseren Beitrag für die Bekämpfung der Pandemie zu leisten.“

Die Abda-Präsidentin wurde im Deutschlandfunk-Interview auch gefragt, ob man in Apotheken in anderen Ländern mehr zutraue, schließlich seien diese anderenorts schon viel früher in die Impfkampagne einbezogen worden. „Ja, da sind wir in Deutschland ein bisschen zögerlich“, stimmt Overwiening zu. Das liege sicherlich an den „festen Strukturen“ im deutschen Gesundheitssystem, die zwar tragend seien, aber eben auch „hemmende Funktionen“ hätten, was solche Weiterentwicklungen beträfen.

Ärzteschaft tut sich keinen Gefallen

Das war eine recht unverblümte Anspielung auf die anhaltende Kritik aus Teilen der verfassten Ärzteschaft. Noch gestern hatte etwa Dr. Oliver Funken, Chef des Hausärzteverbands Nordrhein, mit der Bemerkung „Schuster, bleib bei deinen Leisten“ gegen die Einbeziehung der Apotheken geschossen. Overwiening dazu: „Ich glaube, dass sich damit niemand einen Gefallen tut.“ Sie sei überzeugt, dass die Heilberufe nur gemeinsam das Beste für die Patient:innen herausholen könnten.

„Wenn ich das aus der ausschließlichen Perspektive eines Arztes sehe, dann mag es ihm wirklich seltsam vorkommen, dass jetzt auch andere impfen – wenngleich wir als Heilberufe dafür die Experten sind“, so Overwiening weiter. Apotheken hätten ein gutes Vertrauensverhältnis zu den Patient:innen und nicht zuletzt bei der Rekonstitution der Impfstoffe bewiesen, dass sie sehr nah dran seien an der Anwendung von Arzneimitteln. Overwiening rät den ärztlichen Kolleg:innen deshalb, den Blick auf das eigentliche Ziel zu richten: möglichst vielen Menschen ein niedrigschwelliges Impfangebot zu machen.

Ob der heutige Tag ein „Quantensprung“ für die Branche sei und die Apotheken die Ärzteschaft künftig auch an anderer Stelle entlasten könnten? „Ja, es ist heute ein besonderer Tag: Wir dürfen jetzt impfen, sollen jetzt impfen.“ Overwiening verwies im Deutschlandfunk aber auch auf den Umstand, dass dieses neue Recht zunächst bis Ende des Jahres befristet sei. Parallel werden in den Grippeschutzmodellprojekten ermittelt, was solche Angebote bringen und wie gut sie angenommen werden. Die Abda werde versuchen, diese Impfungen dauerhaft als Leistung der Apotheken zu etablieren.

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