„Kaufmännisch lohnt sich Impfung nicht mehr“

Hinhaltetaktik der Abda: Apothekerin stellt Covid-Impfungen wieder ein

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Berlin -

Während manche Apotheker:innen dem Start der Covid-19-Impfung entgegenfiebern, plant Luise Mann bereits die erste Impfpause. Die Inhaberin der Thomas Mann Apotheke in Schiffweiler wird ihr Angebot vorerst einstellen. „Es lohnt sich aus kaufmännischer Sicht nicht.“ Gründe seien die sinkende Nachfrage und die Tatsache, dass sie Ärzt:innen anstellen muss, weil Abrechnung und Impfsurveillance durch Apotheken immer noch nicht geklärt sind.

Mann bietet Covid-19-Impfungen in ihren Praxisräumen über der Apotheke an. Dort impft vormittags ein Arzt. Nachmittags nutzt sie die Räumlichkeiten für eigene Impfaktionen. Die 64-Jährige bietet außerdem bereits in der zweiten Saison Grippeimpfungen an; für Corona-Impfungen bei über 18-Jährigen ist sie damit ausreichend geschult. „Ich habe 212 Menschen gegen Corona geimpft“, sagt sie. Zuvor beteiligte sie sich vor Silvester an einer kommunalen Aktion mit Ärzt:innen, die sie organisierte und bei der sie selbst auch 85 Menschen impfte.

Hinhaltetaktik mit Kalkül

„Ich stehe voll hinter der Impfung“, sagt die Apothekerin. Die Selbstauskunft über das Vorhandensein geeigneter Räume, die Qualifikation und die Versicherung habe sie der Kammer noch im Dezember geschickt. Die ehemalige langjährige Pharmazierätin betont, dass sie die Impfungen ordnungsgemäß und auf legalem Weg anbiete. Sie kritisiert jedoch, dass die letzten Weichen wie Abrechnung und die Anbindung an das Robert Koch-Institut (RKI) noch immer nicht gestellt seien. „Ich habe das Gefühl, dass man uns absichtlich zurückhalten möchten.“

Weil der Prozess noch nicht rund läuft, stellt sie Mediziner:innen auf Honorarbasis an. Diese kommen in die Praxisräume und impfen ebenfalls. Zuletzt sei die Nachfrage zurückgegangen. „Das Saarland ist gut durchgeboostert“, sagt Mann. Aufgrund der hohen Personalkosten werde sie das Angebot zunächst einstellen. Die Kosten seien bislang gedeckt worden – auch weil es eigene Räumlichkeiten waren und Mietkosten entfielen.

Shitstorm über Facebook

Ein Nachteil sei der Shitstorm, der nach der Ankündigung der Impftermine bei Facebook entstanden sei. „Die Kommentare sind teilweise unterirdisch und wurden sogar von Facebook selbst gelöscht.“ Sie stammten von Menschen aus ganz Deutschland. „Natürlich geht da die Bewertung der Apotheke nach unten. Ich musste mich erst einmal daran gewöhnen und verstehen, dass es nicht persönlich gemeint ist.“

Gelohnt habe sich das Impfangebot. „Wir haben die eine oder andere erste Impfung vermittelt bekommen.“ Am vergangenen Freitag etwa seien unter 31 Impfungen sieben Erstimpfungen gewesen. Viele Menschen seien sehr ängstlich und nicht unbedingt gegen eine Impfung. „Für die Reputation der Apotheke ist es toll“, sagt Mann. „Natürlich ist es nicht unsere Kernkompetenz, aber durchaus etwas, was wir können.“

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