Lieferengpässe

Spiegel-Redakteur sieht Apotheker in „Opferrolle“

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Berlin -

Während sich Apothekeninhaber:innen mit Arzneimittel-Triage und ethischen Konflikten beschäftigen, zeigt sich ein Spiegel-Redakteur irritiert: Wenn der Apothekerschaft das Thema der Lieferengpässe so sehr am Herzen liege, warum haben immer wieder Vertreter:innen der Abda beim Beirat des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) zu Liefer- und Versorgungsengpässen nicht teilgenommen, fragt sich Martin U. Müller. Mehr noch: Neben den aktuellen Lieferengpässen gäbe es zudem ganz andere Probleme.

Dass die Apotheker ein Problem mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) haben, weil dieser sich nicht für die Probleme der Vor-Ort-Apotheken interessiert, gibt Müller zu. Auch, dass die Pharmazeut:innen sich als „Leidtragende“ der Arzneimittelknappheit sehen, scheint ihm logisch.

Wenn es jedoch um die aktuellen Lieferengpässe geht, vertritt er eine klar seine eigene Meinung: Es stimme ja, dass Deutschland zu sehr am Tropf von internationalen Lieferketten hänge, aber ausgerechnet „der Mangel an Kochsalzlösung sorgt für so große Aufregung seitens der Apothekerschaft?“, fragt Müller. Dabei sei die Zahl der beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gemeldeten Lieferengpässe im Vergleich zum Vorjahr doch insgesamt gesunken.

Meldungen zu akuten Engpässen würden „zuverlässig die Angst der Patienten wecken“, so der Redakteur und „das Empfinden der Deutschen triggern“. So schlimm kann es ja nicht sein, denn: „Die Bundesbehörde sieht bei Kochsalzlösungen jedenfalls kein so großes Problem, dass sie den Stoff auf die Meldeliste der Mangelware gesetzt hätte“, heißt es weiter. Mittlerweile wurde die Bekanntmachung des Versorgungsmangels im Bundesanzeiger veröffentlicht.

Das Thema Lieferengpässe würde laut Müller die fachliche Sicht der Pharmazeute:innen vertragen. Aber stattdessen kämen „regelmäßig Aufschreimeldungen“ wie oder Allgemeinsätze wie jener von Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening: „Statt weniger, mehr Apotheke wagen“, zeigt sich der Redakteur unverständlich.

Wo ist die Apothekenlobby?

Es scheint den Apotheker:innen nicht so ernst zu sein, denn: „Wenn der Apothekerschaft das Thema der Lieferengpässe so sehr am Herzen liegt, irritiert auch folgender Umstand: Warum haben immer wieder Vertreter der obersten Apothekenlobby-Organisation [...] beim Beirat des Bundesgesundheitsministeriums zu Liefer- und Versorgungsengpässen nicht teilgenommen? Es ist jener Ort, wo das Thema hochrangig besprochen wird und alle Entscheider an einem Tisch zusammenkommen“, so Müller.

Zum Schluss fällt er den Inhaber:innen dann vollends in den Rücken: Denn während über scheinbar lapidare Kochsalzlösungsengpässe gesprochen werde, habe man in der Realität ganz andere Probleme. Konkret: Die neuen kommunalen Abwasserrichtlinien der EU. Kämen diese, dann müssten Klärwerke in größeren Städten Rückstände von Arzneimitteln aus den Abwässern herausfiltern. Die Kosten für das Vorhaben würden zu 80 Prozent auf die Arzneimittel- und Kosmetikhersteller umgelegt, was dann letztendlich für wirklich prekäre Engpässe sorgen würde.

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