Impfstoff-Beschaffung: Kanzlerin setzt Arbeitsgruppe ein APOTHEKE ADHOC, 05.01.2021 13:26 Uhr
-
Arbeitsgruppe soll Impfstoff beschaffen: Bundeskanzlerin Angela Merkel überlässt die Probleme nicht länger alleine Gesundheitsminister Jens Spahn. Foto: Andreas Domma
Berlin - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vertraut laut einem Bericht der Bild-Zeitung in Sachen Corona-Impfstoff nicht länger allein auf Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Bereits am morgigen Mittwoch soll sich eine Arbeitsgruppe der Bundesregierung um die Beschaffung von zusätzlichen Dosen kümmern.
Laut Bild-Bericht soll ein Krisen-Gipfel am Mittwoch beraten, wie die Produktion des Impfstoffes hochgefahren werden kann. Der Arbeitsgruppe gehören neben Spahn auch Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) an. Laut Bild kommt Merkels Entscheidung einer „Entmachtung“ Spahns gleich.
Der reagierte im ARD-Morgenmagazin gereizt und warf der SPD billige Wahlkampfmanöver vor: „In dieser echt schweren Phase der Pandemie, denke ich, erwarten die Bürgerinnen und Bürger zu Recht Geschlossenheit und Entschlossenheit ihrer Regierung“, sagte er. „Das funktioniert in so einer Phase nicht gut: gleichzeitig Regierung und Opposition sein zu wollen. Irgendwie hat es auch seit 20 Jahren für die SPD nicht gut funktioniert. Ich glaube nicht, dass das jetzt im Wahljahr besser läuft.“
Grünen-Chef Robert Habeck warf Union und SPD vor, das Vertrauen der Bevölkerung in die Corona-Impfung zu beschädigen. „Gegenseitige Schuldzuweisungen, nachträgliches Besserwissen und Wahlkampfvorspiele sind nicht das, was wir brauchen“, sagte Habeck am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. „Die Impfungen sind der Weg aus der Pandemie, und das Vertrauen in die Impfung ist das nötige Kapital. Dieses Vertrauen wird gerade durch die regierungstragenden Parteien verspielt.“ Stattdessen müsse die volle Kraft und Konzentration darauf gehen, dass die Probleme behoben werden.
„Es ist entscheidend, dass Deutschland ausreichend Impfstoff zur Verfügung hat und die Impfungen koordiniert, zügig und konsequent ablaufen“, sagte der Grünen-Vorsitzende. „Die Produktionskapazitäten und die verfügbare Impfstoffmenge müssen schnellstmöglich erhöht werden, die Abwicklung muss laufen.“ Es brauche zudem eine breite Informations- und Aufklärungskampagne der Bundesregierung. „Es muss intensiv über die Impfstoffe und ihre Wirkung, Nebenwirkungen aufgeklärt werden, um die Akzeptanz zu erhöhen“, forderte Habeck. „Auch der Bedarf an Information und Transparenz zur Verteilung des Wirkstoffs ist groß.“
Auch die FDP, die die Regierung und namentlich Spahn ähnlich wie die SPD attackiert, kritisierte den Koalitionsstreit. „Auf den Intensivstationen kämpfen die Ärzte um Menschenleben. Am Kabinettstisch kämpfen Union und SPD miteinander um die beste Presse“, twitterte ihr Parlamentsgeschäftsführer Marco Buschmann. „Das macht nicht nur mich fassungslos!“
Am Silvestertag hatte Lutz Stroppe, bis 2018 Staatssekretär im Gesundheitsministerium, seinem Ärger über den schleppenden Impfstart öffentich Luft gemacht: „Meine 88-jährige Mutter lebt in einer Senioreneinrichtung in Frankfurt. Das Impfen gegen Covid-19 begann diese Woche. Die Impfdosen reichen aber nicht, jetzt wird unter den Bewohnern verlost, wer zuerst geimpft wird. Meine Gefühle zu schildern, verbietet die Etikette.“
Lesen Sie auch
-
Bundesregierung sucht Alternativen Impfstoff-Produktion: Hilfe aus Russland? »
-
Impfdebakel SPD bläst zu „Frontalangriff“ auf Spahn »
-
Zu wenig Impfstoff bestellt? Bundesregierung verteidigt Impf-Strategie »
-
„Chaotische Zustände“ Klingbeil: Merkel soll von Spahn übernehmen »
-
„Gebot der Vernunft und der Solidarität“ Spahn ruft Gesundheitspersonal zur Impfung auf »
-
Zu wenig Impfstoff bestellt Lauterbach: „Ich bin derzeit schon entsetzt über Jens Spahn“ »
-
Kritik an Spahn wächst Wo bleibt der Impfstoff? »
Neuere Artikel zum Thema
-
EU-Kommission: 70 Prozent Corona-Impfrate bis zum Sommer »
-
Corona-Impfungen „Impfweltmeister“: Israel und USA liegen vorn »
-
SPD-Kritik Spahn und die Nadel im Heuhaufen »
-
Maßnahmen gegen den Impfstoffmangel Merkel setzt auf Biontech, verteidigt Spahn »
-
adhoc24 Kanzlerin setzt Task Force ein / Grüne: Schnelltests freigeben / Masken als Marketinginstrument »
- Lettland Impfchaos: Gesundheitsministerin muss gehen »
-
Impfstoff-Monopol gefordert: Ärzte wollen in Praxen impfen »
- adhoc24 Test-Räumlichkeiten unklar / Aldi-Zertifikat / Neuer Vorstand für ARZ Haan »
- „Volle Transparenz in einem geordneten Verfahren ermöglichen“ Spahn will weitere Masken-Deals öffentlich machen »
- Uneinigkeit über Teststrategie Regel-Wirrwarr: IN oder VOR der Apotheke testen »
Mehr aus Ressort
- Allgemeinverordnung zu Testzentren Schnelltests: NRW beauftragt Apotheken »
- Lindner fordert Sonderermittler zu Masken-Affäre CDU unter Druck: Löbel schmeißt hin »
- Nur 100.000 Downloads Zwei Monate nach Einführung: Kaum Nachfrage nach ePA »
APOTHEKE ADHOC Debatte